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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Bode, Wilhelm von: Luca della Robbia: geb. in Florenz 1399, gest. ebenda 1482
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0303

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DIE KÜNSTLERFAMILIE DELLA ROBBIA.

nifcher Räume und behandelte diefe dem entfprechend; feine volle bildnerifche
Thätigkeit widmete er, wie feine grofsen Zeitgenoffen, der Darltellung in Marmor
und Bronze, und in beiden Materialen hat er eine Reihe trefflicher Kunflwerke
hervorgebracht, nach denen feine künhlerifche Bedeutung in erfter Linie bemeffen
werden mufs. Demnach beruht die Berechtigung der Stellung, die er unter feinen
Zeitgenoffen einnimmt, namentlich auf dem eigenartigen hohen Schönheitshnn,
welcher feine Gehalten bei aller naturaliftifchen Treue der Auffaffung ftets be-
feelt, und in der ftilvollen Behandlung des Reliefs, worin kein anderer Künfller
der Renaiffance ungefucht und naiv dem klafhfch griechifchen Reliefftil fo nahe
gekommen ift, wie grade Luca della Robbia.
Bei einem Meifter, deffen feelenvolle Schöpfungen uns in fo eigener Art
berühren, ift es uns modernen Kunftfreunden gewiffermafsen Herzensbedürfnifs,
auch über den Menfchen etwas zu erfahren. Aber die neuere Urkundenforfchung
hat bisher nur wenige nüchterne Markfteine feiner Lebenszeit feftgeftellt; und
Vafari läfst uns hier, wie in fo manchem anderen Falle, fall völlig im Stiche,
nicht etwa aus Mangel an Nachrichten — denn er kannte noch als Jüngling, wie
er felbft erzählt, Luca's Neffen Andrea und kam jedenfalls mit mehreren von
deffen Söhnen in nähere Berührung —, fondern weil ihm und feiner Zeit die
Ferfönlichkeit gegen den Künfller in den Hintergrund trat. Was wir aus Vafari
wiffen, und was durch die Veröffentlichung einzelner Urkunden verbeffernd oder
erweiternd hinzugefügt worden ift, ift etwa Folgendes:
Luca di Simone di Marco della Robbia wurde iß$Q zu Florenz geboren,
nicht fchon 1388, wie Vafari angiebt. Denn zum Katafter von 142/ giebt fein
Vater Simone das Alter Luca's auf 2/, und 1437 giebt diefer felbft es auf 38
Jahre an. Nach einem für feine Zeit gründlichen Elementarunterricht kam der
Knabe zu einem Goldfehmied in die Lehre. Vom Goldfchmiedehandwerk, dem
er gewifs ein gut Theil der höchft fauberen Vollendung aller feiner Arbeiten
verdankt, wandte er fleh aber, gleich fo manchem feiner Zeitgenoffen, nachdem
er das Handwerk gelernt hatte, auf der Grundlage deffelben der freien Plaftik
zu. Eine kleine Zahl von Urkunden giebt uns von nun an trockene Auskunft
über verfchiedene Contracte für künftlerifche Arbeiten, über den Vermögens-
ftand, über das Teftament, endlich über den Tod desKünftlers, der am 22. Sep-
tember 1482 ftarb und in San Piero Maggiore beftattet wurde. Aus diefen nüchternen
Angaben können wir wenigftens einigen Anhalt für die Charakteriftik des Menfchen
gewinnen. Luca war ein ebenfo fleifsiger als in feltenem Mafse pünktlicher Ar-
beiter; auch von ^berechtigten« Künftlereigenthümlichkeiten, wie von Eiferfucht,
Neid und Eigennutz, fcheint er völlig frei gewefen zu fein. Unverheirathet richtete
er fein Streben, abgefehen von feiner künftlerifchen Thätigkeit, auf die Unter-
ftützung ärmerer Familienmitglieder und auf die Ausbildung feines Neffen Andrea
zum Bildhauer. Mit ihm und deffen Bruder Simone, der als Schulter das Gefchäft
des Vaters fortführte, bewohnte er feit 1447 ein Haus in der Via Guelfa, welches
er gemeinfam mit feinem Bruder erworben hatte. Im Jahre 1472 wurde er zum
Vorhände der HorentineijKünftlerfchaft erwählt, lehnte aber mit Rückficht auf fein
Alter diefen Ehrenpoften ab. Ein einfacher Mann, der, fchlecht und recht im
Handel und Wandel, treu zu feinen Verwandten fleht und offen und freundlich
 
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