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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Bode, Wilhelm von: Mino da Fiesole: geb. in Fiesole  1431; gest. in Florenz 1484
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0349

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DIE FLORENTINER MARMORBILDNER.

lieh, die Form gefällig und gefchmackvoll. In derfelben Kapelle befindet hch gegen-
über dem Grabmale von der Hand Mino's ein Marmoraltar, welcher nach der In-
fchrift gleichfalls von dem Bifchof Salutati geftiftet wurde, alfo mit dem Grabmonu-
mente deffelben etwa gleichzeitig oder wenig früher entftanden fein wird. Auf der
dreitheiligen Wandfläche ift in der Mitte Maria knieend im Relief dargeftellt, das
Kind verehrend, welches in freier Figur vor ihr auf den Stufen des Altars fitzt und
zu dem kleinen Johannes fpricht; rechts und links, gleichfalls in flachen Nifchen,
die (kleineren) Relieffiguren der hh. Remigius und Leonhard, erfterer einen
Krüppel heilend, der vor ihm auf den Stufen fitzt. Hier beginnt bereits in
den verfchiedenen Gröfsenverhältniffen der Figuren, der Vermifchung von Relief
und Freifiguren, in der Anordnung und den fchwächlichen architektonifchen
Theilen die Manier des Künfllers fleh geltend zu machen; allein dafür entfehä-
digen theilweife die Frifche und Naivetät in der Auffaffung der meiften Gehalten
und eine faubere Durchführung. Eine Büfle Chriffi als salvator mundi, die über
dem Altäre fleht, ift von unangenehmer Prätenfion. Viel origineller und feiner
ift eine andere für denfelben Kirchenfürften angefertigte Btifte Chrifti als Ecce-
homo, welche zu Vafari's Zeiten fleh bei den Innocenti zu Florenz befand und
vor einigen Jahren von dem Berliner Mufeum erworben wurde. Derfelbe tüch-
tige Naturalismus, welchen jene genannten Btiften zeigen, tritt hier in fehl* herber,
faft abfchreckender Weife hervor, da der Meifter offenbar nach der Maske eines
todten Juden arbeitete und der kraffen Wirklichkeit nur in der ftiliflrten Ge-
wandung und in der gefchmackvollen Anordnung des langen Lockenhaares ein
Gegengewicht zu geben verflicht hat.
Wie er im Aufträge des Bifchofs Salutati für die Ausfchmiickung des Domes
zu Fiefole thätig war, fo begann er, zunächft im Aufträge des Diotifalvi Neri
(oder Neroni), die Ausfchmiickung der Badia in Florenz, die namentlich den
Marmorwerken Mino's ihren Ruf in der Kunftwelt verdankt. Das Bildnifs des
angefehenen Bürgers, der das Vertrauen der Medici fchnöde mifsbrauchte und nach
dem Mifslingen der Verfchwörung Luca Pitti's (1466), deren eigentlicher Anftifter er
war, fammt feiner Familie auf Lebenszeit aus Florenz verbannt wurde, ift uns in
einer 1464 datirten trefflichen Büfle erhalten, welche fleh jetzt im Behtze des II.
Dreyfufs in Paris befindet: die häfslichen, verfchmitzten Züge, der krüppelhafte
Wuchs find auch hier meiflerhaft wiedergegeben; aber mit der breiten Auf-
faffung fleht fchon theilweife, namentlich in der Gewandung, eine allzu fpitzige fall
kleinliche Behandlung im Widerfpruch. Im Aufträge deffelben Diotifalvi Neri fertigte
Mino wohl gleichzeitig mit der Büfle den Wandaltar, welcher fleh jetzt gleich rechts
am Eingänge in die Badia befindet. Als Vorbild benutzte er den damals eben voll-
endeten Altar im Dome zu Fiefole, aus dem er die Haupttheile faft copirte. In
flachen Nifchen find im Relief in der Mitte die Madonna, zu ihren Seiten die hh.
Laurentius und Leonhard dargeftellt, denen leider die Frifche des erften Werkes
abgeht. Zwei weibliche Figuren in Relief, die ohne Zweifel in ähnlicher Weife
zu der Rückfeite eines Altars gehörten, befinden fleh jetzt in der Sammlung des
Herrn Dreyfufs. Seit diefer erften Arbeit blieb Mino faft bis an fein Lebens-
ende für die Badia thätig. Nach dem Tode des Bernardo Giugni (1466) erhielt
er den Auftrag zu einem Grabmal desfelben, welches in dem rechten Querfchiffe
 
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