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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0266

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Volkmarode, Königl. Preuß. Landesaufnahme, 1899 (NLVwA-Landesvermessung)




Volkmarode, Volkmarode von Süden, Lithogr. W. Pätz, 1839


Volkmarode, Alte Dorfstr. 2a, Kirche St. Thomas, Mitte 17.Jh.


um 1900 noch eine besonders ausgeprägte
bauliche und soziale Struktur: 1750 hatte Her-
zog Karl der Erste auf einem alten v. Veltheim-
schen Besitz zwölf Pfälzer Familien, die in der
Kurpfalz ihres reformierten Glaubens wegen
vertrieben worden waren, angesiedelt. Diese
Flüchtlinge bauten ihre Siedlung in der Form ei-
nes Straßendorfes, dicht am Fluß und ihm in
seinen Krümmungen folgend, wie das heute
noch am Verlauf der Pfälzer Straße und der
Straße Unter den Linden zu erkennen ist. Die
aufgehende Bebauung an diesen beiden
Straßen ist aber inzwischen so stark verändert
und erneuert worden, daß der ehemals eigene
Charakter dieses Ortes heute nicht mehr an-
schaulich wird.
Baudenkmal ist jetzt nur noch ein Schulbau aus
dem Jahre 1908 (Pfälzer Straße 34), errichtet
aus gelben Ziegeln auf einem Kalksteinquader-
sockel. Der unter einem Satteldach liegende Bau
hat einen außermittigen Quertrakt, der auf der
Vorder- und Rückseite gleichweit risalitbildend
vorspringt und unter einem Zwerchdach liegt.
Gegliedert ist das Gebäude durch ein kräftiges
Horizontalgesims, das die beiden ungleich ho-
hen Geschosse voneinander trennt sowie durch
Bänderungen aus braun glasierten Ziegeln.
BRAUNSCHWEIG - VOLKMARODE
Volkmarode, ca. vier Kilometer nordöstlich vom
Stadtzentrum gelegen, wurde 1974 eingemein-
det. Der Ort ist heute durch ein südwestlich des
alten Kernes auf beiden Seiten der Bundes-
straße 248 entstandenes Neubaugebiet mit
dem dichter an der Stadt liegenden Ortsteil
Gliesmarode zusammengewachsen. Die alte
Dorfmitte liegt südlich der Bundesstraße auf ei-
nem nach Norden in das Schuntertal vorsprin-
genden, höher gelegenen Sporn.
Volkmarode gehört zu den spätmittelalterlichen
- rode Siedlungen, die aus einem adligen Hof
des Geschlechtes derer von Volkmarode ent-
standen ist. 1302 erstmals urkundlich genannt,
bestand das Dorf in mittelalterlicher Zeit aus ei-
ner kleinen, sackgassenartig angeordneten
Gruppe von Höfen, die 1794 aus vier Acker-
bauern, fünf Kotsassen, der Pfarre, dem Pfarr-
witwenhaus und einem Hirtenhaus bestand.
1626 war das Dorf bis auf drei Höfe niederge-
brannt, wobei auch die alte Kirche zum größten
Teil zerstört worden war. Im 19.Jh. begann sich
der Ort vor allem westlich des alten Dorfes, ent-
lang der Berliner Heerstraße, auszudehnen. Be-
sonders durch die ebenfalls im Westen gelege-
ne, heute verschwundene Ziegelei Moorhütte,
die 1799 durch den Braunschweiger Verleger
Vieweg gegründet worden war, siedelten sich
nach und nach Neubürger an, und es entstan-
den gegen Ende des 19.Jh. entlang der heuti-
gen Bundesstraße 248 vermehrt Arbeiterwohn-
häuser als zweigeschossige Fachwerkbauten.
Die wenigen Hofstellen im alten Dorf sind mittel-
deutsche Dreiseithöfe in Fachwerk mit Ziegel-
ausfachungen, deren Bausubstanz aber durch
Betriebsaufgabe und nachfolgende Umbauten
weitreichend verändert ist. Die vor allem nach
dem Zweiten Weltkrieg massiv fortgeschrittene
Verstädterung des Ortes hat dazu geführt, daß
Volkmarode heute, neben der Kirche nur noch
drei Baudenkmale aufweist.

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