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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0223

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darunter ein gekuppeltes Rundbogenfenster,
dann eine Rechtecköffnung und über dem Por-
tal eine Rautenform mit Verglasung zu sehen.
Das Portal selbst ist doppelt gestuft. Jeweils
zwei eingestellte Säulen tragen im Fugenschnitt
bemalte Archivolten, die ein glatt verputztes
Tympanon rahmen. Die Säulen mit Eckblattba-
sen haben Blatt- und Pfeifenkapitelle.
Die schlichte, aber im Innern monumental wir-
kende St. Nikolaikirche gehört zu den wenigen
romanischen Dorfkirchen des Braunschweiger
Landes, die eingewölbt sind. Der längsrecht-
eckige Hallenbau ist entsprechend seiner drei-
apsidialen Struktur dreischiffig angelegt. Einfa-
che, quadratische Pfeiler, von denen Gurtbögen
aufsteigen, trennen Haupt- und Seitenschiffe
voneinander. Die Gewölbe ruhen auf Frei- und
Wandpfeilern, die im Westen kantig, im Osten
mit Eckdiensten ausgebildet sind, und sie be-
stehen aus quergestellten Rundtonnen, die die
östlichen Raumeinheiten überdecken, sowie ei-
ner ost-westlich verlaufenden, die das Mittel-
schiff schließt. So entstehen über dem Mittel-
schiff Kreuzgratgewölbe und in den Seitenschif-
fen spitzbogige Stichkappen. Das über quadra-
tischem Grundriß aufgeführte Chorhaus mün-
det in eine Apsis, die durch zweifach gestufte
Wandpfeiler mit doppelt gestuften Gurtbögen
vom Chorhaus abgesetzt ist. Auch dieser
Raumteil ist mit einem Kreuzgratgewölbe über-
fangen.
Der Kirchenbau ist im Chorhaus, den Apsiden
und in den Gewölben des Mittelschiffes ausge-
mait. Die Reste der mittelalterlichen Ausmalung
wurden in den Jahren 1903 und 1904 freigelegt
und hinter den auf Leinwand aufgetragenen, er-

gänzenden Malereien von A. Quensen verbor-
gen. Heute zeigt die Nordwand des Chorhau-
ses Szenen aus dem Leben des Hl. Nikolaus,
die Südwand Bilder aus dem Leben Jesu, die
Wölbung das himmlische Jerusalem und die
Apsis Christus in der Mandorla.
BRAUNSCHWEIG - ÖLPER
Im Stammgebiet der Brunonen wurde um 700
n. Chr. das Gebiet Ölpers zwischen Oker und
Schölke besiedelt. 1013 hieß dieser Forstort
„Alabure“. Als Dorf wird Ölper erstmalig 1251 in
einer Urkunde des Hildesheimer Bischofs er-
wähnt, in der dem Blasiusstift der halbe Zehnte
überlassen wird.
Durch die Nähe zu Braunschweig war Ölper
seit jeher zur Stadt gehörig; daraus ergab sich
auch Ende des 14.Jh. die Einbeziehung in den
Schutz der Landwehr. 1492 blieb bei der Bela-
gerung Braunschweigs durch Heinrich den Äl-
teren Ölper von den Raubzügen der Braun-
schweiger verschont, wurde im Gegenzug aber
1553 von Herzog Heinrich dem Jüngeren mit
Brandschatzung heimgesucht. Ölper mußte ihn
schließlich als Stadt- und Landesherren aner-
kennen. Als 1605 Herzog Heinrich Julius
Braunschweig belagerte, legte er in Ölper die
Hauptschanze an und ließ hier die Oker auf-
stauen, um die Stadt Braunschweig zu fluten
und zur Aufgabe zu zwingen. In dieser Zeit war
Ölper ohne Einwohner. Als 1615 Herzog Frie-
drich Ulrich Braunschweig belagerte, wurden
sämtliche Häuser Ölpers niedergebrannt.
Während der napoleonischen Zeit (1806-1815)
wurde das Herzogtum Braunschweig dem Kö-

nigreich Westfalen zugeteilt. Damit endete 1807
die seit 1393 bestehende Zugehörigkeit Ölpers
zur Stadt Braunschweig. Im Verlaufe der gegen
die französische Besatzung gerichteten Feldzü-
ge war Ölper Schauplatz eines für die Braun-
schweiger Geschichte wichtigen Ereignisses:
Am 1. August 1809 verschanzte sich Herzog
Friedrich Wilhelm mit einer kleinen Schar in Öl-
per. Nach kurzem Gefecht gelang ihm unter Ar-
tillerieeinsatz am nächsten Tag der Durchbruch.
An dieses Ereignis erinnert ein Denkmal an der
Celler Heerstraße.
Das Monument steht auf einem kleinen einge-
friedeten Areal an der Ostseite der Celler Heer-
straße - nördlich der heutigen Überführung der
A 392. Am 15.10.1843 wurde das von Ministe-
rialrat Koch entworfene Denkmal durch Gene-
ralmajor von Norman eingeweiht. Errichtet wur-
de es zu Ehren Herzog Friedrich Wilhelms von
Braunschweig, der mit 2000 Mann im Aufstand
gegen die französische Besatzung am 1. Au-
gust 1809 hier am Ölper Berg dem westfäli-
schen Corps mit 5000 Mann unter General
Reubell ein Gefecht lieferte.
Der Unterbau des gußeisernen Monuments be-
steht aus zwei allseits abgestuften Steinplatten.
Der hohe Sockel des oben gekappten Obelis-
ken trägt auf allen vier Seiten das Relief eines
Löwen mit erhobener Pranke. Der Obelisk
selbst enthält auf der Stirnseite die Inschrift:
„Hier focht Herzog Friedrich Wilhelm mit seiner
Schar am 1. August MDCCCIX“. Darunter be-
findet sich ein aufrecht gestelltes Schwert, um-
geben von einem Lorbeerkranz. Auf der rechten
Seite sind die beteiligten Offiziere des Stabes,
der Artillerie und Kavallerie genannt, auf der lin-
ken die Infanteristen.

Ölper, Celler Heerstr., Denkmal, 1843, Entwurf: Koch


Ölper, Königl. Preuß. Landesaufnahme, 1899 (NLVwA-Landesvermessung)


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