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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0270

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Auf der Südseite des Flughafengeländes liegt
der Lilienthalplatz, an dessen Nordflanke, dem
Flugfeld zugewendet, das Empfangsgebäude
aus dem Jahre 1939 liegt (Lilienthalplatz 5).
Zeittpypischer, nationalsozialistischer Klassizis-
mus kennzeichnet den Bau. Lange Reihen mo-
notoner Fensterachsen werden durch einen ko-
lossalen Mittelportikus zentriert, der mit wuchti-
gen Pfeilern und einer Attika bis in das
breitgelagerte Walmdach reicht, dem heute in
der Mitte eine moderne Towerkonstruktion auf-
gesetzt ist. Dem Hauptbau schließt sich im We-
sten ein zeitgleicher, eingeschossiger Terras-
sentrakt an, der in einer Biegung endet und
dem zum Flugfeld hin ein von Pfeilern gestütz-
ter, offener Gang vorgelegt ist.

BRAUNSCHWEIG - WATENBÜTTEL
Erstmals wird Watenbüttel im 12.Jh. erwähnt.
Um 1170 bzw. 1195 gehörten dem braun-
schweigischen Cyriakusstift mehrere Hufen in
„Watenbutle“. Nach dem Lehenbuch Herzog
Otto des Milden (1318-1344) erhalten im Jahre
1318 Ludolf und Gerhard von Bortfeld mit Aus-
nahme eines Hofes das Dorf und die Mühle als
Lehen.
Die Namensendung -„büttel“ deutet darauf hin,
daß es sich bei Watenbüttel ursprünglich um ei-
ne frühmittelalterliche Grundherrensiedlung
handelt, die unmittelbar an der Oker, östlich der
alten Poststraße nach Celle entstanden ist. Der
Siedlungskern wird wohl im Gebiet der heutigen
Straße „Am Okerdüker“ gelegen haben, domi-
niert vom kleinen Kirchhügel.
Wo das „feste Haus“ der von Bortfeld gestan-
den hat, ist ungewiß, lediglich Flurnamen wie

Watenbüttel, Celler Heerstr., Rieselgut Steinhof, 2. Hälfte 19.Jh.


„Mühlenhof“ am Nordende der heutigen Straße
Am Okerdüker und „Die Burg“ südlich des
Großen Anger erinnern an die Bauten, die
durch Soldaten der Stadt Braunschweig in der
Fehde mit Herzog Heinrich Julius (1589-1613)
in den ersten Maitagen des Jahres 1600 zer-
stört wurden.
Bei der Belagerung Braunschweigs 1671 durch
Herzog Rudolf August (1660-1685) wurden die
umliegenden Dörfer geplündert und die Kirche
in Watenbüttel innen völlig zerstört. Dieser Vor-
gängerbau der heutigen Kirche - Watenbüttel
wurde bereits 1568 als Kirchdorf geführt - war
ein kleiner massiver Saalbau mit Fachwerkturm,
der um 1803 wegen Baufälligkeit abgebrochen
werden mußte. Watenbüttel bestand Mitte des
19.Jh. lediglich aus 29 Häusern; die Gemeinde
war also recht klein.
Die heutige Kirche (Am Okerdüker) wurde
1804 nach Plänen des Braunschweiger Kam-
merbaumeisters Rothermund erbaut. Es ent-
stand ein kleiner klassizistischer Saalbau in ver-
putztem Bruchsteinmauerwerk mit Eckverqua-
derung und Sockel in Elmkalkstein, je drei
Rundbogenfenstern in den Längsseiten und je-
weils mittiger Eingangstür mit darüber liegen-
den Rundfenstern an den Giebelseiten. Das zie-
gelgedeckte Halbwalmdach wird auf der West-
seite von einem schiefergedeckten oktogonalen
Dachreiter mit Uhr bekrönt. Die Datierung der
Wetterfahne „1961“ bezieht sich auf die Reno-
vierung von Turm und Dach im gleichen Jahr.
Von der früheren Friedhofsanlage wurden ledig-
lich zwei alte Grabplatten von 1650 und 1655
übernommen und an der Südwand verankert.
1832 wurde eine Orgel von Johann Christoph
Noak aus Braunschweig eingebaut.
Aus demselben Jahr 1804 stammt auch die
große Stallscheune des Hofes Am Okerdüker 7
westlich gegenüber der Kirche; ein großer
Lehmfachwerkbau, dessen Giebeltrapeze mit
Ziegel ausgefacht sind und Ziersetzungen zei-
gen. Das leichte Gefälle nach Norden wird
durch einen hohen Sockel aus Sandsteinqua-
dern ausgeglichen.

Watenbüttel, Celler Heerstr., Rieselgut Steinhof, Tagelöhnerhäuser, 1896/97


An der alten Poststraße nach Celle, der heuti-
gen Bundesstraße 214, liegt ca. sieben Kilome-
ter nordwestlich von Braunschweig das zu Wa-
tenbüttel gehörige Rieselgut Steinhof (Celler
Heerstraße). Die heutige großflächige Gutsan-
lage hatte ihren Ursprung in einem Wirtschafts-
hof, der 1326 erstmals urkundlich erwähnt wur-
de, als er durch eine Schenkung Otto des Mil-
den an das Kreuzkloster zu Braunschweig kam.
Im Zuge der Reformation erhielt 1523 die Stadt
Braunschweig die Oberhoheit über das Kreuz-
kloster und damit auch über „Steinhof“.
Um 1600 wird das westlich angrenzende Wald-
gebiet „Im heiligen Creutzholtz“ bezeichnet,
weiter nordwestlich führt die Straße über einen
Landgraben in „gifhornisch“ Gebiet. Auf der de-
taillierten „Gerlachschen Karte des Herzogtums
Braunschweig“ (1762/1775) ist „Steinhof“ als
Ansammlung von vier Häusern östlich der
„Straße nach Zelle“ dargestellt, unmittelbar
nördlich einer Okerschleife gelegen. Der Ort ist
umgeben von einem halbkreisförmigen Erdwall
und von Norden her über einen kleinen Steg mit
der Straße verbunden. Etwa eine halbe Meile

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