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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Dobbert, Eduard: Fra Giovanni Angelico da Fiesole: geb. in der Nähe des Schlosses Vicchio 1387, gest. in Rom 1455
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0202

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CHARAKTER SEINER KUNST.

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aber beStzt Cortona einige Werke feiner Hand, welche, ein Späteres Biid aus-
genommen^ wohl vor dem Jahre 1418, in welchem Fra Giovanni mit den übrigen
Mönchen nach Fiefole zurückgekehrt fein wird, entftanden find.
Ob er bereits vor dem Eintritt ins Klofter Künftler war oder erft in Cortona
lieh der Kunft zugewendet, läßt sich nicht ermitteln; ebenfo ift nichts über feine
Lehrer überliefert. Einerfeits hat man gemeint, er fei aus der Miniatorenfchule
feines KloSers hervorgegangen, eine Muthmaßung, welche' durch die überaus
forgfältige miniaturartige Ausführung feiner Malereien betätigt zu werden Scheint,
andererleits ift von Crowe und Cavalcafelle auf die Wahrscheinlichkeit eines
Schulzufammenhanges mit Starnina und vor allem auf die Geistesverwandtschaft
Fieföleß mit Mafolino hingewiefen worden, lo wie auf das Gemeinfame, das die
Technik der beiden Meifter hat: ))bei beiden die Benutzung glatten Grundes,
Schwache Schatten und Süffige Tinten, hier wie dort leichte und taubere Archi-
tektur, aber mit mangelhafter Perfpective und ohne Verhältnifs zu den menfch-
lichen Gestalten, gleiche Formen des Gewandwurfs, nur daß fie bei Angelico
größer und breiter behandelt Snd.a
Einen großem EinSuß als lebende Meifter haben die Werke der vorange-
gangenen Epoche auf Fra Giovannfs Kunft geübt: Giotto, Orcagna waren feine
eigentlichen Lehrmeister. Früh mag der Vater ihn in das nahe Florenz geführt
haben; noch ehe er ins Klofter trat, mag er in Sta. Croce und Sta. Maria Novella
Sch in die KunftempSndung des Trecento verfenkt haben, eine EmpSndungsweife,
die er Sch fo Sehr aneignete, dafs Se ihn der Einwirkung der in feiner Zeit
rings um ihn herrschenden neuen, realiSifchen Kunstrichtung im Wesentlichen
unzugänglich machte.
Während feine Sorentinilchen Zeitgenoffen, die Ghiberti, Mafaccio, Donatello,
Sch mit Liebe in die Natur verfenkten und danach trachteten, die Wirklichkeit
nicht bloß in einer andeutenden Weife, fondern bis ins Einzelne wahr wiederzu-
geben, huldigte Fiefole einem Idealismus, wie ihn die Kunft wohl noch nicht
erlebt hatte. Er begnügte Sch anfangs mit einer nur ganz allgemeinen Kenntniß
des menSchlichen Körpers, die perfpektivifchen Studien, welche damals gerade
in Florenz mit grofsern Eifer betrieben wurden und eine richtige Darstellung der
architektonifchen Hintergründe erft ermöglichten, hatten für ihn, wie es fcheint,
wenig Reiz. ErS in den Arbeiten feiner Spätem Zeit ift die Architektur mehr
der Wirklichkeit entsprechend gemalt. Es kam ihm eigentlich nur darauf an,
leinen Gehalten die Schwärmerifch religiöfe EmpSndung einzuhauchen, die ihn
befeelte, und diefe EmpSndung ift von einer Wärme, ja von einer hinreißenden
Glnth, dafs wir darüber die zahlreichen Mängel feiner Zeichnung, feiner Modelli-
rung vergehen. Die Keime diefer ReligiöStät fanden wir bei den Sienefen, bei
Orcagna; in hiefble haben Se Sch zur Blüthe entfaltet. Wo es gilt wahre An-
dacht, religiöfes Hingeriffenfein, innerlichste Herzensfreude oder tiefen, Stillen
Seelenfchmerz darzuhellen, dürfte unfer Meiher unübertroffen fein. Am beften
gelingt ihm die Darstellung engelhaft reiner Charaktere, einer durch nichts
zu trübenden Seelenfeligkeit. So iS denn fein Beiname xAngelicoK, der Sch
bereits zwanzig Jahre nach feinem Tode nachweifen läßt, überaus bezeichnend,
und nicht minder das ^beato«, das häuSg hinzugefügt wird. Hier liegt nun
aber auch die Grenze feines Talentes. Sobald Sch Fiefole auf das Gebiet des
energifch Tragifchen begiebt, Sobald er Böfes oder gar Dämonifches darzuhellen
 
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