Geländes statt und führten ab 1908/09 zur An-
lage des auf einer trapezförmigen Fläche sepa-
rat eingefriedeten jüdischen Friedhofes, nach-
dem der alte Judenfriedhof an der Hamburger
Straße nicht mehr erweitert werden konnte. Die
Einteilung der Gräberfelder, der Wegeplan und
der Bau der im Zentrum des Geländes plazier-
ten Friedhofskapelle lag in den Händen von Ge-
org Lübke, dem Nachfolger Constantin Uhdes
als Professor für Architektur an der Technischen
Hochschule Braunschweig. Das ursprüngliche
Wegenetz, das mit symmetrisch geteilter, halb-
kreisförmiger Linienführung dem Winterschen
Plan im Hauptfriedhof angepaßt und das mit
der älteren Anlage durch eine schnurgerade
Verbindungsachse zwischen den beiden Kapel-
len verbunden war, ist heute durch die neuen
Erweiterungsbauten des Krematoriums und die
östlich daneben angelegte Wendeschleife der
Straßenbahn gestört. Erhalten hat sich die Ein-
friedung und der aus Kalksteinpfosten gemau-
erte Westzugang von 1914 mit einem schmie-
deeisernen Zweiflügeltor.
Die Kapelle des jüdischen Friedhofes (Helm-
stedter Str. 40) entstand bereits 1910, in der
äußeren Erscheinung als gedrungener Zentral-
kuppelbau mit kurzen Kreuzarmen, vier turmar-
tigen Eckbauten und einer halbkreisförmigen
Konche im Osten aus einfachen stereometri-
schen Raumteilen zusammengefügt. Im Innern
ist der halbkreisförmige Anbau im Osten zwei-
schalig angelegt und enthält ovale Warteräume
für den Geistlichen und die Angehörigen sowie
einen weiteren Eingang, während in den turm-
artigen Eckbauten Treppenaufgänge zu den
Emporen untergebracht sind. Die auf einem
niedrigen, durchfensterten Tambour ruhende
flache Kuppel erinnert an byzantinische Vorbil-
der. Bis auf Gesimse, Fensterbänder und Tür-
rahmen ist der ganze Bau aus groben Hau-
steinquadern aufgemauert, was dieser massig
lastenden Architektur zusätzliche Schwere ver-
leiht. Die Ausstattung des Gebäudes ist
während der Zeit des Dritten Reiches geplün-
dert worden und die Architektur in den Jahr-
zehnten danach weiter heruntergekommen.
Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten
konnte der Bau 1981 wieder zugänglich ge-
macht werden.
Zwei Ehrenfriedhöfe für die Gefallenen des Er-
sten und des Zweiten Weltkrieges sowie der ab
1930 errichtete Städtische Urnenfriedhof be-
schließen das Friedhofsareal im Osten am
Brodweg, wo sich auch noch ein Nebenein-
gang befindet.
Während die Anlage für die Gefallenen des Er-
sten Weltkrieges durch Denkmäler, Brunnen
und regelmäßig angelegte Wege (Entwurf von
Daniel Thulesius) durch seine Unterteilung in
kleinere Kompartimente und Heckenbegren-
zungen eine mehr intime Atmosphäre erzeugt,
erhält der Bereich für die Opfer des Zweiten
Weltkrieges seinen Mahnmalcharakter durch
die schmucklose Reihung seiner langen Grä-
berfelder, die von Birkenalleen begleitet werden.
Seit 1915 besteht mit dem ebenfalls von L.
Winter entworfenen Krematorium (Helmstedter
Straße 38a) ein zweiter architektonischer
Schwerpunkt am Ostende des Hauptfriedhofes,
der gleichzeitig für das Straßenbild der Helm-
stedter Straße eine wichtige optische Funktion
hat. Der Wintersche Bau, mit dem in Braun-
schweig die Feuerbestattung eingeführt wurde,
dominiert vor allem durch seinen mächtigen,
über quadratischem Grundriß aufragenden
Turm, unter dessen Pyramidendach die
Schornsteinzüge schräg geführt sind und die
an dessen Spitze gebündelt austreten. Dem
zentralen Turmbau, unter dem im Innern der
kuppelgewölbte Versammlungsraum liegt, sind
im Norden, Westen und Süden kurze Kreuz-
arme vorgelegt, zwischen die niedrige Treppen-
türme gesetzt sind, die den Eingangsbereich
auf der Westseite flankieren. Der östliche Kreuz-
flügel, der u.a. einen Versammlungsraum für die
Angehörigen und einen Raum für den Redner
enthält, ist länger und, vom romanisch basilika-
len Schema abgeleitet, von zwei schmalen,
seitlichen Anbauten begleitet. In romanischen
Formen sind auch die Detailformen wie die Fen-
steröffnungen und das Eingangsportal im We-
sten entworfen. Grob behauene Kalksteinqua-
der in Verbindung mit nur wenigen und kleinen
Öffnungen vermitteln Massigkeit und lastende
Schwere. Seit 1974 ist die im Keller unterge-
brachte veraltete Verbrennungsanlage des Kre-
matoriums stillgelegt und durch eine modernere
Anlage, die im Nordosten an das alte Gebäude
anschließt, ersetzt. Der im Zweiten Weltkrieg
beschädigte und mit vereinfachter Ausstattung
wiederaufgebaute Krematoriumsbau L. Winters
wird heute nur noch für Totenfeiern benutzt.
