Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0196
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Jork, Osterjork 97, Wohnwirtschaftsgebäude, 1847, Göpelhaus, um 1900


Nachverdichtungen mit Einfamilienhäusern, so
daß die Straßenzüge heute von einer Vielzahl
unterschiedlicher Haustypen begleitet werden.
Aber nach wie vor sind die giebelständig aus-
gerichteten und dicht an die Fahrbahn gerück-
ten Wohnwirtschaftsgebäude, auch wenn ihre
Zahl stark zurückgegangen ist, bestimmende
Elemente des Straßenraumes, der darüber hin-
aus durch die wenigen erhaltenen Exemplare
der Altländer Prunkpforten geprägt wird. Ein
beachtenswertes Beispiel aus dem Jahr 1900,
bei dem zwei schmale Durchlässe die mittige
breite Öffnung rahmen, führt auf den Hof Oster-
jork 80.
Als der wohl älteste Zweiständerbau Osterjorks
muß das Haus Nr. 45 angesehen werden, auch
wenn das angegebene Baujahr 1750 nicht ge-
sichert ist. Typische Merkmale dieser Bauzeit
sind die vier Vorkragungen auf kräftigen, profi-
lierten Konsolen im Straßengiebel. 1936 wurde
ein in Form und Material angepaßtes, mächti-
ges Zwerchhaus über dem Seiteneingang er-
gänzt.

Jork, Osterjork 45, Wohnwirtschaftsgebäude


Jork, Osterjork 80, Altländer Pforte, 1900


Nur wenig jünger dürfte das Gerüst des Hallen-
hauses Nr. 141 sein, das nach einem Brand
1758 neu errichtet worden ist. in diese Erbau-
ungszeit ist wohl auch der rückwärtige gewalm-
te Wirtschaftsgiebel mit kräftigen Hauptstän-
dern, aussteifenden Kopfbändern und profilier-
ten Knaggen zu datieren, auch wenn seine
ungewöhnlich enge Ständerstellung auf eine
spätere Veränderung hindeutet. Die kann in Zu-
sammenhang mit einer Erneuerung des
Straßengiebels stattgefunden haben, denn die-
ser kann aufgrund seiner Zimmerung mit Dop-
pelstielen und Auskragungen auf zierlichem
Stichgebälk in das frühe 19.Jh. gesetzt werden.
Vergleichbare Konstruktionen finden sich ferner
an dem abseits der Straße stehenden Stallge-
bäude mit Eternitdeckung Osterjork 79 sowie
an dem Wohnwirtschaftsgebäude Nr. 97, das
1847 anstelle eines niedergebrannten Vorgän-
gerbaus errichtet worden ist. Der hinter zwei
Säulen zurückliegende Eingang ist ebenso wie
die mosaikartigen Steinsetzungen in den Gefa-
chen das Resultat einer 1949 durchgeführten
Erneuerung des Straßengiebels. Besonderes
Augenmerk verdient das benachbarte Göpel-
haus, ein mehreckiger Fachwerkbau mit Zelt-
dach aus der Zeit um 1900 (sogenannter Trich-
ter) (Nr. 97).
Recht selten treten an den traditionellen Wohn-
wirtschaftsgebäuden Konstruktionsweisen auf,
die als Vereinfachung der im 17. und 18.Jh.
verbreiteten Gebälkform mit kräftigen Auskra-
gungen anzusehen sind, gleichwohl der nur
schwach vorspringende Schwellbalken nach
wie vor durch profilierte Knaggen unterstützt
wird. Hierbei wurden entweder Balkenköpfe
und Füllhölzer aus dem überstehenden
Schwellbalken herausgeschnitzt (Osterjork 52,
erb. wohl um 1800) oder auf ihre Imitation völlig
verzichtet, wie es an dem Wohnhaus Nr. 81 zu
beobachten ist. Die Bauweise mit einem Halb-
walm im Straßengiebel und tiefgezogenem
Reetdach im rückwärtigen Giebel läßt an eine
Erbauung in der 2. Hälfte des 18.Jh. denken.
Im 19.Jh. reduzieren sich die Vorkragungen
weiter und werden schließlich ganz aufgege-

192
 
Annotationen