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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0110

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SÜDÖSTLICHES RINGGEBIET,
BÜRGERPARK, RICHMOND

Die Stadterweiterungsgebiete im Südosten und
Süden der Innenstadt umfassen das Areal zwi-
schen der am ehemaligen Steintor die Stadt
verlassenden alten Heerstraße, der Helmstedter
Straße, und der von Süden auf die Stadt zu-
fließenden Oker. Mit der Wolfenbütteler Straße,
die am ehemaligen Augusttor die Innenstadt im
Süden erreicht, durchquert dieses Siedlungsge-
biet noch eine zweite, jahrhundertealte Wege-
führung, die Braunschweig mit der herzoglichen
Residenz Wolfenbüttel verband.
An diesen beiden Hauptverkehrswegen setzte
in der ersten Hälfte des 19.Jh. eine unregel-
mäßige Bebauung ein, die von der Innenstadt-
grenze zunächst nur langsam in die Feldmark
vordrang und später in die ersten Bebauungs-
pläne der siebziger und achtziger Jahre mit auf-
genommen wurde. Bis weit in das 19.Jh hinein
breiteten sich hier noch stadtnahe Gärten, Wie-
sen und Weiden aus. In früheren, klimatisch
günstigeren Zeiten wurde selbst Wein hier an-
gebaut, worauf Flurnamen wie „im kleinen

Weinberge“ und „im großen Weinberge“ am
Südhang des Zuckerberges hinweisen. Als ein-
zige Bebauung lag isoliert und weit vor den To-
ren der Stadt das Siechenhaus St. Leonhard
mit seiner Kapelle. Neben den beiden erwähn-
ten Heerstraßen in Richtung Helmstedt und
Wolfenbüttel existierte noch ein dritter Fahrweg,
an dem entlang sich im frühen 19.Jh. ebenfalls
allmählich eine erste vorstädtische Bebauung
entwickelte: Es ist der alte Weg nach Salzdah-
lum, der Sommerresidenz der welfischen Her-
zöge. Dieser Weg zweigte kurz hinter dem
Steintor von der Helmstedter Straße nach Sü-
den ab und lief zunächst parallel zur Stadtbefe-
stigung in Richtung auf das Augusttor, wendete
sich dann aber scharf nach Süden und führte,
die Wolfenbütteler Straße ein Stück weit östlich
begleitend und den Zuckerberg umgehend,
nach Salzdahlum. Dieser Wegeverlauf spiegelt
sich bis heute im Zug der Bertramstraße, dem
nordöstlichen Teil der Campestraße und der
Böcklerstraße, die bis 1951 Salzdahlumer
Straße hieß.
Ein weiterer Weg zweigte von der heutigen Ber-
tramstraße nach Osten ab und führte nach St.
Leonhard. Aus der Verlängerung dieses Weges

nach Osten und Westen entstand nach 1885
die Leonhardstraße, eine wichtige Verkehrsader,
die über eine neue Okerbrücke einen weiteren
Zugang zur Innenstadt herstellte.
DAS GEBIET ZWISCHEN
HELMSTEDTER- UND BÖCKLERSTRASSE
Das Siedlungsgebiet zwischen der Helmstedter
Straße und der Böcklerstraße weist in seinen
innenstadtnahen Bereichen überwiegend an-
spruchsvollere Wohnbebauung aus dem letzten
Drittel des 19.Jh. auf. Die trapezförmige Sied-
lungsfläche hat im Südosten ihre Grenze in den
weitläufigen Gleisanlagen der Bundesbahn, die
auf die Trassenführung der 1872 in Betrieb ge-
nommenen Bahnlinie Braunschweig - Königs-
lutter - Helmstedt - Magdeburg zurückgehen,
seither mehrfach erweitert und in den zwanzi-
ger Jahren unseres Jahrhunderts durch einen
großflächigen Verschiebebahnhof südöstlich
der alten Bahnlinie ergänzt wurden. Die Bebau-
ung in der Umgebung des heutigen Haupt-
bahnhofes stammt aus der jüngeren und jüng-
sten Vergangenheit und ist städtebaulich zu-
sammen mit der Anlage des Berliner Platzes

Ortsbauplan v. L. Winter, 1889, Ausschnitt, (Stadtvermessungsamt Braunschweig)


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