DIE RELIEFS AM DOM ZU ORVIETO.
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gegenwärtigen verlucht habe. In Venedig wie in Mailand, in Rom wie im Eid-
lichen Italien Endet der Reitende immer wieder Sculpturen, die ihn bald an
Niccolo, bald an Giovanni oder Andrea erinnern. Ein Werk aber kann ich nicht
ungenannt laflen, in welchem Ech gleichlam der gelammte Entwicklungsgang der
Pilanilchen Sculptur noch einmal lpiegelt. Ich meine die Reliefs an der Dom-
faffade zu Orvieto.
Wer ihr Urheber iR, wiffen wir nicht. Wahrfcheinlich haben zahlreiche
Hände daran gearbeitet. Der Gelammtplan mag von Lorenzo Maitani aus Siena,
dem langjährigen Leiter des Dombaus zu Orvieto, herRammen. Es wird ferner
ein Ramo di Paganello genannt. Auch Andrea und Nino Piiano, die ja, wie wir
fahen, ebenfalls eine Zeitlang am Dom befchäftigt waren, mögen an den Reliefs
ihren Antheil haben; jedenfalls iE es Pilanifcher Stil, der hier dominirt.
Es End gewiffermaafsen vier grolse Epopöen, die uns hier an dem unteren,
von den drei Portalen durchbrochenen Theile der Faffade, in Stein gehauen, vor-
getragen werden. ZuerR die Schöpfungslegende., dann Scenen aus den ^Propheten«,
drittens das Leben Jefu und fchlielslich das jtingRe Gericht. Von märchen-
haftem Zauber End die Scenen, welche die Erfchaffung des Thierreichs, der erRen
Menfchen, den Sündenfall, die Vertreibung aus dem Paradiefe, Kain und Abel
darRellen. Macht der Relieffchmuck der Faffade als ein Ganzes betrachtet auf
den erRen Blick einen überreichen Eindruck, Io End die einzelnen Scenen., be-
londers diefer erRen Hauptabtheilung, keineswegs allzu Egurenreich. Ein geiR-
reicher Gedanke des KünRlers war es , den einzelnen Erfchaffungsfcenen Engel
beizufügen, in deren Antlitz und Geberden Ech das Staunen über die wunderbaren
Vorgänge lpiegelt. (Vgl. S. 40.) Unter dielen Engeln End lo anmuthige und zarte Ge-
Ralten, dafs man darin Andrea Pifano's Hand zu erkennen glaubt. Eine ähnliche
Rolle fpielen auch die Engel bei den Scenen aus ChriRi Leben, nur dafs hier bei
den PafEonsfcenen an die Stelle der innigen Freude tiefRes Mitleid tritt. Die
Vorgänge felbR zeigen zum Theil das uns von den Kanzeln NiccoloL her be-
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gegenwärtigen verlucht habe. In Venedig wie in Mailand, in Rom wie im Eid-
lichen Italien Endet der Reitende immer wieder Sculpturen, die ihn bald an
Niccolo, bald an Giovanni oder Andrea erinnern. Ein Werk aber kann ich nicht
ungenannt laflen, in welchem Ech gleichlam der gelammte Entwicklungsgang der
Pilanilchen Sculptur noch einmal lpiegelt. Ich meine die Reliefs an der Dom-
faffade zu Orvieto.
Wer ihr Urheber iR, wiffen wir nicht. Wahrfcheinlich haben zahlreiche
Hände daran gearbeitet. Der Gelammtplan mag von Lorenzo Maitani aus Siena,
dem langjährigen Leiter des Dombaus zu Orvieto, herRammen. Es wird ferner
ein Ramo di Paganello genannt. Auch Andrea und Nino Piiano, die ja, wie wir
fahen, ebenfalls eine Zeitlang am Dom befchäftigt waren, mögen an den Reliefs
ihren Antheil haben; jedenfalls iE es Pilanifcher Stil, der hier dominirt.
Es End gewiffermaafsen vier grolse Epopöen, die uns hier an dem unteren,
von den drei Portalen durchbrochenen Theile der Faffade, in Stein gehauen, vor-
getragen werden. ZuerR die Schöpfungslegende., dann Scenen aus den ^Propheten«,
drittens das Leben Jefu und fchlielslich das jtingRe Gericht. Von märchen-
haftem Zauber End die Scenen, welche die Erfchaffung des Thierreichs, der erRen
Menfchen, den Sündenfall, die Vertreibung aus dem Paradiefe, Kain und Abel
darRellen. Macht der Relieffchmuck der Faffade als ein Ganzes betrachtet auf
den erRen Blick einen überreichen Eindruck, Io End die einzelnen Scenen., be-
londers diefer erRen Hauptabtheilung, keineswegs allzu Egurenreich. Ein geiR-
reicher Gedanke des KünRlers war es , den einzelnen Erfchaffungsfcenen Engel
beizufügen, in deren Antlitz und Geberden Ech das Staunen über die wunderbaren
Vorgänge lpiegelt. (Vgl. S. 40.) Unter dielen Engeln End lo anmuthige und zarte Ge-
Ralten, dafs man darin Andrea Pifano's Hand zu erkennen glaubt. Eine ähnliche
Rolle fpielen auch die Engel bei den Scenen aus ChriRi Leben, nur dafs hier bei
den PafEonsfcenen an die Stelle der innigen Freude tiefRes Mitleid tritt. Die
Vorgänge felbR zeigen zum Theil das uns von den Kanzeln NiccoloL her be-