Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0111

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
und der Kurt-Schumacher-Straße zu sehen, die
als neu gezogene Verkehrsachse seit 1960 be-
baut wurde und seither das Stadtzentrum mit
dem modernen Bahnhofsgebäude am Berliner
Platz (s.dort) verbindet. Die in den sechziger
und siebziger Jahren dieses Jahrhunderts ent-
standene Wohn- und Geschäftsbebauung an
der Westseite der Kurt-Schumacher-Straße, be-
stehend aus einer lockeren Reihung von Hoch-
häusern mit dazwischen geschobenen flachen
Pavillonbauten, legt sich heute wie ein Riegel vor
das gründerzeitliche Wohngebiet um die Böck-
lerstraße, das vor der städtebaulichen Neuregu-
lierung der Nachkriegsjahre mit seinen Straßen-
zügen auf den alten Ostbahnhof ausgerichtet
war, an dessen Stelle 1960 der neue Haupt-
bahnhof trat. Reste von ehemals weiträumigen
Privatgärten sowie zwei alte Friedhöfe prägen
als große Frei- und Grünflächen das Gebiet süd-
lich und westlich der 1965 auf dem ehemaligen
Leonhardplatz fertiggestellten Stadthalle.
Größere Gruppen denkmalwerter Bausubstanz
haben sich vornehmlich in den der Okerumflut
benachbarten Straßenzügen erhalten, die erst
in den letzten beiden Jahrzehnten des 19.Jh.
angelegt wurden. Besonders in der Adolfstraße

konzentriert sich eine Reihe großbürgerlicher
Wohnbauten, deren Quellen- und Anschau-
ungswert durch Kriegsschäden zwar oft' redu-
ziert ist, die aber dennoch, im Zusammenhang
betrachtet, typische Vorstellungen gehobenen
bürgerlichen Wohnens des ausgehenden
19.Jh. widerspiegeln.

BERTRAMSTRASSE
Von den nach Süden abzweigenden Seiten-
straßen der Helmstedter Straße ist, stadtaus-
wärts gesehen, die Bertramstraße die zweite.
Sie begleitet, mit einem leichten Knick im Kreu-
zungsbereich an der Leonhardstraße, die mit
der Okerumflut identische Innenstadtgrenze
und verbindet so die Helmstedter Straße mit
der 1960 neu trassierten Kurt-Schumacher-
Straße. Der Verlauf der Bertramstraße zeichnet
einen alten Weg nach, der hier schon seit Jahr-
hunderten existierte und bis über die Mitte des
19.Jh. hinaus vor den Mauern und Wällen der
Stadt durch Garten- und Weideland führte. Wie
sich erste Wohnbebauung außerhalb der Innen-
stadt zunächst an den Ausfallstraßen entwickel-
te, so war auch dieser alte, von einer Ausfall-

straße abzweigende Weg Kristallisationsstrang
einer frühen Vorstadtbebauung, noch ehe in
den achtziger Jahren des 19.Jh. die planmäßi-
ge Aufsiedlung dieses Stadterweiterungsgebie-
tes einsetzte. Begründet durch diese histori-
sche Situation zeigt die Bertramstraße auch
heute noch eine recht heterogene Architektur:
ein- und zweigeschossige Handwerker- und
Kleinggewerblerhäuser aus den mittleren Jahr-
zehnten des 19.Jh. stehen neben repräsentati-
ven drei- bis viergeschossigen Mehrfamilien-
wohnhäusern des ausgehenden 19. und begin-
nenden 20. Jh.
Beispielhaft für die frühe Besiedlungsphase der
Bertramstraße steht eine Dreiergruppe von
Fachwerkhäusern, die als anspruchslose
Schlichtbauten noch den kleinbürgerlichen
Siedlungsbeginn in dieser Straße repräsentieren
(Bertramstraße 49, 50, 52). Die drei Bauten
sind über rechteckigem Grundriß errichtet, ste-
hen mit den Traufseiten zur Straße und ihre
zwei Wohngeschosse liegen unter vorkragen-
den Satteldächern. Die beiden jüngeren, ca.
1870-72 entstandenen Bauten, Nrn. 50 und 52
sind durch gekuppelte Fenster und den Aufsatz
von Zwerchhäusern in der Mitte der Straßen-

Bertramstr. 49, 1865


Bertramstr. 52, um 1870




Bertramstr. 21/22, 1886, Arch. A. Reiners

Bertramstr. 13/14, 1888, Arch. W. Heise

109
 
Annotationen