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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0250

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Rühme, Königl. Preuß. Landesaufnahme, 1899 (NLVwA-Landesvermessung)

Rühme, Luftbild von Süden (Stadtvermessungsamt Braunschweig)



Rühme, Osterbergstr. 68, ehern. Wohnwirtschaftsgebäude, 1852

ner Zeit mehrfach umgebaut und in den dreißi-
ger Jahren dieses Jahrhunderts erneut verän-
dert, so daß die heutige, aus Fachwerk und
massiven Baukörpern zusammengesetzte Bau-
tengruppe in erster Linie wegen ihrer histori-
schen Bedeutung Denkmaleigenschaft besitzt.
Das auf der Ostseite der Ebertallee, dem „Grü-
nen Jäger“ gegenüberliegende Waldgebiet
Buchhorst enthält seit den dreißiger Jahren die-
ses Jahrhunderts einen Denkmalbereich, der
mit der Geschichte des Nazionalsozialismus
verknüpft ist. In der Nachfolge der Braun-
schweiger Herzöge ließ sich hier Hermann
Göring den Reichs-Jägerhof errichten, einen
umfangreichen Gebäudekomplex mit historisie-
renden Fachwerk- und Blockhäusern, dessen
Mittelpunkt der dreiflügelige Jägerhof aus dem
Jahre 1935 bildet (Ebertallee 44a, 44b). Steile
Satteldächer, mehrfach auf Knaggen vorkra-
gende Giebel und mit Winkelhölzern ornamen-
tiertes regelmäßiges Fachwerk bestimmen das
optische Erscheinungsbild dieser behäbig bo-
denständigen Kulissenarchitektur. In ähnlicher
Weise sind auch die zahlreichen Nebengebäu-
de der Anlage errichtet, so das Wachhaus an
der Ebertallee (Nr. 44) und das schräg gegenü-
berliegende Wohnhaus für Bedienstete mit ei-
nem Garagenanbau (Nr. 49b). Erwähnenswert
sind noch die beiden im Süden des Geländes
gelegenen Blockhäuser 44e und 44d, die 1936
als Falkenhof erbaut und in denen Greifvögel
gehalten wurden. Die Gebäude des ehemaligen
Reichs-Jägerhofes werden heute als Wohnhäu-
ser genutzt, der Hauptkomplex dient als Kin-
dergarten. Die Zufahrt erfolgt von der Ebertallee
aus, wo sich neben dem Wachhaus an einer
platzartigen Ausbuchtung Zaun und Tor erhal-
ten haben. Den von Martin von Piltzing in Berlin
gegossenen und von Johannes Darson entwor-
fenen ikonographischen Auftakt für das ganze
Ensemble bildet hier, dem Wachhaus gegenü-
ber, die Plastik zweier kämpfender Hirsche auf
hohem Kalksteinsockel.
Neben der Ebertallee, die als breite Zufahrt-
straße zum Reichs-Jägerhof zu Beginn der
dreißiger Jahre von der Braunschweiger Innen-
stadt z.T. auf neu errichteter Trasse hierher ge-
führt wurde, erhielt das Gelände als zweite Ver-
kehrsanbindung auch einen Bahnhof. Er liegt
nur wenige Meter östlich des Überganges der
Ebertallee über die Bahnstrecke nach Helm-
stedt. Auch er ist in Fachwerk errichtet, einge-
schossig und langgestreckt mit einem auf Holz-
stützen ruhenden Wartegang. Das Gebäude
selbst wird heute ebenfalls als Wohnhaus ge-
nutzt.

BRAUNSCHWEIG - RÜHME
Der Ortsteil Rühme liegt im Norden der Stadt,
ca. drei Kilometer vom Zentrum entfernt und ist
seit 1934 nach Braunschweig eingemeindet.
Rühme ist vor allem nach dem Zweiten Welt-
krieg stark angewachsen und bildet schon seit
den sechziger Jahren mit den nördlichen Stadt-
erweiterungsgebieten Braunschweigs ein bauli-
ches Kontinuum.
Der Ort ist heute geprägt von umfangreichen
neuen Industrieansiedlungen westlich der Gif-

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