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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Bode, Wilhelm von: Desiderio da Settignano: geb. 1428;  gest. in Florenz 1464
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0330

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DESIDERIO DA SETTIGNANO.

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gehalten fucht, zeigt in deutlichder Weife die Holzdatue der Magdalena in Sta.
Trinita, welche erft durch Benedetto da Majano vollendet wurde.
Dehderio's allbekanntes Hauptwerk ilt das Grabmal Marzuppini in Sta. Croce.
Carlo di Gregorio Marzuppini, Staatsfekretair von Florenz, darb im Jahre 1455.
Er war im Amte der Nachfolger des Lionardo Bruni (j- 1444), und dem Grab-
mal deffelben gegenüber wurde auch das feinige angebracht, welches Defiderio
(vielleicht in ausdrücklichem Auftrag) in engem Anfchluffe an jenes Denkmal, die
treftliche Arbeit des Bernardo Rofellino, ausführte. Doch Und die Verhältniffe hier
durchweg leichter und zierlicher als am Grabmal Bruni, und die Decoration,
welcher ein weit hervorragenderer Platz eingeräumt id, id wohl an keinem anderen
Denkmal der Renaiffance von gleicher Phantade, Mannigfaltigkeit, Vollendung
und feiner Wirkung. Selbd Sanfovino's Grabmäler in Sta. Maria del Popolo zu
Rom können den Vergleich damit nicht aushalten. Auch das Figürliche deht
der Decoration ganz nahe: die Grabdgur auf dem reichen Paradebette id von
feiner Individualität; die beiden Wappenhalter am Sockel gehören zu jenen an-
muthigen Kindergedalten, wie wir de eben am Tabernakel in San Lorenzo kennen
gelernt haben. Von befonderem Reiz dnd die fchlanken jugendfrifchen Jüng-
lingsgedalten auf dem Gedms, die fröhlich hinausfehreitend den von oben beider-
feits über das Grabmal herabfallenden Fruchtkranz tragen. Das Relief der Ma-
donna zwifchen zwei anbetenden Engeln in der Lünette id mit Rückdcht auf den
dunkeln, hohen Platz und bei dem dachen Reliefdil, in dem es gehalten id,
kräftig gezeichnet und fcharf umrändert.
Nach Vafari's Zeugnifs dürfen wir auch eine Büde auf Dedderio zurück-
führen, die Marmorbüde der Marietta Strozzi, die in ihrer Art dch jenen monu-
mentalen Arbeiten würdig anreiht. ^Schwerlich wird dch eine andere Büde aus-
dndig machen laffen — lagt Perkins über diefes Werk, — welche in gleichem
Mafse die eigenthümlichen Vorzüge der beden Quattrocentowerke in dch ver-
einigt: Meiderfchaft in der Behandlung des Materials, gefchmackvolle Auffaffung,
vollendetde Durchführung und drenge Zeichnung.« Selbd die unfehönen
Eigenthümlichkeiten der jungen Dame, die müden, halbgefchloffenen Augen,
die deife und felbd etwas fchiefe Haltung des Kopfes dnd ohne jegliche
Schmeichelei wiedergegeben und vermehren trotzdem den ganz eigenartigen Reiz,
welchen hier die höchde Vollendung der Technik in Verbindung mit der gröfsten
Anfpruchslodgkeit der Auffaffung hervorbringt. Der feine Sockel mit den liegen-
den allegorifchen Gehalten, der vergoldete Saum und das farbige Müder des
Brokatkleides, ein Goldfchmuck auf der Brud und die gemalten Augenderne,
die jetzt nur noch in Andeutungen erhalten dnd, vollendeten den Eindruck
der Büde. Wie fehl* diefelbe fchon in ihrer Zeit gewürdigt wurde, geht aufser
dem Zeugniffe Vafari's, der fond nur feiten einer Büde Erwähnung thut, aus
dem Umdande hervor, dafs eine Anzahl anderer Büden der Zeit deutlich diefe
als ihr Vorbild erkennen laffen, wie die Marmorbüde der Battida Sforza,
Gattin Federigo's von Urbino, im Bargello, die Büde der jungen Beatrice von
Aragon, Gemahlin des Matthias Corvinus, im Bedtze des Herrn Dreyfufs zu
Paris, eine weibliche Büde im Louvre, eine Maske im Berliner Mufeum u. a m.
Selbd die etwas fchiefe Haltung und die halbgefchloffenen Augen nehmen die
 
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