Helmstedter Str. 38, Hauptfriedhof, Ehrenfriedhof
80
lage des auf einer trapezförmigen Fläche sepa-
rat eingefriedeten jüdischen Friedhofes, nach-
dem der alte Judenfriedhof an der Hamburger
Straße nicht mehr erweitert werden konnte. Die
Einteilung der Gräberfelder, der Wegeplan und
der Bau der im Zentrum des Geländes plazier-
ten Friedhofskapelle lag in den Händen von Ge-
org Lübke, dem Nachfolger Constantin Uhdes
als Professor für Architektur an der Technischen
Hochschule Braunschweig. Das ursprüngliche
Wegenetz, das mit symmetrisch geteilter, halb-
kreisförmiger Linienführung dem Winterschen
Plan im Hauptfriedhof angepaßt und das mit
der älteren Anlage durch eine schnurgerade
Verbindungsachse zwischen den beiden Kapel-
len verbunden war, ist heute durch die neuen
Erweiterungsbauten des Krematoriums und die
östlich daneben angelegte Wendeschleife der
Straßenbahn gestört. Erhalten hat sich die Ein-
friedung und der aus Kalksteinpfosten gemau-
erte Westzugang von 1914 mit einem schmie-
deeisernen Zweiflügeltor.
Die Kapelle des jüdischen Friedhofes (Helm-
stedter Str. 40) entstand bereits 1910, in der
äußeren Erscheinung als gedrungener Zentral-
kuppelbau mit kurzen Kreuzarmen, vier turmar-
tigen Eckbauten und einer halbkreisförmigen
Konche im Osten aus einfachen stereometri-
schen Raumteilen zusammengefügt. Im Innern
ist der halbkreisförmige Anbau im Osten zwei-
schalig angelegt und enthält ovale Warteräume
für den Geistlichen und die Angehörigen sowie
einen weiteren Eingang, während in den turm-
artigen Eckbauten Treppenaufgänge zu den
Emporen untergebracht sind. Die auf einem
niedrigen, durchfensterten Tambour ruhende
flache Kuppel erinnert an byzantinische Vorbil-
der. Bis auf Gesimse, Fensterbänder und Tür-
rahmen ist der ganze Bau aus groben Hau-
steinquadern aufgemauert, was dieser massig
lastenden Architektur zusätzliche Schwere ver-
leiht. Die Ausstattung des Gebäudes ist
während der Zeit des Dritten Reiches geplün-
dert worden und die Architektur in den Jahr-
zehnten danach weiter heruntergekommen.
Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten
konnte der Bau 1981 wieder zugänglich ge-
macht werden.
Zwei Ehrenfriedhöfe für die Gefallenen des Er-
sten und des Zweiten Weltkrieges sowie der ab
1930 errichtete Städtische Urnenfriedhof be-
schließen das Friedhofsareal im Osten am
Brodweg, wo sich auch noch ein Nebenein-
gang befindet.
Während die Anlage für die Gefallenen des Er-
sten Weltkrieges durch Denkmäler, Brunnen
und regelmäßig angelegte Wege (Entwurf von
Daniel Thulesius) durch seine Unterteilung in
kleinere Kompartimente und Heckenbegren-
zungen eine mehr intime Atmosphäre erzeugt,
erhält der Bereich für die Opfer des Zweiten
Weltkrieges seinen Mahnmalcharakter durch
die schmucklose Reihung seiner langen Grä-
berfelder, die von Birkenalleen begleitet werden.
Seit 1915 besteht mit dem ebenfalls von L.
Winter entworfenen Krematorium (Helmstedter
Straße 38a) ein zweiter architektonischer
Schwerpunkt am Ostende des Hauptfriedhofes,
der gleichzeitig für das Straßenbild der Helm-
stedter Straße eine wichtige optische Funktion
hat. Der Wintersche Bau, mit dem in Braun-
schweig die Feuerbestattung eingeführt wurde,
dominiert vor allem durch seinen mächtigen,
über quadratischem Grundriß aufragenden
Turm, unter dessen Pyramidendach die
Schornsteinzüge schräg geführt sind und die
an dessen Spitze gebündelt austreten. Dem
zentralen Turmbau, unter dem im Innern der
kuppelgewölbte Versammlungsraum liegt, sind
im Norden, Westen und Süden kurze Kreuz-
arme vorgelegt, zwischen die niedrige Treppen-
türme gesetzt sind, die den Eingangsbereich
auf der Westseite flankieren. Der östliche Kreuz-
flügel, der u.a. einen Versammlungsraum für die
Angehörigen und einen Raum für den Redner
enthält, ist länger und, vom romanisch basilika-
len Schema abgeleitet, von zwei schmalen,
seitlichen Anbauten begleitet. In romanischen
Formen sind auch die Detailformen wie die Fen-
steröffnungen und das Eingangsportal im We-
sten entworfen. Grob behauene Kalksteinqua-
der in Verbindung mit nur wenigen und kleinen
Öffnungen vermitteln Massigkeit und lastende
Schwere. Seit 1974 ist die im Keller unterge-
brachte veraltete Verbrennungsanlage des Kre-
matoriums stillgelegt und durch eine modernere
Anlage, die im Nordosten an das alte Gebäude
anschließt, ersetzt. Der im Zweiten Weltkrieg
beschädigte und mit vereinfachter Ausstattung
wiederaufgebaute Krematoriumsbau L. Winters
wird heute nur noch für Totenfeiern benutzt.
Helmstedter Str. 38, Hauptfriedhof, Ehrenfriedhof
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