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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0170
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HARSEFELD - HOLLENBECK

Drei Kilometer südwestlich von Harsefeld liegt
an der nach Zeven führenden Landesstraße
124 das Haufendorf Hollenbeck. Seine neun
Vollhöfe schmiegen sich an die nördlich vorbei-
fließende, in die Aue mündende Hollebeeke.
Diese alte nord-süd gerichtete Dorfanlage ist
heute kaum noch wahrnehmbar, da die ausge-
baute Landesstraße eine deutliche Zäsur zwi-
schen die beiden Abschnitte „Oberdorf“ und
„Unterdorf“ legt.
Der nach Norden führende Straßenzug Unter-
dorf wird in seinem geschwungenen, zur Holle-
beeke deutlich abfallenden Verlauf durch den
großen, traufständigen Bau Nr. 6 aus der 2.
Hälfte des 19.Jh. geprägt. Während einer Mo-
dernisierung erhielt er vor wenigen Jahren eine
gebietsuntypische Farbgebung. Am westlichen
Ortsrand zeigt der um 1870 errichtete Bau But-
termoor 1 den Spättypus des Zweiständerhau¬

ses mit reduzierter Kübbung und einem gleich-
förmigen Fachwerkgefüge.
Nördlich des Ortes quert seit 1902 die Bahnlinie
Buchholz-Bremervörde auf einem hohen Damm
das Auetal. Bei ihrem Bau wurden mehrere
Straßen- und Wegetunnel mit statisch idealer,
parabelförmiger Wölbung in Backstein gemau-
ert. Im Zuge des nach Ohrensen führenden
Feldweges entstand in der Hollenbecker Feld-
mark das wohl landschaftlich reizvollste Tunnel-
bauwerk.
Im südlich der Landesstraße gelegenen
Straßenabschnitt Oberdorf, dessen Bebauung
ebenso wie im nördlichen Teilstück Unterdorf
stark verdichtet ist, hat sich auf der Hofstelle
Nr. 16 ein ehemaliges Wohnwirtschaftsgebäude
erhalten, das im Wirtschaftsgiebel mit kräftigen
Hauptständern und Kopfbändern abgezimmert
ist und dessen vorkragende Walmschwelle von
profilierten Knaggen unterstützt wird. Teiler-
neuerungen des Fachwerks in Massivbauweise

Ruschwedel, Ruschwedeier Straße 21,
Wohnwirtschaftsgebäude, um 1910


Harsefeld, Friedrich-Huth-Straße 26, Wohnhaus,
um 1905



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Harsefeld, Friedrich-Huth-Straße 27, Wohnhaus, um 1905

haben das Erscheinungsbild des 1790 vom
Meister PW errichteten Hauses getrübt.
Die Besiedlung entlang der Landesstraße setzte
erst zögernd um die Jahrhundertwende ein, in
jüngster Zeit sind hier vermehrt Neubauten ent-
standen. Ein kleines Wohngebiet, das durch
Freiflächen beidseitig der Hollenbeeke deutlich
vom alten Kern abgesetzt ist, entwickelte sich
am Nordausgang des Dorfes.

HARSEFELD - ISSENDORF

Das nordöstlich von Harsefeld gelegene Issen-
dorf erstreckt sich als einziger Ortsteil der Ge-
meinde jenseits der Aue. Der erstmals 1219 er-
wähnte Ort war der Börde Bargstedt angeglie-
dert.
Die vor wenigen Jahren ausgebaute und seit-
dem stark frequentierte Landesstraße 123, wel-
che von Horneburg nach Bremervörde führt,
durchquert den Ort in Ost-West Richtung. Hier-
zu senkrecht ziehen sich eine Reihe von Fisch-
teichen parallel zum Dorfbach bis fast zur Aue
hinunter. Sie prägen ebenso das Ortsbild wie
die nördlich der Durchgangsstraße gelegene
trapezförmig ausgebildete Wiesenniederung, in
deren Mitte ein zweiter Bach zwei Teiche aus-
gebildet hat, die von einzelnen hohen Bäumen
umstanden sind.
An den Rändern dieses Wiesentals gruppieren
sich die alten Hofanlagen des unregelmäßig
parzellierten Haufendorfes, das durch eine aus-
einandergezogene Dorflage gekennzeichnet ist.
Der Althausbestand reicht bis in das 18,Jh.
zurück, wird aber größtenteils durch Bauten ab
1850 bestimmt. Bemerkenswert ist ein Häus-
lingshaus von 1795 (Meister JHF), das unter
den reetgedeckten Walmen zwei unterschied-
lich gestaltete Giebel aufweist: im Wohnteil tre-
ten stärkere Hauptständer jeweils mit innenlie-
gendem Kopfband und verschieden ausge-
formte Gefache in Erscheinung, während der
ehemalige Stallteil eine gleichmäßige Fachwerk-
struktur zeigt (Dorfstaße 21).
Von den acht Vollhöfen Issendorfs ist lediglich
einer südlich der heutigen Landstraße plaziert
gewesen. Sein stattliches Wohnwirtschaftsge-
bäude Horneburger Straße 16 liegt ortsbildprä-
gend deutlich oberhalb der Straße. Die Mitte
des 19.Jh. erneuerte Außenhaut mit gleich-
mäßiger Fachwerkstruktur unter dem als Halb-
walm ausgebildeten Reetdach birgt möglicher-
weise ein älteres Innengerüst.
In der 1. Hälfte des 19.Jh. entstanden in seiner
Nachbarschaft einige Anbauerstellen und die al-
te Schule. Sie wurde nach der Fertigstellung ei-
nes neuen Schulhauses 1889 an einen
Schmied aus Wiegersen verkauft, der auf dem
Grundstück zusätzlich eine kleine Werkstatt er-
richtete. Heute bildet die ehemalige Schmiede,
deren Einrichtung mit alten Werkzeugen und
Gerätschaften weitgehend erhalten blieb, zu-
sammen mit dem benachbarten, ebenfalls mo-
dernisierten Wohnhaus von 1840 eine denk-
malwerte Einheit (Schmiedestraße 3).
In den vergangenen Jahren ist Issendorf durch
neuere Einfamilienhäuser entlang ehemaliger
Feldwege, die als Stichstraßen in die Feldmark
führen, gewachsen.

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