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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0156

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WESTLICHES RINGGEBIET


Ortsbauplan von L. Winter, 1889, Ausschnitt, (Stadtvermessungsamt Braunschweig)

Die von Oker und Innenstadt westlich gelege-
nen Stadterweiterungsgebiete zeigen eine hete-
rogene städtebauliche Struktur.
Die Industrialisierung Braunschweigs nahm um
die Mitte des 19.Jh. in diesen Vorstadtgebieten
ihren Anfang. Vornehmlich im Südwesten, in
der Umgebung des alten Bahnhofes, rechts
und links der Frankfurter Straße sowie in der
Umgebung des ehemaligen Westbahnhofes
siedelten sich größere Industriebetriebe an. Ein
zweiter Schwerpunkt industrieller Produktion
entstand im Nordwesten des Stadtgebietes,
nördlich der Hildesheimer Straße und des Neu-
stadtringes. Die Anbindung auch dieser Indu-
striezone an das Eisenbahnnetz erfolgte durch
die ab 1885 ausgebaute Ringbahn, deren Tras-
se noch heute das Stadtgebiet in nord-südli-
cher Richtung durchzieht, wirtschaftlich aber so
gut wie keine Bedeutung mehr hat. Zwischen
den beiden Industriegebieten im Norden und
Süden des westlichen Stadtgebietes liegt ein
Bereich mit Wohnbebauung und eingestreuten
kleineren Gewerbeansiedlungen. Sowohl die
Wohnbebauung als auch die städtebauliche
Gesamtstruktur sind, analog der allgemeinen
Entwicklung in Industriegebieten vieler anderer
Städte, weniger anspruchsvoll als im bürgerli-
chen Osten der Stadt. Es fehlen in diesem Ge-
biet weitgehend Parks und Platzanlagen (mit
Ausnahme des Rudolfplatzes und des kleinen
Amalienplatzes im Nordwesten), stadtplaneri-
sche Höhepunkte, die Ludwig Winter in seinem
Ortsbauplan von 1889 als Bestandteile der
Ringstraßenplanung auch für diesen Stadtteil
vorgesehen hatte, die aber noch bruchstück-
hafter als im Osten realisiert worden sind. Noch
in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts
war von der westlichen Ringstraße lediglich ein
Stück des Altstadtringes in der Mitte des Ge-
bietes und ein Teil des Neustadtringes im Nor-
den ausgebaut. Die noch fehlenden Ringstücke
entstanden erst in den sechziger Jahren dieses
Jahrhunderts und sind dann bereits als
mehrspurige Verkehrsachsen durch die Wohn-
gebiete gezogen worden, ohne die von Winter
vorgesehenen „Boulevardelemente“ der Be-
pflanzung und zwischengeschalteter Platzan-
lagen.
Das ganze westliche Stadtgebiet zwischen der
Oker und dem modernen Autobahnring ist
durch die Bombenangriffe des Zweiten Welt-
krieges stark in Mitleidenschaft gezogen wor-
den, so daß weder größere zusammenhängen-
de Bereiche von Industriebauten noch umfäng-
lichere städtebaulich wirksame Wohngebiete
als Gesamtanlagen den Anforderungen des
Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes
genügen. Die Denkmalsubstanz in diesem Ge-
biet liegt punktuell verstreut, ohne markante
Verdichtung und besteht überwiegend aus so-
litären Anlagen wie Kirchen, Schulen, Friedhö-
fen, wenigen Industriebauten sowie einigen
Wohnbauten, die sowohl als kleine Gruppen als
auch einzeln in Erscheinung treten.
Die westlichen Vorstadtgebiete sind, wie die
übrigen auch, zuerst entlang der alten Fern-
straßen, ausgehend von den jeweiligen Stadtto-
ren besiedelt worden. Dies waren schon in mit-
telalterlicher Zeit im Norden die Celler Straße,

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