Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0353

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
54

DIE FLORENTINER MARMORBILDNER.

Mufeum zu London, welches die Bezeichnung des Hehlers trägt, ift einfach und
fo wenig felbftändig gedacht, dafs es muthmafslich den Theil eines gröfsercn
Altars bildete.
Unter den figürlichen Bildwerken Matteo's ifl die Einzelhgur des Sebahian
am Tempietto wohl die geringfle unter feinen Leiflungen im Dome. Das
Grabmal des Lucchefen Pietro a Noceto (y 1472), Sekretärs des Papfles Nico-
laus V., nach dem Vorbilde der Grabmäler in Sta. Croce aufgebaut, ifl im Ein-
zelnen etwas nüchtern und härter und fleht dem kleinen Denkmal des Domenico
Bertini (J- 147p) entfchieden nach, deffen Auffaffung als einfache mit einem Halb-
rund abfchliefsende Gedenktafel ebenfo gefchmackvoll und eigenartig ifl wie
die Bütte in der Nifche individuell und liebenswürdig. Das umfangreichfte Monu-
ment Matteo's ifl der Regulus-Altar (1484), welcher in ähnlicher Weife, wie mehrere
derartige Werke des Benedetto da Majano, Grabmal und Altar vereinigt, jedoch
nicht in gleich glücklicher Weife. Der Aufbau ifl zu fchwer, in der Wirkung ift er
zu voll und überreich; weder die fchöne Decoration noch die trefflich durchge-
führten Einzelfiguren kommen zur richtigen Geltung. Letztere in Lebensgröfse,
die liegende Grabfigur des Heiligen, darüber die thronende Madonna und unten
in Nifchen drei männliche Heilige, find keineswegs bedeutend in der Auffaffung
oder in der naturaliitifchen Durchführung; aber in ihrer einfachen Natürlichkeit,
gcfchmackvollen Haltung und Drapirung und der tüchtigen Durchbildung
wirken he ähnlich wie etwa die Gehalten des Domenico Ghirlandajo oder Pietro
Pcrugino.
I.ucca bektzt noch in Sta. Trinitä ein Madonnenrelief, das Maria fäugend dar-
hellt, und in San Romano hinter dem Hochaltar das Grabmal des hl. Romanus:
die liegende Grabfigur, von weichen Formen und fchönem Kopf, ih in wenig
glücklicher Weife perfpectivifch in Relief gegeben; ein Ecce homo im Halbrund
darüber ih eine geringe Arbeit.
Im Jahre 1491 oder 1492 folgte Matteo einem Rufe nach Genua, um dort
die Johanneskapelle im Dome auszufchmücken. Sechs von den Statuen diefer
Kapelle: Adam, Eva, Jefaias, Elifabeth, Habakuk und Zacharias, und wahr-
fcheinlich auch die vier Medaillons mit den Evangelihen an der Decke find hier
von Matteo's Hand. Mehr noch als in feinen älteren Werken im Dome zu
Lucca zeigt kch hier Matteo einer derartigen Aufgabe nicht völlig gewachten;
keine von den Gehalten ih irgendwie bedeutend aufgefafst, die meihen find fogar
gefucht und fchwächlich. Ein Werk, das gleichfalls, fo tüchtig es in mancher
Beziehung ih, doch ziemlich kalt läfst, ih die knieende Marmorkgur der Maria
im South Kcnkngton, die vermuthlich zu einer Gruppe der Verkündigung gehörte.
Matteo vollendete die Statuen für die Johanneskapelle im Jahre 1496; er
foll dann noch für San Michele in Eoro die Statue einer Madonna gearbeitet
haben. Im Jahre 1498 war der Künhlcr wieder m Lucca, wo er damals die
fchöne Kanzel im Dome anfertigte, und wo er einige Jahre darauf (1501) fein
Leben bcfchlofs.
 
Annotationen