WANDMALEREIEN IM CAM PO SANTO ZU PISA.
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aus einer Concurrenz, bei welcher es lieh um das Modell für einen Pfeiler handelte,
als Sieger hervor.
Vom Jahre 1368 ift eine Urkunde erhalten, aus welcher erlichtlich, dafs
Orcagna damals fchwer erkrankt war. Eine ihm aufgetragene Arbeit; ein Bild
des h. Matthäus für Orsanmichele, ward defshalb feinem Bruder Jacopo zur
Vollendung übergeben. Es ift nicht unwahrlcheinlich, dafs Orcagna damals
geflorben. Aus einer andern Urkunde (vgl. Milanesi's Ausgabe des Vafari S. 608
n. 1.) ift zu erfehen, dafs er jedenfalls im Jahre 1376 verftorben war. Dasfelbe
Schriftftück nennt Francesca di Bencino Azzucci als feine Ehefrau; Tena; die
Gattin des Ruggero di BenedettO; fowie Romola; Gattin des Criftoforo Riftori,
als feine Töchter.
Wir können von Orcagna nicht Icheiden, ohne ein Werk zu belprechen,
welches bis vor wenigen Jahrzehnten auf Vafarks Angabe hin als eine feiner
gröfsten Leiftungen galt, dann ihm aber abgefprochen wurde: es ift das berühmte
»jüngfte Gerichte im Campofanto zu Pifa nebft dem noch berühmteren sogenannten
»Triumph des Todes« ebenda. Ernft Förfter hatte fchon in feinen im Jahre 1833
erfchienenen »Beiträgen zur neueren Kunftgefchichte« auf die Unverträglichkeit von
Vafarks Angabe mit den beglaubigten Werken OrcagnaN hingewiefen; lpäter
brachten Crowe und Cavalcafelle die betretfenden pifaner Wandmalereien mit den
Lorenzetti in Verbindung und neuerdings hat Milanhe (Sulla ftoria delk arte
Toscana scritti varj, 33p ff. und in feiner neuen Ausgabe des Vafari I, 467 ff.)
es für wahrfcheinlich erklärt, dafs die Fresken im Campo fanto von dem horen-
tiner Maler Bernardo Daddi ftammen. Wenn ich dennoch die Bilder im Anfchlufs
an Orcagna betrachte, fb gefchieht es, weil ich trotz Allem, was dagegen gefagt
worden, einen Zufammenhang diefer Malereien mit feiner Kunft annehmen mufs-
Nachdem Vafari Orcagna's Fresken in Sta. Maria Novella, lo wie die jetzt
nicht mehr vorhandenen Wandmalereien in der Servitenkirche, die Krönung der
Maria für S. Pietro maggiore (gegenwärtig in der Nationalgalerie zu London), fb
wie ein anderes Bild in S. Romeo und die zu Grunde gegangenen Frescomale-
reien an der Faffade von S. Apollinare genannt, fährt er fort: »Durch den Ruf
diefer Werke, welche lehr gepriefen wurden, dazu bewogen, beriefen diejenigen,
die damals Pifa regierten, Orcagna, damit er einen Theil der Mauer im Campo
fanto dieler Stadt ausmalte . . . Andrea legte Hand ans Werk und malte dalelbft
ein »jüngftes Gericht«, mit einigen eigenen Phantahen.« Unter diefen letzteren
verfteht Vafari den »Triumph des Todes«. Es folgt eine Befchreibung der beiden
Bilder, und dann erzählt Vafari weiter, Orcagna habe noch einige Marmor-
iculpturen für eine pilaner Kirche gefertigt, dann fei er nach Florenz zurückge-
kehrt, leinen Bruder Bernardo aber habe er zurückgelaffen, damit derfelbe auf
eigene Hand eine »Hölle« malte. Diefes Bild fei im Jahre 1330 verdorben und
von Sollazino, einem Zeitgenoffen Valari's, wieder hergeftellt worden. An und
für hch lege ich auf diefe Mittheilungen Vafari's kein grofses Gewicht, da die
Leichtfertigkeit, mit welcher er berühmte Kunftwerke unter berühmte Meifter
vertheilt, nur zu oft zu Tage getreten ift. Auch erregt Vafari's Angabe inlofern
Verdacht, als er ein anderes Campolanto-Bild, das im Stil mit dem »Triumph
des Todes« und dem »jüngften Gericht« vollkommen übereinftimmt, jenes Fresco
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aus einer Concurrenz, bei welcher es lieh um das Modell für einen Pfeiler handelte,
als Sieger hervor.
