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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0233

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Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Ober-
geschoß zu Wohnzwecken umgebaut.
Wohl bedingt durch seine abgeschiedene Lage,
hat sich an dieser Denkmalgruppe ein hohes
Maß an Originalsubstanz erhalten.

BRAUNSCHWEIG - QUERUM
Der 1934 in das Stadtgebiet eingemeindete Ort
Querum liegt nordöstlich der noch dichter be-
bauten Stadterweiterungsgebiete, ca. fünf Kilo-
meter vom Stadtzentrum entfernt. Im Norden
reichte hier die ursprünglich kleine, haufenförmi-
ge Ansiedlung schon immer bis dicht an das
Flüßchen Schunter heran, während sich im We-
sten noch in den dreißiger Jahren dieses Jahr-
hunderts bis zum Wabeufer hin Ackerland aus-
breitete. Inzwischen ist jedoch das ganze Drei-
eck zwischen Schunter und Wabe bebaut, und
auch im Osten des alten Ortskernes sind nach
dem Zweiten Weltkrieg größere Neubauviertel
entstanden. Auch jenseits der Schunter, am
Südrand des Querumer Forstes, setzte ab
1933 Siedlungsbau ein, der in den fünfziger
und sechziger Jahren intensiv weitergeführt
wurde, so daß auch dieses, zu Querum
gehörende Gebiet zwischen Forststraße, Hon-
delager Weg und dem Querumer Forst den ty-
pischen Charakter einer Stadtrandsiedlung an-
nahm.
Parallel zu dieser räumlichen Expansion verlief
die Verstädterung des alten Ortskernes. Der
noch in den zwanziger Jahren ausgeprägt bäu-
erliche Charakter Querums ist heute, ähnlich
wie in dem südlich gelegenen Gliesmarode, mit
dem es inzwischen nahezu verschmolzen ist,
kaum mehr erlebbar und nur noch an wenigen
Bauten überhaupt dingfest zu machen.
Querum erscheint 1148 erstmals in den Urkun-
den, als das Kloster Riddagshausen den Zehn-
ten erwarb und wenig später unter der Verwal-
tung eines Hofmeisters einen Klosterhof einrich-
tete. Querum war Pfarrdorf in der Inspektion
Kämpen, wurde 1606 im Verlaufe der kriegeri-
schen Auseinandersetzungen zwischen Herzog
Heinrich Julius und der Stadt schwer verwüstet,
so daß für den Wiederaufbau eine Spenden-
sammlung erfolgte. Mitte des 18.Jh. hatte der
Ort drei Ackerleute, zwei Halbspänner, sieben
Kotsassen und um 1790/93 knapp über 200
Einwohner. Bis 1895 stieg die Bevölkerungszahl
auf 702 an.
Die Hauptverkehrsachse Querums ist die Be-
venroder Straße, die, von Gliesmarode von Sü-
den kommend, den Ort in leicht gebogenem
Verlauf in der Mitte durchquert, über die Schun-
ter führt und somit die nördlich des Flüßchens
liegenden neueren Siedlungsgebiete an das
Stadtgebiet anschließt. Von dort führte ein alter,
schnurgerader Weg durch den Querumer Forst
nach Waggum, der heute jenseits des Waldes
am Flughafen Braunschweig endet, der 1936
südlich von Waggum eingerichtet wurde.
Von den wenigen historischen Bauten, die
Querum noch aufzuweisen hat, ist, vor allem
unter städtebaulichen und ortsgeschichtlichen
Aspekt, eine Gruppe von sehr heterogen ge-
stalteten Architekturen zu nennen, die sich ent-
lang der Westseite der Bevenroder Straße er¬

streckt und auf die dörfliche Vergangenheit des
Orts hinweist (Bevenroder Straße 36, 37, 39,
40, Hinter der Kirche 1). Direkt an der Straße
liegen das traufständige, zweigeschossige
Fachwerkwohnhaus Nr. 36, das wohl aus der
Zeit um 1860 stammt, ein auf dem Garagenan-
bau als „Feuerhaus“ bezeichneter Verwaltungs-
und Wohnbau in Ziegel aus dem Ende des
19.Jh. (Nr. 37) und eine kleine 1871 errichtete
Hofanlage in Fachwerk (Nr. 40) mit zurücklie-
gendem zweigeschossigen Wohnhaus und ei-
ner zur Straße giebelständigen Stallscheune.
Etwas von der Bevenroder Straße abgerückt,
das Straßenbild aber noch mitbestimmend, lie-
gen zwei ältere Fachwerkbauten, deren Grund-
substanz noch in das 18.Jh. zurückgeht: Be-
venroder Straße 39, ein kleiner Rechteckbau
mit liegenden Gefachen unter Walmdach, des-
sen Erdgeschoß im Norden massiv ersetzt wur-
de. Das Gebäude ist das Wohnhaus einer klei-
nen Hofanlage, deren ehemaliges in Ziegel ge-
mauertes Stallgebäude mit seiner langen,
verputzten Traufseite die Straße begleitet. Das

andere Haus mit der Adresse Hinter der Kirche
1 ist mehrfach um- und angebaut, enthält aber
noch einen in Geschoßbauweise errichteten
Baukörper, dem im Süden gegen Ende des
19.Jh. ein Schulraum mit großen Fenstern an-
gefügt wurde. Der alte, wohl noch in die Mitte
des 18.Jh. zu datierende Teil scheint ebenfalls
ursprünglich Wohnbau einer kleinen Hofanlage
gewesen zu sein.
Westlich dieser Bautengruppe an der Bevenro-
der Straße liegt auf einer dreieckigen Platz-
fläche zwischen den Straßen Wabenkamp und
Zum Wiesental die kleine, turmlose Dorfkirche
aus dem Jahre 1864 (Hinter der Kirche 3). Es
ist ein Saalbau mit Apsis aus organgegelbem
Ziegelmauerwerk, der formal Anklänge an den
Rundbogenstil erkennen läßt. Die Nord- und
Südfront ist jeweils mit einem großen gekuppel-
ten Drillingsfenster geöffnet, und den symme-
trisch ausgewogenen Wandaufbau der Längs-
seiten stabilisieren flache Risalite an den Seiten,
in denen jeweils ein Rundbogen- und ein Vier-
paßfenster sitzen. Ein moderner Dachreiter

Querum, Königl. Preuß. Landesaufnahme, 1899 (NLVwA-Landesvermessung)


Querum, Luftbild von Süden (Stadtvermessungsamt Braunschweig)


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