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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0199

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und deren Entwicklung über einen Zeitraum von
der Mitte des 18.Jh. bis zum Ende des 19.Jh.
Die Kirche von Broitzem (An der Kirche), am
Südende des alten Dorfkernes gelegen, ist eine
jener Braunschweiger Dorfkirchen, die in ihren
ältesten Teilen bis in gotische Zeit zurückgehen,
aber im späten 18.Jh. erneuert und umgebaut
wurden. So zeigt sich der schlichte, über recht-
eckigem Grundriß aufgeführte, gerade ge-
schlossene Saalbau heute mit großen Rundbo-
genfenstern, zwischen denen an der Südfront
noch eines der vermauerten gotischen Spitzbo-
genfenster zu sehen ist. Der älteste Teil des
Baues ist der wuchtige, zweigeschossige West-
turm, der heute unter einem sehr hohen und
spitzen Zeltdach liegt. Hier haben sich noch die
gotischen Schallöffnungen erhalten, von denen
die gedoppelte auf der Westseite eine unge-
wöhnliche, an die Fischblase erinnernde
Maßwerkform zeigt. Der in der Westseite des
Turmes liegende Haupteingang der Kirche mit
darüber gesetztem stichbogig geschlossenen
Fenster, stammt aus dem Jahre 1797 und steht
wohl in Zusammenhang mit dem Umbau des
Langhauses. Der ehemalige Kirchhof ist heute
ein baumbestandener, eingefriedeter Rasen-
platz, auf dem nur noch einige wenige ältere
Grabsteine an seine ursprüngliche Funktion er-
innern.

BRAUNSCHWEIG - DIBBESDORF
Der Ort Dibbesdorf liegt im Nordosten des
Stadtgebietes, ca. sieben Kilometer vom Zen-
trum Braunschweigs entfernt am Rande der
Schunterniederung. Die nordwestlich des Dor-
fes vorüberfließende Schunter, ein Zufluß der
Oker, reicht mit ihrem Überschwemmungsge-
biet bis dicht an den alten Ortskern heran, der
im Norden von der seit 1902 verkehrenden
Schuntertalbahn, die von Braunschweig nach
Fallersleben und Wolfsburg führt, tangiert wird.
Im Südosten bildet die Bebauungsgrenze die B
248, die über Volkmarode und Gliesmarode in
die Braunschweiger Innenstadt führt, so daß
Dibbesdorf sowohl über die Straße als auch
über die Schiene hervorragend an die Stadt an-
gebunden ist. Die vor allem für Pendler ver-
kehrsgünstige Lage führte nach dem Zweiten
Weltkrieg zu einem sprunghaften Anstieg der
Einwohnerzahl, verbunden mit der Aufsiedlung
eines größeren Neubaugebietes nordöstlich des
alten Dorfes. Hier liegt auch der Bahnhof des
Ortes, den Dibbesdorf gemeinsam mit dem jen-
seits der Schunter gelegenen Ort Hondelage
hat.
Dibbesdorf wurde 1226 erstmals erwähnt und
gehörte in mittelalterlicher Zeit lange dem Klo-
ster Riddagshausen. Die ursprüngliche Form
der Ansiedlung war die eines Sackgassendor-
fes, an dessen einzigem Erschließungsweg die
wenigen Höfe lagen. Später fügten Kotsassen
eine zweite Sackgasse hinzu, und im weiteren
Verlauf ist durch Auffüllung der Siedlungsfläche
dazwischen und an den Rändern die Haufen-
form entstanden, wie sie bis in die dreißiger
Jahre dieses Jahrhunderts ohne große Verän-
derung bestand.
Dibbesdorf war nie ein großer Ort. Es war im-
mer nach Volkmarode eingepfarrt und besaß

keine eigene Kirche. Um die Mitte des 18.Jh.
zählte es ca. 100 Einwohner, die auf fünf Acker-
zehn Kotsassen- und zwei Häuslingshöfen leb-
ten. Bis 1885 verdoppelte sich die Zahl, sta-
gnierte aber dann bis zum Ende des Zweiten
Weltkrieges, als mit dem Zuzug von Flüchtlin-
gen und der Ausweisung der neuen Wohnge-
biete im Nordosten ein neuer Siedlungsschub
einsetzte, der das Dorf stetig bis zu seiner heu-
tigen Größe anwachsen ließ.
Obwohl sich die Struktur des Dorfes bis in das
20.Jh. hinein nur wenig verändert hatte und die
neueren Wohnbauten großenteils außerhalb
des alten Ortskernes entstanden, hat sich nicht
viel denkmalwerte bäuerliche Architektur erhal-
ten. 1865 vernichtete ein Brand die mittleren
und nördlichen Teile des Dorfes, so daß fast die
gesamte Bausubstanz des Ortes nach diesem
Datum neu entstand.
Am nordöstlichen Ende des alten Dorfkernes
liegen auf beiden Seiten der Haupter-

schließungsstraße zwei Hofanlagen und ein
Wohn-A/Virtschaftsgebäude, die aufgrund ihrer
einheitlichen Entstehungszeit nach dem Brand
von 1865 und ihrer straßenbildprägenden Wir-
kung zu einer Denkmalgruppe zusammenge-
faßt werden können (Alte Schulstraße 6, 9,
Lüddeweg 10). Die Hofanlage Nr. 6 mit Scheu-
ne, Wohnhaus und Stallflügel um eine gepfla-
sterte, zur Straße sich öffnende Hoffläche grup-
piert, liegt am Ausgang des Dorfes auf der
Nordwestseite der Alten Schulstraße. Das
zurückliegende zweigeschossige Wohnhaus ist
ein Fachwerkbau mit Ziegelausfachung, der auf
einem Sandsteinquadersockel und einer Ziegel-
rollschicht unter der Fußschwelle ruht. Die re-
gelmäßig in sechs Achsen angeordneten Fen-
ster sowie das mit Krempziegeln gedeckte
Krüppelwalmdach sind erneuert, die zweiflügeli-
ge Haustüre mit profilierter Rahmung stammt
dagegen noch aus der Bauzeit des Hofes um
1866/67. Die heute nicht mehr landwirtschaft-
lich genutzten Wirtschaftsgebäude sind äußer-


Dibbesdorf, Luftaufnahme von Süd (Stadtvermessungsamt Braunschweig)

Dibbesdorf, Alte Schulstr. 16, Gasthaus, 1820


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