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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0090
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(Stader Straße 35). Sie stellt den einzigen nicht
jüdischen Sakralbau Opplers dar, der als
Schüler von Conrad Wilhelm Hase (1818-1902)
der Hannoverschen Schule verpflichtet war.
Die Kirche steht an der Durchgangsstraße auf
dem erhöhten, von der Straße durch eine Feld-
steinmauer abgesetzten Kirchhof, auf dem sich
einige ältere Grabsteine und Stelen erhalten ha-
ben. Das einschiffige Langhaus wird durch
Strebepfeiler und abgestufte Spitzbogenfenster
gegliedert und schließt mit einem pfannenge-
deckten Satteldach ab, welches im Westen um
den verhältnismäßig niedrigen, quadratischen
Turm herumgezogen ist.
Der Innenraum mit einem offenen, von hölzer-
nen spitzbogigen Rippen getragenen Dachstuhl
ist mit hell verputzten Wänden schlicht gehal-
ten. Die stilistisch einheitliche, neugotische Aus-
stattung stammt ebenso wie die westliche Em-
pore aus dem Erbauungsjahr 1865.

Wohl im Zusammenhang mit dem erstmals
1330 in Besitz des Heinrich von Stade erwähn-
ten und Anfang des 20.Jh. aufgelösten Gutshof
ist die geringe Anzahl von Hofstellen im Ort zu
sehen. Ahlerstedt ist das einzige Geestdorf des
Landkreises, in dem bis ins 18.Jh. hinein ledig-
lich ein Vollhof existierte. Die Zahl der Kötner-
stellen ist für 1647 mit 23 angegeben, von de-
nen sich ein Teil zu Halbhöfen vergrößerte, so
daß 1762 elf Halbhöfe und 15 Kötner genannt
werden. Diese alten Hofstellen verteilten sich
um eine zentrale Wiesenniederung, die von
dem nach Westen abfließenden Ahlerstedter
Mühlengraben durchquert wird. Schon in der
Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1769
sind drei deutlich voneinander abgesetzte Sied-
lungsschwerpunkte erkennbar: um den domi-
nierenden nördlichen Kirchbau herum, im Nord-
teil der östlichen Holzhäuser Straße und an den
südlichen Straßenzügen „Kleiner Damm“ und
„Großer Damm“. An diesem bis heute erhalte-
nen weitverzweigten Wegenetz ist der dörfliche

Ursprung Ahlerstedts nur noch abschnittsweise
spürbar, da zwischen den wenigen, von dich-
tem Baumbestand markierten Hofstellen viel-
fach Backsteinbauten der Jahrhundertwende
und neuere Wohnbauten errichtet wurden.
Ein anderes Bild zeigt die westliche, leicht ge-
krümmt verlaufende Stader Straße als Teil der
Landesstraße 124. Ihr Ausbau Mitte des 19,Jh.
erfolgte als 1847 nach Eröffnung der Eisen-
bahnstrecke Hannover-Bremen ein täglicher
Postlauf von Achim über Ahlerstedt und Harse-
feld nach Stade begann. Besonders im nördli-
chen Abschnitt der stark befahrenen Land- und
Geschäftsstraße prägen vielfältige Haustypen
jüngerer Zeit den Straßenraum, der durch ein-
zelne, weit zurückspringende Gebäude zudem
nur wenig gefaßt ist. Das südliche Teilstück, die
Zevener Straße, wirkt mit kleinen eingeschossi-
gen und überwiegend traufständigen Bauten
des ausgehenden 19.Jh. hingegen recht ge-
schlossen.

Bockholt, Nr. 5, um 1870



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Kakerbeck, Alte Dorfstraße 1, Gasthof, um 1900

Insgesamt ist der Altbaubestand jedoch so
stark verändert, daß nur der giebelständige
Zweiständerbau Großer Damm 15 als denk-
malwürdig angesprochen werden kann. Er wur-
de um 1900 rückseitig durch einen Wohnhaus-
anbau mit historisierenden Putz- und Ziegelglie-
derungen erweitert, bei dem das reich profilierte
viergeteilte Türelement hinter der rundbogigen
Eingangsnische besondere Aufmerksamkeit
verdient.

AHLERSTEDT - BOCKHOLT

Der Weiler Bockholt enstand zwischen 1847
und 1850, als infolge der Verkopplung zwei Hö-
fe aus dem benachbarten Kakerbeck aussie-
deln mußten.
Die am Rand einer Wiesenniederung gelegene
Hofstelle Nr. 5 wurde um 1870 durch ein Alten-
teilerhaus erweitert, bei dem erst um 1930 ein
Schornstein eingebaut worden ist. Der reetge-
deckte Zweiständerbau mit reduzierter Küb-
bung zeigt ein annährend quadratisches Fach-
werkraster; beide Giebel sind steil ausgebildet
und in der Spitze verbreitert. Er schließt sich
mit zwei Nebengebäuden zu einer erhaltens-
werten Gruppe baulicher Anlagen zusammen.
AHLERSTEDT - BOKEL

Südlich von Ahlerstedt erstreckt sich unmittel-
bar an der nach Zeven führenden Landstraße
124 die Streusiedlung Bokel mit ursprünglich
zwei Vollhöfen. Seit 1838 befindet sich eine
heute modern gestaltete Mühle im Ort. Ihr ge-
genüber steht unter hohen Bäumen und etwas
von der Straße abgesetzt das 1870 gebaute
stattliche Wohnhaus des Müllers, ein zweige-
schossiger Backsteinbau unter flachgeneigtem
Schieferdach, der um 1900 durch Anbauten er-
weitert worden ist (Chaussee 6).
AHLERSTEDT - KAKERBECK

Auf dem östlichen Aueufer liegt in leicht anstei-
gendem Gelände der Ortsteil Kakerbeck, wel-
cher erstmals 970 zusammen mit dem benach-

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