Vom Jahre 1368 ift eine Urkunde erhalten, aus welcher erlichtlich, dafs
Orcagna damals fchwer erkrankt war. Eine ihm aufgetragene Arbeit; ein Bild
des h. Matthäus für Orsanmichele, ward defshalb feinem Bruder Jacopo zur
Vollendung übergeben. Es ift nicht unwahrlcheinlich, dafs Orcagna damals
geflorben. Aus einer andern Urkunde (vgl. Milanesi's Ausgabe des Vafari S. 608
n. 1.) ift zu erfehen, dafs er jedenfalls im Jahre 1376 verftorben war. Dasfelbe
Schriftftück nennt Francesca di Bencino Azzucci als feine Ehefrau; Tena; die
Gattin des Ruggero di BenedettO; fowie Romola; Gattin des Criftoforo Riftori,
als feine Töchter.
Wir können von Orcagna nicht Icheiden, ohne ein Werk zu belprechen,
welches bis vor wenigen Jahrzehnten auf Vafarks Angabe hin als eine feiner
gröfsten Leiftungen galt, dann ihm aber abgefprochen wurde: es ift das berühmte
»jüngfte Gerichte im Campofanto zu Pifa nebft dem noch berühmteren sogenannten
»Triumph des Todes« ebenda. Ernft Förfter hatte fchon in feinen im Jahre 1833
erfchienenen »Beiträgen zur neueren Kunftgefchichte« auf die Unverträglichkeit von
Vafarks Angabe mit den beglaubigten Werken OrcagnaN hingewiefen; lpäter
brachten Crowe und Cavalcafelle die betretfenden pifaner Wandmalereien mit den
Lorenzetti in Verbindung und neuerdings hat Milanhe (Sulla ftoria delk arte
Toscana scritti varj, 33p ff. und in feiner neuen Ausgabe des Vafari I, 467 ff.)
es für wahrfcheinlich erklärt, dafs die Fresken im Campo fanto von dem horen-
tiner Maler Bernardo Daddi ftammen. Wenn ich dennoch die Bilder im Anfchlufs
an Orcagna betrachte, fb gefchieht es, weil ich trotz Allem, was dagegen gefagt
worden, einen Zufammenhang diefer Malereien mit feiner Kunft annehmen mufs-
Nachdem Vafari Orcagna's Fresken in Sta. Maria Novella, lo wie die jetzt
nicht mehr vorhandenen Wandmalereien in der Servitenkirche, die Krönung der
Maria für S. Pietro maggiore (gegenwärtig in der Nationalgalerie zu London), fb
wie ein anderes Bild in S. Romeo und die zu Grunde gegangenen Frescomale-
reien an der Faffade von S. Apollinare genannt, fährt er fort: »Durch den Ruf
diefer Werke, welche lehr gepriefen wurden, dazu bewogen, beriefen diejenigen,
die damals Pifa regierten, Orcagna, damit er einen Theil der Mauer im Campo
fanto dieler Stadt ausmalte . . . Andrea legte Hand ans Werk und malte dalelbft
ein »jüngftes Gericht«, mit einigen eigenen Phantahen.« Unter diefen letzteren
verfteht Vafari den »Triumph des Todes«. Es folgt eine Befchreibung der beiden
Bilder, und dann erzählt Vafari weiter, Orcagna habe noch einige Marmor-
iculpturen für eine pilaner Kirche gefertigt, dann fei er nach Florenz zurückge-
kehrt, leinen Bruder Bernardo aber habe er zurückgelaffen, damit derfelbe auf
eigene Hand eine »Hölle« malte. Diefes Bild fei im Jahre 1330 verdorben und
von Sollazino, einem Zeitgenoffen Valari's, wieder hergeftellt worden. An und
für hch lege ich auf diefe Mittheilungen Vafari's kein grofses Gewicht, da die
Leichtfertigkeit, mit welcher er berühmte Kunftwerke unter berühmte Meifter
vertheilt, nur zu oft zu Tage getreten ift. Auch erregt Vafari's Angabe inlofern
Verdacht, als er ein anderes Campolanto-Bild, das im Stil mit dem »Triumph
des Todes« und dem »jüngften Gericht« vollkommen übereinftimmt, jenes Fresco