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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Bode, Wilhelm von: Andrea Della Robbia: Geb. in Florenz  1437; gest. ebenda 1528
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0315

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DIE KÜNSTLERFAMILIE DELLA ROBBIA.

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In Arezzo felbd find in der Madonnenkapelle des Domes mehrere Altäre
durch Vafari als Werke Andrea's bezeichnet; unter ihnen ift die Dardellung der
Dreieinigkeit das fchönde und des Kündlers felbd völlig würdig. Bedeutender
noch find eine Reihe von Altären in dem bekannten Wallfahrtsorte La Verna in
den Appenninen oberhalb Arezzo: Die Verkündigung, eine Madonna della Cintola,
eine Anbetung des Kindes, eine Kreuzigung und — geringer als diefe faft gleich
trefflichen und charakteriflifchen Werke —- eine Himmelfahrt Chrifli.
In Florenz gehören nach der Zeit der Entftehung der Gebäude, au denen
he fich befinden, zu den früheften und zugleich hervorragendften Arbeiten Andrea's
die bekannten Medaillons mit den Wickelkindern am Friefe über der Halle der
Innocenti, die einen unerfchöpflichen Schatz von heiterer Anmuth und naiver
Kindlichkeit darbieten, fowie im Hofe die reizvolle Lünette mit der Verkündigung
über der Thüre zur Kapelle. Die in ähnlicher Weife am Friefe der Halle
gegenüber Sta. Maria Novella angebrachten Medaillons mit Heiligenfiguren flehen
hinter der herrlichen Thürlünette unter derfelben Halle, welche die Begegnung
des hl. Dominicus mit dem hl. Franciscus darftellt, wefentlich zurück. Wenn
fich die Bezeichnungen "dall anno 1431" und wall anno 149$«, an den Relief-
portraits, die Luca und Andrea darflellen follen, auf Anfang und Vollendung diefer
Arbeit beziehen, wie wahrfcheinlich, fo würde der Beginn derfelben noch dem
Luca zuzufchreiben fein.
Für die unter fich fehr verwandten Darftellungen der Maria mit dem Kinde,
welche in halber oder ganzer Figur, allein oder umgeben von Heiligen, gekrönt
von Engeln, in einer Glorie von Cherubim oder gefegnet von Gott Vater als
Tabernakel, Thürlünetten und Altäre in Florenz und dem übrigen Toscana fo
zahlreich verbreitet find, bietet die an fleh wenig bedeutende Lünette über dem
Hauptportal des Doms zu Piftoja den deherden Anhalt, da diefelbe urkundlich
1505 von Andrea unter Beihilfe feiner Söhne angefertigt wurde. Danach ift auf
Andrea,, auf den auch fchoti die Jahreszahl (1489) hinweift, auch die weit ftrengere
und vollendet fchöne Lünette über der Hauptthüre des Domes von Prato, wofelbft
Andrea 1491 die Medaillons mit den Evangeliften in der Kuppel der Madonna
delle Carceri zur Aufftellung brachte, zurückzuführen: Maria zwifchen den hh.
Stephanus und Laurentius in einer Glorie von Cherubim, die an holdem Aus-
druck der fchönen Köpfe den Altären in La Verna gleichfteht. Ganz ähnlich,
wenn auch nicht von gleicher Schönheit, ift die Lünette mit Maria zwifchen den
hh. Urfula und Franciscus in der Akademie zu Florenz. Ueber den Ausdruck
holder Lieblichkeit hinaus zu wirklicher Gröfse und eine an Verrocchio erinnernde
Energie geht das kleine Tabernakel mit Maria und dem Kinde im Chor von Sta.
Maria Nuova zu Florenz, wohl eines der früheften Werke des Künftlers. Diefem
nahe kommt ein anderes wefentlich fpäteres Tabernakel, jetzt im Bargello,
mit einem htibfehen Unterfatze aus Sandftein im Stile Donatello's, fowie ein
zweites in zierlicher Einrahmung ebendort. Unter verfchiedenen gröfseren
Altären, welche Maria thronend zwifchen Heiligen darftellen, hat wohl (aufser
den bereits genannten Arbeiten in Arezzo u. f. f.) den meiden Anfpruch auf die
Hand des Andrea ein Altar, von welchem das fchönde Exemplar fleh in der
Rocca di Gradara bei Pefaro in der Mark befindet; fpätere nur wenig veränderte
 
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