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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0026

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Wiederauf- und Ausbau der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auch im Außen-
bereich durch den rasant zunehmenden Individualverkehr geprägt. Wichtig ist vor allem
der schon 1880/1882 erwogene Straßendurchbruch Hagenring/Rebenring, der 1955
dem Verkehr übergeben wurde. Ein Vertrag der Bundesbahn mit der Stadt von 1956
ebnete dann den endgültigen Neubau des Hauptbahnhofs. Wesentliche Veränderungen
der Topographie und der Bausubstanz im Bereich dieses Bahnhofs und der Zu-
führungsstraßen (Windmühlenberg, Kurt-Schumacher-Straße, Viehwegsgarten, Berliner
Platz) wurden 1958 bis 1960 durchgeführt. Am 1. Oktober 1960 fand schließlich die alte
Bahnhofsfrage, die die Städte- und Verkehrsplaner so viele Jahrzehnte beschäftigt hat-
te, ihre endgültige Lösung (s. Berliner Platz). Das Stadtzentrum ist seither 1,5 Kilometer
vom Bahnhof entfernt, und zwischen ihr und dem neuen Verkehrsbrennpunkt klafft
städtebaulich bis heute eine große Lücke. Die Zonenrandlage beeinträchtigte zudem die
Erwartungen, die man ursprünglich an den Durchgangsbahnhof geknüpft hatte und die
sich erst seit dem Ende der deutschen Teilung 1989 erfüllen können. Der neue Perso-
nenbahnhof wurde am 1. Oktober 1960 eröffnet und der alte Ottmersche nach 115 Be-
triebsjahren stillgelegt.
Starke Veränderungen auf verwaltungspolitischer Ebene hat die Gebietsreform für die
Stadt gebracht. Am 28. Februar 1974 wurde der Landkreis Braunschweig, der die Stadt
seit 1832 umgeben hatte, aufgelöst, und einen Tag später sind durch das Gesetz zur
Neugliederung der Gemeinden folgende 22 Orte in die Stadt Braunschweig eingemein-
det worden: Bevenrode, Bienrode, Broitzem, Dibbesdorf, Geitelde, Harksbüttel, Honde-
lage, Lamme, Leiferde, Mascherode, Rautheim, Rüningen, Schapen, Stiddien, Stock-
heim, Thune, Timmerlah, Völkenrode, Volkmarode, Waggum, Watenbüttel und Wenden.
Braunschweig ist hierdurch von 76,93 Quadratkilometer auf 192,02 Quadratkilometer
Fläche und von 218.663 auf 270.609 Einwohner gewachsen. 1981 ist die Stadt Braun-
schweig in 22 Bezirke eingeteilt worden.
Braunschweig ist heute die zweitgrößte Stadt Niedersachsens. Unter stadtbauge-
schichtlichem und architekturhistorischem Aspekt liegt ihre herausragende Bedeutung
bis heute in den erhaltenen baulichen Zeugnissen des Mittelalters. Die Entwicklung im
19. und beginnenden 20.Jh. war gekennzeichnet von ihrer Stellung als kleine Residenz-
stadt, die sich zwischen Preußen und Hannover zu behaupten hatte. Wenn auch in die-
ser Zeit keine wegweisenden Impulse von Braunschweig ausgingen, so kam es doch zu
wichtigen architektonischen Einzelleistungen, die auch in dieser Epoche dazu beitrugen,
der Stadt eine unverwechselbare Gestalt zu geben. Kriegszerstörungen und die ansch-
ließende Einbindung in einen veränderten politischen Kontext waren Anstoß für die Ent-
wicklung einer neuen Identität, mit der Braunschweig heute die Rolle eines zweiten wirt-
schaftlichen und kulturellen Schwerpunktes in Niedersachsen übernommen hat.

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