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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Dobbert, Eduard: Nino Pisano: Gest. in Pisa gegen 1368
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0056

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DIE RELIEFS AM D0A1 ZU ORVIETO.

kannte CompoRtlonslchema^, aber doch mit manchen Veränderungen; Io iR hier
der Verkündigungsengel vor der Raunenden Maria niedergekniet. Bei der aGe-
burt« iR zwar das Bademotiv beibehalten, aber das Kind iR nur einmal, in der
Krippe, zu fehen, von weicher die unter einer Bettdecke liegende Mutter eben
einen Vorhang emporhebt, während die eine der Wartfrauen die Arme ausRreckt,
um das Kind zum Bade in Empfang zu nehmen. Man Reht, die DarRellung
kommt der Wirklichkeit näher. Beim nbethlehemitilchen Kindermorde«: erinnern
die Schreienden Mütter lebhaft an Giovanni Pilano, an deffen Stil die DarRellungen
überhaupt vielfach anklingen, doch Sa, dals feine gewaltfame Art meiR etwas ge-
mildert erfcheint.
Die ausdrucksvollRen Gehalten weiR wohl das ajüngRe Gerichte auf. Untere
Abbildung auf Seite 41 iR diefem Cyclus entnommen. Wie lebhaft iR in den
ihren Gräbern EntReigenden Furcht und Rührung,, Andacht und Staunen ausge-
drückt und zugleich bei mehreren der trefflichen nackten Gehalten die körper-
liche AnRrengung, die das HervorReigen aus den Gräbern verurfacht. Jener Theil
diefes Bilderkreiles, der uns mehrere Teufel von bizarrer Gehalt zeigte wie Re
zahlreiche Sünder an langen Leinen zur Hölle zerren., deutet auf nordifchen Ein-
Rufs, denn ähnliche CompoRtionen Rndet man wiederholt an gothilchen Kirchen
diesfeits der Alpen. Die DarRellung der HöllenRrafen felbR athmet wieder einen
leidenschaftlichen GeiR in der Weife Giovannfs: Furcht und VerzweiRung, Schmerz
und Reue bilden hier eine reiche Scala von EmpRndungen; die Behandlung des
Nackten aber zeigt,, verglichen mit Giovannfs Werken, ein vorgefchrittenes ana-
tomisches Können.
Die FaRadenreliefs in Orvieto weifen bereits direkt auf die KunR der Re-
naiffancezeit hin. Die eben genannten Scenen aus dem jtingRen Gericht bilden
eine VorRufe zu Signorelli's gewaltigen CompoRtionen im Dom zu Orvieto, wie
diele wiederum eine VorRufe Rnd zu Michelangelo^ yjüngRem Gericht« in der
Sixtinilchen Capelle.

B e m e r k u n g e n.
Zu S. 16. Eine ZufammenAellung der Literatur über die Herkunft von Niccolo Pifano's Stil, fo-
wie überhaupt eine eingehende Betrachtung feiner Kunftweife in Schnaafe's Gefchichte d. bild. KünAe.
2. AuH. Bd. VII.
Zu S. 1$. In Pifa iA auch fchon vor Niccolo Pifano der Verfuch gemacht worden, antike Sarko-
phage nachzuahmen. Des MeiAers Biduinus ReliefdarAellung eines Löwen, der ein Reh überwältigt (im
Campo Santo, abgeb. bei Lasinio, tav. X) iA offenbar in Anlehnung an ähnliche antike Bildwerke, deren
das Campo Santo mehrere besitzt, entstanden.
Zu S. 20. Der Wortlaut des Vertrages bei Rumohr, Ital. Forfchungen II, 145 und Milanesi,
Documenti sanesi, I, 145 A.
Zu S. 25—29. Ueber das Grabmonument des h. Dominicus vergl. die Auseinanderfetzungen in
Schnaafe's Geschichte d. bild. KünAe, 2. Aufl. VII., S. 279 ff. und die dafelbA angegebenen Quellen; über den
Brunnen zu Perugia vor Allem Vermiglioli, Le sculture . . . ., che ornano la fontana maggiore di Perugia.
Die Notiz bezüglich der Theilnahme Arnolfo's an dem Werke zu Perugia bei Cavalcafelle e Crowe,
Storia della pittura in Italia, I, 206.
Zu S. 31. Ueber Fra Guglielmo handelt ausführlich Marchese, Memorie de! piu insigni pittori,
scultori ed architetti Domenicani, 3. AuH. I, p. 106 A.
 
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