SEIN .SCHÖNHEITSSINN". VERZEICHNISS DER ÜBRIGEN WERKE. 37
ftreng organifch aus felbftändigcn Kräften herausgeformten Erfcheinungen, nicht
pietätvoll zu ihrem vollen Rechte kommen; he vergifst den Refpect vor der
nothwendigen, ausnahmslofen Individualität, vor der geiftig hnnlichen Eigenart
des Objectes und nimmt es kurzweg in Baufch und Bogen. Es handelt hch
ja nur um den beliebten Schein. So wie er ihm ungefähr vorzufchweben pflegt,
fo will ihn der Künftler ungefähr darftellen und begnügt hch mit dem ange-
nehmen Herfchauen feiner halben Andeutung. In Wahrheit bringt er dann eine
phrafenhafte Gefälligkeit zu Stande, welche das Auge eines ernften Betrachters
keineswegs zu behechen vermag.
Auch das ih eigentlich zurückzuführen auf einen Mangel an Männlichkeit.
Eben weil Sodoma's vorwaltende Sinnesweife zu weichlich ih, um ernhhaft in
das Wefen einzudringen, bekommt er oft etwas von einem banalen Schönmachcr,
von jener bekannten Ktinhlergattung, welche wir aus unterer Lyrik und auch
immer noch aus unterer bildenden Kunh, welche wir vor Allem von der italie-
nifchen Oper her kennen.
Das Alles heht übrigens auch in einem eigenthümlichen Zufammenhange
mit den Schattenfeiten der Frescomalerei, welche die Technik feiner meiften
Werke war. Sie geht in's Grofse und hat daher viel Grofses gewirkt, auch
feinem Stile mehr Zug verliehen. Sie hat aber gleichzeitig gefchadet, indem
he vermöge der Hah des Malproceffes eine gewiffe fummarifche Oberflächlich-
keit in Schwung brachte. Befonders den gefchickten Sodoma, der gleich frifch-
weg auf die naffe Wand concipirte und in feinem Uebermuth nicht einmal
durchweg die vorgeritzten Umrifslinien einhielt, mufste dies nicht wenig demora-
lihren. Ja, es ift eigentlich zum Verwundern, dafs er's nicht fchlimmer machte,
dafs er dennoch fo manches Werk mit einer Liebe vollendete, welcher die Palme
der Bewunderung gebührt. Seine Fresken der letzteren Art und feine Staffelei-
bilder, werden denn auch ihren wahren Werth für alle Zeit behalten, die Menfchcn
werden hch hets daran erlaben und der Kunftforfcher wird nicht verfehlen, ihre
allgemeine und hiftorifche Bedeutung vollauf zu würdigen.
Aufser den bereits im Text erwähnten hnd noch folgende Werke Sodoma's
als befonders wichtig hervorzuheben:
J u g e n d p e r i o d e.
Im Behtz des Herrn G. Morelli in Bergamo ein kleines Bild der Maria mit dem
Kinde, umgeben von drei Engelsköpfen (angeblich Arbeit des Sodoma).
Rundbild der Geburt Chrifti in der Stadtgalerie zu Siena (No. 38).
Himmelfahrt Chrifti in der Kirche des Caftells Trequanda in Valdichiana.
Mannesp eriode.
Altartafel mit Heiligen in der Turiner Galerie (No. 3, Saal II), urfprünglich
in Colle di Val d'Elfa (c. v. J. 1513).
ftreng organifch aus felbftändigcn Kräften herausgeformten Erfcheinungen, nicht
pietätvoll zu ihrem vollen Rechte kommen; he vergifst den Refpect vor der
nothwendigen, ausnahmslofen Individualität, vor der geiftig hnnlichen Eigenart
des Objectes und nimmt es kurzweg in Baufch und Bogen. Es handelt hch
ja nur um den beliebten Schein. So wie er ihm ungefähr vorzufchweben pflegt,
fo will ihn der Künftler ungefähr darftellen und begnügt hch mit dem ange-
nehmen Herfchauen feiner halben Andeutung. In Wahrheit bringt er dann eine
phrafenhafte Gefälligkeit zu Stande, welche das Auge eines ernften Betrachters
keineswegs zu behechen vermag.
Auch das ih eigentlich zurückzuführen auf einen Mangel an Männlichkeit.
Eben weil Sodoma's vorwaltende Sinnesweife zu weichlich ih, um ernhhaft in
das Wefen einzudringen, bekommt er oft etwas von einem banalen Schönmachcr,
von jener bekannten Ktinhlergattung, welche wir aus unterer Lyrik und auch
immer noch aus unterer bildenden Kunh, welche wir vor Allem von der italie-
nifchen Oper her kennen.
Das Alles heht übrigens auch in einem eigenthümlichen Zufammenhange
mit den Schattenfeiten der Frescomalerei, welche die Technik feiner meiften
Werke war. Sie geht in's Grofse und hat daher viel Grofses gewirkt, auch
feinem Stile mehr Zug verliehen. Sie hat aber gleichzeitig gefchadet, indem
he vermöge der Hah des Malproceffes eine gewiffe fummarifche Oberflächlich-
keit in Schwung brachte. Befonders den gefchickten Sodoma, der gleich frifch-
weg auf die naffe Wand concipirte und in feinem Uebermuth nicht einmal
durchweg die vorgeritzten Umrifslinien einhielt, mufste dies nicht wenig demora-
lihren. Ja, es ift eigentlich zum Verwundern, dafs er's nicht fchlimmer machte,
dafs er dennoch fo manches Werk mit einer Liebe vollendete, welcher die Palme
der Bewunderung gebührt. Seine Fresken der letzteren Art und feine Staffelei-
bilder, werden denn auch ihren wahren Werth für alle Zeit behalten, die Menfchcn
werden hch hets daran erlaben und der Kunftforfcher wird nicht verfehlen, ihre
allgemeine und hiftorifche Bedeutung vollauf zu würdigen.
Aufser den bereits im Text erwähnten hnd noch folgende Werke Sodoma's
als befonders wichtig hervorzuheben:
J u g e n d p e r i o d e.
Im Behtz des Herrn G. Morelli in Bergamo ein kleines Bild der Maria mit dem
Kinde, umgeben von drei Engelsköpfen (angeblich Arbeit des Sodoma).
Rundbild der Geburt Chrifti in der Stadtgalerie zu Siena (No. 38).
Himmelfahrt Chrifti in der Kirche des Caftells Trequanda in Valdichiana.
Mannesp eriode.
Altartafel mit Heiligen in der Turiner Galerie (No. 3, Saal II), urfprünglich
in Colle di Val d'Elfa (c. v. J. 1513).