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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Semper, Hans: Donato Bramante: geb. in Urbino 1444, gest. in Rom 1514
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0628

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JUGENDGESCHICHTE.

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von Aragon in Neapel gelebt hatte, erft 1481 nach Urbino berufen wurde, zu
einer Zeit als Bramante fchon ein fertiger reifer Künfller und nicht mehr in
Urbino war. Wahrfcheinlicher dagegen ift es, dafs der feit dem Jahre 1468
unter dem Architekten Luciano Laurana in Urbino begonnene Bau des
Schloffes der Herzoge Montefeltro einen bedeutenden Einhufs auf Bramante's
Entwicklung als Architekt geübt habe.
Das Dunkel, welches über Bramante's erfler Thätigkeit ruht, fuchen zahl-
reiche unbegründete Traditionen und Hypothefen aufzuhellen. Aber felbft wenn
auch das eine oder andere der vielen ihm in Umbrien zugefchriebenen Bauwerke
von ihm herrühren follte, fo flammt dasfelbe dann doch wahrfcheinlich aus
feiner fpäteren Zeit. Keinesfalls rühren die Dome von Cittä di Caflello, Faenza
und Fuligno, fowie die Kirchen Madonna del Monte in Cefena, Sta. Chiara in
Urbino, Madonna del riscatto am Metauro bei Urbino von ihm her. Noch un-
bekannt ifl auch der Anlafs, welcher Bramante in die Lombardei führte. Vafari
berichtet uns, lombardifche Meifter, welche die Kirche Sta. Maria in Cafale bei
Urbino reflaurirten, hätten Bramante veranlafst, in ihre Heimath zu gehen. Pun-
gileoni, ein fehr vorhchtiger Schriftfteller, läfst ihn fchon in früher Jugend die
Lombardei durchwandern, und lieh dort als Maler und Architekt betheiligen,
ohne aber feine Quelle für diefe Behauptung anzugeben. Dem gegenüber müffen
wir uns mit der Thatfache begnügen, dafs Lodovico il Moro, der hch 14/p der
Herrfchaft Mailands bemächtigte, Bramante zu feinem Hofarchitekten machte,
wobei wohl vorausgefetzt werden mufs, dafs Bramante hch fchon vorher als
Baumeifier hervorgethan habe; in der That werden wir noch fehen, dafs er
wenigflens fchon um die Mitte der hebziger Jahre in Mailand mit einem Bau
befchäftigt war, der ihm Ruhm und Anerkennung eintrug.
Ehe wir jedoch auf Bramante's Bauthätigkeit, die in Mailand und der Lom-
bardei fette Geflalt gewinnt, eingehen, fei mit einigen Worten feiner Thätigkeit
als Maler dafelbft gedacht, durch welche er nicht viel weniger als in der Architektur
Einflufs auf die lombardifche, fpeeihfeh mailändifche Kunflentwicklung übte. Nach
dem Anonymus des Morelli foll er um i486 die Faffade im grofsen Saal des Palazzo
del Podeftä in Bergamo mit Frescobildern von Philofophen Grün in Grün ge-
fchmückt haben; nur fchwache Spuren find davon erhalten. Auch die Pieta in
S. Pancrazio derfelben Stadt ift zu Grunde gegangen. In Mailand malte er an Sta.
Maria della feala vier Evangeliflen, die durch ihre Verkürzungen berühmt waren,
im 1/. Jahrhundert aber übertüncht wurden; ebenda an den Flügelthüren einer
Orgel zwei Apoftel, deren kräftige, forgfältige Ausführung und grofse Weichheit
in den Uebergängen der Töne, trotz der Schwierigkeiten des complicirten Fal-
tenwurfs von P. Refla gelobt ward. An der Piazza de' Mercanti waren Fresco-
malereien, darunter ein Weifer von ihm zu fehen. Andere Frescobilder von ihm
befanden hch an einem Haufe gegenüber S. Michele, welche in mehreren Ab-
theilungen zahlreiche Figuren in lebhaften Bewegungen, beim Gaflmahl, bei Ge-
richt u. f. w. darflellten. Auch hier follen die Verkürzungen vortrefflich, da-
gegen die Gewandungen arm an Erfindung gewefen fein. Noch an anderen
Paläften befanden hch Gemälde von ihm. Von allen diefen hnd jedoch nur
einige verdorbene Bruchhücke im Palafte Panigarola, jetzt Prignetti, erhalten,
 
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