Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0176

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
NÖRDLICHES RINGGEBIET,
SIEGFRIEDVIERTEL, SCHUNTERSIEDLUNG

Die nördlichen Stadterweiterungsgebiete haben
im Westen die Oker als natürliche Grenze, die
hier die Innenstadt zunächst in geradem Verlauf
nach Norden verläßt, ehe sie am Ölpersee nach
Westen abbiegt, den Ortsteil Ölper östlich pas-
siert um dann in zahlreichen Windungen und
Schleifen in nordwestlicher Richtung aus dem
Stadtgebiet herausführt.
Im Osten reicht der Stadtteil bis an die Glies-
maroder Straße heran, eine alte Wegeführung,
die am ehemaligen Fallersleber Tor die Stadt
verließ und in nordöstlicher Richtung nach
Brandenburg und Berlin führte. Die Gliesmaro-
der Straße bildet gleichzeitig die Nordgrenze
der östlichen Stadterweiterungsgebiete. Die
wichtigste Verkehrsachse in den nördlichen
Stadtteilen ist die Hamburger Straße. Auch sie
eine alte Heerstraße, verläßt am Wendentor die
Stadt, und ist schon in mittelalterlicher Zeit
Braunschweigs Hauptverbindung mit dem
norddeutschen Raum gewesen. Die Hambur-
ger Straße ist, wie die anderen wichtigen Aus-

fallstraßen der Stadt auch, schon im frühen
19.Jh. Kristallisationsstrang für eine erste Stadt-
erweiterung nach Norden gewesen, ehe eine
geregelte Aufsiedlung unter stadtplanerischen
Gesichtspunkten mit der Anlage neuer Straßen
in diesem Gebiet stattfand. Auch am Bültenweg
im Osten, einem vom Fallersleber Tor und dem
dort gelegenen ehemaligen herzoglichen Holz-
hof in die nordöstliche Feldmark führenden Weg
ist um die Mitte des 19.Jh. eine von der Innen-
stadt ausgehende lockere Bebauung zu beob-
achten, die mit überwiegend straßenseitig ge-
legenen Wohnbauten und zurückliegenden Ne-
bengebäuden auf eine Besiedlung mit Hand-
werks- und Gartenbaubetrieben hinweist. Zwi-
schen der Hamburger Straße und dem
Bültenweg gab es bereits im späten 18.Jh. im
Vorfeld der Stadtbefestigung mehrere kleine
Querverbindungen, über die sowohl der dort
liegende kleine Exerzierplatz als auch der Garni-
sonfriedhof und der Begräbnisplatz der Kathari-
nengemeinde zu erreichen waren. Diese alten
Wegeführungen sind mit nur wenigen Abwei-
chungen zunächst in den Stadterweiterungs-
plan von C. Tappe aus dem Jahre 1870 und
später auch in den weiter in das Umland aus-
greifenden Ortsbauplan von L. Winter aus dem

Jahre 1889 übernommen worden. Die bereits
von Ludwig Winter geplante, die Stadterweite-
rungsgebiete quer erschließende Ringstraße ist
in den nördlichen Stadtteilen bis zur Jahrhun-
dertwende zunächst nur im Bereich des Wen-
denringes realisiert worden. Er verbindet die
Hamburger Straße über die Oker hinweg mit
dem Neustadtring in den nordwestlichen Stadt-
gebieten. Der heutige Rebenring, der östlich
der Hamburger Straße die Verbindung mit dem
Hagenring herstellt, wurde erst nach dem Zwei-
ten Weltkrieg in den sechziger Jahren dieses
Jahrhunderts fertiggestellt.
Der wichtigste Impuls für eine verdichtete Be-
bauung in den nördlichen Vorstadtbereichen
ging von dem 1877 erfolgten Neubau des Po-
lytechnikums, der späteren Technischen Hoch-
schule aus. Der Standort des von C. Uhde un-
mittelbar jenseits der nördlichen Okerumflut er-
richteten großzügigen Universitätsbaus hatte
bereits in den frühen siebziger Jahren des
19.Jh. in der Verlängerung des Fallerslebertor-
walles und einer neuen Okerbrücke Anschluß
an die Innenstadt erhalten. Zu beiden Seiten
dieser neuen Verkehrsader entstanden dann im
Umfeld der Universität in rascher Folge neue

Ortsbauplan von L. Winter, 1889, Ausschnitt, (Stadtvermessungsamt Braunschweig)


174
 
Annotationen