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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0272

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BRAUNSCHWEIG - WENDEN

Wenden, Im Winkel 5, Pfarrhaus, 1. Hälfte 19.Jh.


Der Ort Wenden im Norden Braunschweigs, an
der alten Hamburger Heerstraße zwischen Rüh-
me und Thune gelegen, wurde 1974 einge-
meindet, nachdem er schon in den Jahren da-
vor vor allem im Süden und Westen stark ange-
wachsen und zu einem vorstädtischen
Wohngebiet geworden war. Der Ort liegt heute,
fünf Kilometer vom Zentrum entfernt, in einem
Dreieck, das aus dem Mittellandkanal im Nor-
den, der Autobahn Hannover-Berlin im Süden
und der Bundesstraße 4, die seit 1936 die
Siedlung im Osten umgeht, gebildet wird.
Der alte, um 1200 erstmals urkundlich erwähn-
te Ort liegt heute mit seinem historischen Kern
ganz im Nordosten der Siedlung, auf einer
leichten Anhöhe oberhalb der Schunter, die öst-
lich an Wenden vorüberfließt und die am nördli-
chen Ende des Dorfes von der alten Heer-
straße, der heutigen „Hauptstraße“ überquert
wird.

Wenden, Im Winkel 5a, Kirche, 1866


Wenden war zunächst der St. Magni Pfarre zu
Braunschweig unterstellt, wurde aber schon vor
1341 zur selbständigen Gemeinde unter dem
Patronat der Herren v. Wenden. Auch Wenden
war zunächst ein Sackgassendorf, dessen Höfe
sich an der nach Südosten von der alten Han-
delsstraße abzweigenden Straße Im Winkel an-
siedelten. Kotsassen erweiterten das Dorf spä-
ter an der Hauptstraße, so daß sich, zusammen
mit dem in einer Biegung zur Hauptstraße
zurückführenden Weg Im Winkel allmählich die
spätere Haufenform herausbildete. Im 18. und
19.Jh. verlängerten Brinksitzer und Anbauer
das Dorf besonders nach Süden, eine Entwick-
lung, die sich zwischen den beiden Weltkriegen
durch den Bau von Heimstättensiedlungen und
vor allem seit den sechziger Jahren durch um-
fangreiche neue Wohngebiete mit Miets- und
freistehenden Einfamilienhäusern fortsetzte.
Die Landwirtschaft ist inzwischen aus Wenden
nahezu vollständig verschwunden, die Höfe
umgenutzt und umgebaut, so daß sich der dör-
fliche Charakter weitgehend aufgelöst hat.
Als Relikt der bäuerlichen Siedlung Wenden
sind drei Gebäude zu nennen, die an der
Hauptstraße dicht aufeinanderfolgen und an
dieser Stelle, wenn auch reduziert, noch ein
dörfliches Bild entstehen lassen. Von Süden
kommend beginnt die Reihe mit Hauptstraße
40, einem kleinen, traufständigen Wohn-A/Virt-
schaftsgebäude, das wohl aus der ersten Hälfte
des 19.Jh. stammt. Das Haus verfügt noch
über einen relativ hohen Anteil an Originalsub-
stanz, ist im Wohnbereich zweigeschossig ab-
gezimmert und hat entlang der Wand des
Nordgiebeis eine hohe Quereinfahrt.
Es folgt die nicht mehr bewirtschaftete Hofanla-
ge Hauptstraße 42, eine Dreiseitanlage mit Tor-
einfahrt als Eisengitter zwischen Kunststeinpfei-
lern. Ihr stattliches, mit dem Wohngiebel zur
Straße stehendes Wohnwirtschaftsgebäude
wurde 1866 in Fachwerk mit Ziegelausfachun-
gen errichtet und wirkt alleine durch sein Volu-
men und die großen Dachflächen straßenbild-
prägend. Das Gebäude ist als Querdielenhaus
konzipiert mit zweigeschossig abgezimmerten
Bereichen östlich und westlich des Dielentores.

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