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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0264

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Thune, Königl. Preuß. Landesaufnahme, 1899 (NLVwA-Landesvermessung)

Thune, Thunstr. 8, Hofanlage, 2. Viertel 19.Jh.



Thune, Thunstr. 8, Hofanlage, 2. Viertel 19.Jh.

BRAUNSCHWEIG - THUNE
Das 1974 nach Braunschweig eingemeindete
Dorf Thune liegt an der Nordgrenze des Stadt-
gebietes, nördlich von Mittellandkanal und
Schunter auf einer sanften Anhöhe. Südlich der
hier nach Westen auf die Oker zu abbiegenden
Schunter liegen die Gebäude eines ehemaligen
Hofes, der sich auf dem Gelände einer einsti-
gen Burg angesiedelt hatte. Ein zweiter, kleine-
rer Siedlungsteil ist wegen ungünstigen Bau-
grundes erst 200 Meter südlich davon, beider-
seits der Straße nach Wenden, entstanden. Er
liegt heute direkt am Mittellandkanal und ist in-
zwischen mit dem jenseits des Kanales liegen-
den Ortsteil Wenden zusammengewachsen.
Ausgehend von der heute verschwundenen
Burg auf dem Südufer der Schunter, die im
9./10.Jh. als Teil einer Befestigungskette ent-
lang des Flüßchens entstand, entwickelte sich
auf der jenseitigen Talterrasse der Ort, der 1347
erstmals urkundlich erwähnt wurde und seit je-
her nach Wenden eingepfarrt war. 1754 war
Thune erst ein kleines Dorf mit ca. 100 Einwoh-
nern und fast ohne unterbäuerliche Bevölke-
rung. Es gab zu jener Zeit einen adlig freien Hof,
vier Ackerleute, zwei Halbspänner und neun
Kotsassen. Erst mit dem Einsetzen der Indu-
strialisierung in den fünfziger und sechziger
Jahren des 19.Jh. wuchs die Bevölkerung wei-
ter an, deren Existenzgrundlage aber fortan zu-
nehmend die gewerbliche Wirtschaft wurde,
während der bäuerliche Anteil kontinuierlich
zurückging. Diese Entwicklung setzte sich nach
dem Zweiten Weltkrieg weiter fort; es entstan-
den östlich des alten Dorfkernes in der Umge-
bung des Ölhafens am Mittellandkanal sowie
nördlich des Ortes kleinere Neubauviertel. Auch
der jüngere südliche, auf beiden Seiten der
Straße nach Wenden gelegene Siedlungsplatz
weitete sich nach Westen und entlang des Ka-
nales aus und schließt heute auch ein kleines
Industriegebiet mit ein.
Von den das Ortsbild einst bestimmenden Drei-
seit- und Hakenhöfen im Dorfzentrum nördlich
der Schunter sind inzwischen nahezu alle ohne
landwirtschaftliche Nutzung. So auch die einzi-
ge noch denkmalwerte Hofanlage Thunstraße
8, ortsbildprägend gleich jenseits der Schunter-
brücke auf der Ostseite der Straße gelegen.
Das Gehöft besteht aus einem auf dem Hof
zurückliegenden Wohnwirtschaftsgebäude und
einem den Straßenschwung begleitenden Wirt-
schaftstrakt. Er setzt sich aus einer Fachwerk-
scheune und aus einem anschließendem Stall-
/Scheunen-/Remisenbau zusammen, der mit
seiner großen Einfahrt gleichzeitig als Torhaus
fungiert. Eine zweite, weiter südlich liegende
Durchfahrt ist heute auf der Straßenseite zuge-
mauert. Die Fachwerkgebäude mit Ziegelausfa-
chungen stammen wohl, wie das „1825“ datier-
te Haupthaus, aus dem zweiten Viertel des
19.Jh. Das Wohnwirtschaftsgebäude selbst ist
zweigeschossig mit quererschlossenem Wirt-
schaftsteil, der nördlich der Quereinfahrt in
größeren Bereichen massiv ersetzt ist. Beson-
ders die exponiert liegenden Wirtschaftsbauten
dieser Hofanlage tragen dazu bei, den sich wei-
ter auflösenden dörflichen Charakter Thunes
hier noch erlebbar zu halten.
Noch in der Gemarkung Thune führt an ihrer
äußersten nordöstlichen Grenze eine Eisen-

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