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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Semper, Hans: Donato Bramante: geb. in Urbino 1444, gest. in Rom 1514
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0629

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DONATO BRAMANTE.

welche urfprünglich deffen Faffade fchmückten, fpäter, th^ilweife als Fragmente,
übermalt und überhrnifst, an den Wänden eines Saales dafelbP eingelaPen wur-
den. Sie Fellen acht zum Theil gepanzerte Figuren dar, darunter die Porträts
des Pietro Suola, des Giorgio Moro und des Malers BoltrafPo, aufserdem De-
mokrit, den lachenden, und Fleraklit, den weinenden Philofophen. Von diefen
acht Figuren find nur noch zwei ganz, die übrigen blofs als BruPbilder erhalten.
Die ganzen Figuren Rehen etwas unhcher, und find langgeftreckt, die Köpfe
find charakteriftifch behandelt und kräftig modellirt, doch etwas grofs. Zwei
Jünglinge zeigen reichen Lockenfchmuck, grofse offene Augen, ernPen Ausdruck.
So verdorben diefe Gemälde find, fo zeigen he doch deutlich, dafs Bramante
als Maler jener umbro-horentinifchen Richtung angehörte, die durch Piero della
Francesca begründet, durch Luca Signorelli weiter ausgebildet wurde, und an
die fich auch Melozzo da Forli und Fra Carnevale anfchloffen. Namentlich
mit des Letzteren Bild in der Brera zeigen die Malereien Bramante's Ver-
wandtfchaft.
Vor allem als Maler (doch auch als Architekt) übte Bramante entfcheiden-
den Einhufs auf feinen Schüler Bartolommeo Suardi, genannt Bramantino,
deffen Schöpfungen oft dem Bramante, und umgekehrt, zugefchrieben wurden.
Viel Verwirrung hat gerade diefer Bramantino in der Biographie Bramante's
angerichtet, feit fchon Vafari gelegentlich beide verwechfelt, oder man, wie noch
Ricci (Storia dell' architettura italiana) gethan, Bramantino zum Lehrer Bra-
mante's gemacht hat.
Die frühehe nachweisliche Bauthätigkeit Bramante's bezieht fich auf S. Sa-
tiro in Mailand. Ausdrücklich nennt ihn fein Schüler Cefare Cefariano (in
feinem Commentar zum Vitruv) als Baumeifier der Sacriftei diefer Kirche, fchweigt
aber an diefer Stelle von feinem Verhältnis zu letzterer felbh, während Vafari,
Lomazzo, Sormanni und Andere diefelbe ausdrücklich als Werk des Bramantino
bezeichnen. Unter diefem Bramantino verftehen nun die Einen (wie Ricci)
wieder einen älteren fabelhaften Bramantino, und führen diefe Kirche als Beweis
für Vafari's Angabe an, dafs Bramante von ihm feinen Stil erlernt habe; Andere
betrachten den fog. jüngern Bramantino, d. h. Bartolommeo Suardi, als den
Erbauer der Kirche. Dem entgegen fleht jedoch der frühe Beginn des Baues
(um 1470), der aus Documenten hervorgeht. Auch findet fich an einer andern
Stelle des Cefariano, da wo er von den Peripteralbauten redet, in nicht mifszu-
verftehender Weife die Angabe, dafs der Chor der Kirche felbfl von Bramante
herrühre.
Die Baugefchichte diefes erPen nachweisbaren Baues Bramante's iP ziemlich
Pcher gepeilt. Im Jahre 1470 nämlich wurde befchloPen, zu Ehren eines Ma-
rienbildes, welches feit 1242 in der Nähe der jetzigen Kirche aufgePellt war, der
Jungfrau eine Kapelle zu errichten, ein Unternehmen, deffen Pch der junge Her-
zog Gian Galeazzo Maria Sforza mit grofser Wärme annahm. Am 28. Juni
147p ertheilt der Erzbifchof die Erlaubnifs, in feiner ganzen Diözefe milde Spen-
den für die Förderung des Baues zu fammeln, Bwovon ein grofser Theil ehren-
voll und würdig in kurzer Zeit ausgeführt worden fei.K Am 3. Juli desfelben
Jahres giebt der Herzog diefem erzbifchöPichen Erlafs feine BePätigung wdamit
 
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