Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0195
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Vor der südlichen Langhausseite steht etwa in
der Flucht des Westgiebels ein - laut Wetterfah-
ne - 1685 erbauter Glockenturm, der ebenso
wie der steil aufragende Pyramidenhelm eine
Schindeldeckung trägt (Schützenhofstraße 1).
Die ursprünglich ganz von Wasser umflossene
Kirchenwurt wird heute nur noch westlich von
der Jorker Hauptwettern tangiert, deren leicht
geschwungener Lauf auch von dem parallel ge-
führten Straßenzug „Am Fleet“ aufgenommen
wird. Da zudem einzelne Gebäude der von
Fachwerkbauten des 18. bis 20.Jh. gebildeten
Häuserzeile betont ins Blickfeld gerückt sind,
entsteht ein reizvoller Straßenraum.
Den Auftakt, von der zentralen Kreuzung aus
gesehen, bildet das Wohn- und Geschäftshaus
Am Fleet 1 (erb. 1. Hälfte 19.Jh). Es ist ebenso
wie das zweigeschossige Giebelhaus Am Fleet 8
(dem 1905 errichteten Putzbau ist 1962 eine
Fachwerkfassade vorgeblendet worden) und
das benachbarte Traufenhaus Nr. 10 aus dem
19.Jh. in seinem Erscheinungsbild durch mo-
derne Schaufenstereinbauten beeinträchtigt.
Die beiden ältesten Bauten der Zeile sind zu-
gleich auch städtebaulich markant plaziert. So
schiebt sich der eingeschossige Fachwerkbau
Am Fleet 6 in den Straßenraum vor und tritt in
die Blickachse des sich von Süden nähernden
Betrachters. Der mit ansehnlichem Buntmauer-
werk ausgestattete Giebel zeigt drei Vorkragun-
gen, von denen die untere auf einfachen drei-
eckigen Knaggen, die beiden oberen auf Stich-
balken ruhen. Den Blickfang für von Norden
kommende Betrachter bildet der dreifach vor-
kragende Giebel von Nr. 14. Die frühere Braue-
rei mit Gastwirtschaft zeichnet sich durch eine
rechtwinklige Stellung von Wohnhaus und
Scheune aus. Das Wohnhaus, dessen Kern ins
17.Jh. zurückreichen dürfte, ist wohl mehrfach
umgebaut worden.
Ein schmaler Streifen zwischen Straße und
Fleet ist mit einem kleinen Fachwerkpavillon un-
ter pfannengedecktem Walmdach besetzt, der
um 1930 als Schauauslage auf dem alten
Hausplatz einer Zigarrenhandlung errichtet wor-
den ist (Am Fleet 7).

Schützenhofstraße
Die Schützenhofstraße als südliche Begren-
zung der Kirchenwurt ist durch eine meist ein-
geschossige heterogene Bebauung geprägt.
Herausragende Objekte sind das 1847 erbaute
Organisten- und Gemeindehaus Nr. 2, ein
Backsteinbau mit Krüppelwalmdach, der seinen
Giebel mit zwei von Sandsteineinfassungen ge-
rahmten Türen der im Norden liegenden Kirche
zuwendet und das Eckgebäude Nr. 5, welches
sowohl in die fast kreisförmige Kirchhofbebau-
ung mit vier eingeschossigen Giebelhäusern
(Am Kirchhof 3-9) als auch in die nördliche
Bauzeile der Schützenhofstraße überleitet. Das
wohl in der 1. Hälfte des 19.Jh. erbaute Wohn-
und Geschäftshaus zeigt in seiner Südansicht
ein Sandsteinrelief des 18.Jh.
Bevor die Schützenhofstraße als Osterminner-
weg fortgesetzt wird, liegt an der Einmündung
des Umweges, einer früher privaten Zufahrt

zum Herrenhof, der regelmäßig gestaltete, ein-
geschossige Fachwerkbau Nr. 13 mit pfannen-
gedecktem Krüppelwalmdach (erb. 19.Jh.).
Die parallel zur Haupterschließungsachse ge-
führten Minnerwege dienten ursprünglich aus-
schließlich dem inneren Verkehr des Dorfes und
waren noch um die Jahrhundertwende fast un-
bebaut. Zu den wenigen älteren Bauten gehört
die 1837 errichtete ehemalige Durchfahrts-
scheune Westerminnerweg 4, die ursprünglich
zum Nachbargrundstück Am Fleet 14 gehörte,
später jedoch abgetrennt worden ist. Der pfan-
nengedeckte Vierständerbau ist kürzlich für eine
gewerbliche Nutzung durchgreifend renoviert
und ausgebaut worden.
An der Einmündung des Westerminnerwegs in
die Richtung Süden führende Kreisstraße steht
das Wohnhaus Jorkerfelde 2. Während die öst-
liche Traufenseite von einem außermittigen
Zwerchhaus bestimmt wird, ist der Giebel zum

Westerminnerweg mit drei Vorkragungen auf
Stichbalken abgezimmert (erb. 1827).
Oster- und Westerjork
Östlich und westlich der zentralen Kreuzung
schließen die beiden Siedlungsstriche Oster-
und Westerjork mit einer Gesamtlänge von
3.800 Metern an. Auch hier ist der Straßenraum
mannigfachen Veränderungen unterworfen ge-
wesen, von denen das Zuschütten der parallel
geführten nördlichen Wettern und das Entfer-
nen der begleitenden Baumreihe zur Verbreite-
rung der Fahrbahn um 1960 als die wohl ein-
schneidenste Maßnahme anzusehen sein dürf-
te.
Zwischen den zunächst eingerichteten 25 Sied-
lerstellen sind durch Verkäufe und Hofteilungen
zunehmend kleine und mittlere Höfe entstan-
den. Hinzu kamen in jüngster Zeit weitere


Jork, Jorkerfelde 2, Wohnhaus, 1827

Jork, Am Fleet 14, Wohnhaus


Jork, Am Fleet 6, Wohn- und Geschäftshaus, Giebel


191
 
Annotationen