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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Dobbert, Eduard: Fra Giovanni Angelico da Fiesole: geb. in der Nähe des Schlosses Vicchio 1387, gest. in Rom 1455
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0203

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FRA GIOVANNI ANGELICO DA FIESOLE.

hat, veriagen leine Kräfte. Gelingt ihm auch hier einmal eine Figur, ein Motiv,
io iF dies weniger fein Verdient! als dasjenige feiner Vorgänger,, an die er fich
gehalten.
Meifterhaft charakterihrt Vafari die Kunft Fra AngelicoL, indem er dielelbe
im Zuiammenhang mit der Lebensweife, dem religiöfen und fittlichen Verhalten
deffelben betrachtet, wobei freilich wieder unfer Verdacht rege ift, dafs Vafari
die Kenntnifs diefer feiner Lebensweife nicht aus hiPorifchen Quellen gefchöpft,
fondern die Schilderung derfelben dem Charakter der Fiefolehchen Werke ange-
pafst hat. Wir leien bei Vafari: ^Wollte Gott, dafs alle Geiitlichen ihre Zeit fo
zubrächten, wie es der wahrhaft engelgleiche Pater that; denn er weihte die ganze
Zeit feines Lebens dem Dienfte Gottes., dem Wohle der Welt und feines Näch-
ften. Und was kann und mufs man wohl mehr wünfchen, als fich durch ein
heiliges Leben das Himmelreich und durch meifterhafte Werke den ewigen Nach-
ruhm hienieden zu erwerben. Und in der That, es konnte und mufste die höchfte
Befähigung., wie die des Fra Giovanni; nur einem Menfchen von heiligftem Lebens-
wandel zu Theil werden. Fra Angelico war ein fchlichter Mann und
fromm in allen feinen Sitten; und es kennzeichnet feine Herzenseinfalt; dafs eines
Morgens; als Papft Nikolaus V. ihm ein Frühftück anbot; er fich ein Gewiffen daraus
machte; ohne die Erlaubnifs feines Priors Fleifch zu eFenj- indem er der Autorität
des Papftes nicht gedachte. Er vermied alles weltliche Treiben und; rein und
fromm lebend; Fand er den Armen fo nahe; wie jetzt ficherlich feine Seele dem
Himmel nahe fteht. Er übte fich unabläffig in der Malerei; widmete aber
feine Kunft ausfchliefslich den Heiligen. Er hätte reich fein können; doch trach-
tete er nicht danach; ja er pflegte zu lagen; der wahre Reichthum beftehe in
nichts anderem; als fich mit Wenigem zu begnügen. Er hätte Vielen befehlen
können; doch wollte er es nicht; indem er meinte; es fei weniger mühevoll und
man vermeide den Irrthum, wenn man Anderen gehorche. Es lag in feiner
Macht; fich im Orden und aufserhalb Würden zu erwerben; aber er achtete ihrer
nicht; indem er verficherte; keine andere Würde zu pichen, als der Hölle zu ent-
fliehen und fich dem Paradiefe zu nähern. Und in der That; welche Würde
liefse fich diefer gleich Fellen; welche die GeiPlichen, ja alle Menfchen erFreben
tollten; und welche nur in Gott und in einem tugendhaften Leben gefunden wird.
Er war menichenfreundlich und enthaltiam und entging den Schlingen der Welt
durch keufchen Wandel, indem er häufig zu lagen pflegte, dafs wer diefe KunF
betreibe, der Ruhe und eines Lebens, frei von (weltlichen) Gedanken, bedürfe
und dafs wer ChriFi Leben darFelle, immer bei ChriFus fein mtiffe. Nie fah man
ihn in Zorn unter den Brüdern, was mir grofs, ja faF unglaublich erfcheint; einfach
lächelnd pflegte er die Freunde zu ermahnen. Mit unglaublicher Liebenswürdig-
keit fagte er jedem, der ein Werk von ihm zu haben wünfchte, er möge die
Erlaubnifs des Priors einholen, dann werde es an ihm nicht fehlen. Mit einem
Wort, diefer nie genug zu preifende Pater war in Wort und That demüthig und
befcheiden und in feinen Malereien gefällig und fromm; und die Heiligen, die er
darFellte, haben mehr das Ausfehen und das Wefen von Heiligen, als diejenigen
irgend eines andern Malers. Er pFegte keine feiner Arbeiten zu übergehen oder
zu verbeFern, fondern liefs Fe immer fo Fehen, wie Fe Feh ihm zuerF ergeben
hatten, indem er (nach feiner Auslage) glaubte, fo fei es Gottes Wille gewefen.
Einige lagen, er habe nie den Piniel zur Hand genommen, ohne vorher fein
 
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