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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Bode, Wilhelm von: Mino da Fiesole: geb. in Fiesole  1431; gest. in Florenz 1484
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0350

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MINO DA FIESOLE.


der kleinen Kirche zur Aufhellung kam. Im Jahre 1481 vollendete der Künhler
das noch umfangreichere Monument des Grafen Hugo (f 1006), des Haupt-
wohlthäters der Badia, welches den Abfchlufs des linken Ouerfchiffes der Kirche
bildet. Beide Denkmäler lind im Wefentlichen nach dem Vorbilde jener Nifchen-
gräber der Kanzler Bruni und Marzuppini in Sta. Croce angeordnet; einzelne Ab-
weichungen find keineswegs glücklich zu nennen. In Bezug auf die figürlichen
Theile wie auf den architektonifchen Aufbau und die Decoration treten nament-
lich in dem Grabmal Giugni fchon die oben gerügten Schwächen von Mino's
Manier mehr oder weniger hark hervor.
Ein anfprechendes Medaillonrelief der Madonna mit dem Kinde, früher über
der Thüre der Badia, befindet fleh jetzt im Bargello, wo noch ein anderes klei-
neres Marmorrelief des gleichen Gegenhandes vorhanden ih. Aehnliche recht gute
Reliefs behtzen das hädtifche Mufeum zu Urbino und der kleine zu einem Mufeum
umgefchaffene Nebenraum des Domes zu Empoli. Seine behe Arbeit diefer Art
ih wohl das Madonnenrelief gegenüber Pal. Martelk in Florenz. Eine fehr liebens-
würdige und zierliche, wenn auch nicht fo tüchtige Arbeit ih ein anderes Ma-
donnenrelief, welches fleh jetzt im Bektze des Herrn Gavet zu Paris befindet.
Ein gleiches Relief im Louvre, früher in der Sammlung Campana, ih flüchtiger
in der Behandlung.
Für dasKloher delle Murate fchufMino ein gefchmackvolles, wenn auch in
der Ausführung der Details etwas hartes und fpitziges Tabernakel, das fleh jetzt
in der Cap. Medici in Sta. Croce befindet. Mit gröfseren oder kleineren Verän-
derungen wiederholte er diefe Compofition noch verfchiedene Male, am behen in
dem Tabernakel in Sta. Maria in Trahevere zu Rom, geringer in dem über-
reichen altarartigen Tabernakel in San Marco dafelbh, in San Ambrogio zu
Florenz (1481) und in San Pietro zu Perugia (um 1473). Eine hübfehe kleine
Arbeit der Art ih das Wandtabernakel in Sta. Maria Nuova zu Florenz, in
welchem Ghiberti's Bronzethürchcn angebracht ih. Auch in dem freihehenden
Ciborio im Baptiherium zu Volterra(i4/i) wiederholt fich die gleiche Compofition.
Diefes Werk, von dem zwei leuchterhaltende Engel jetzt getrennt im Dome aufge-
hellt find, gehört im Aufbau und m der Behandlung des Figürlichen wie des
Decorativen zu den rohehen Arbeiten Mino's, der feinen Namen fehr breit
darauf gefetzt hat. Gleich lüderlich gearbeitet find die beiden ihm ungehörigen
Reliefs an der Kanzel im Dom zu Prato (1473), deren gleichfalls von ihm her-
rührender Aufbau auch keineswegs glücklich zu nennen ih. In diefen unbedeu-
tenden Reliefs zeigt fich ein fo aufscrordentlicher Mangel an Erfindung und
Compofitionstalent, dafs die auffallende Seltenheit gröfscrer Compofitionen von
der Hand des Mino bei der grofsen Zahl feiner Werke gewifs auf. die Erkennt-
nifs der Grenzen feines Könnens zurückgeführt werden darf. Für die eigentliche
monumentale Plahik, für das Relief wie für die Freifigur, fehlte ihm die künh-
lerifche Begabung.
Aufscrhalb feiner Heimath entwickelte Mino, wie wir fahen, namentlich in
Rom eine umfangreiche Thätigkeit. Jedoch haben wir wohl fah Alles, was uns
in Rom von ihm erhalten ih, erh feinem letzten Aufenthalte dort zuzufchreiben,
als Kardinal Marco Barbo ihn mit der Anfertigung des Grabmals feines Onkels,
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