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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0197
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ben, wie die reetgedeckten Zweiständerbauten
Osterjork 102 und 76 beispielhaft zeigen. Letz-
teres wird heute als Restaurant genutzt und bil-
det zusammen mit der östlich gelegenen Fach-
werkscheune eine Gruppe baulicher Anlagen.
Am westlichen Straßenbeginn unweit des Jor-
ker Zentrums gelangten in der 1. Hälfte des
19.Jh. zwei pfannengedeckte Mansarddach-
häuser zur Ausführung, die sich in ihrer Gestal-
tung von der übrigen Straßenbebauung abhe-
ben. Der symmetrisch organisierte Straßengie-
bel des Gebäudes Osterjork 18 fällt durch ein
streng gegliedertes, von übereinandergestellten
Doppelstielen gekennzeichnetes Fachwerk auf
(dat. 1838), während das benachbarte Traufen-
haus Nr. 20 überwiegend in Backsteinmauer-
werk ausgeführt wurde und einzig im straßen-
seitigen zweigeschossigen Zwerchhaus und im
Obergeschoß des Westgiebels ein ähnliches
Fachwerkgefüge zeigt.
Daß bei der Gestaltung der ländlichen Architek-
tur seit Mitte des 19.Jh. zunehmend städtische
Formvorstellungen übernommen wurden, ver-
deutlicht anschaulich der Zweiständerbau
Osterjork 147 mit einem sicherlich ins 18.Jh.
zurückgehenden Innengerüst. Um 1870 erhielt
der straßenseitige Giebel eine reich ge-
schmückte Putzfassade, die spätklassizistische
und neoromanische Stilelemente vereint. Die
mittige, eingeschossige Holzveranda wird ver-
mutlich um 1900 vorgestellt worden sein.
Gleichzeitig bereicherten auch eine Vielzahl von
Backsteinbauten das Dorfbild. Nachdem
zunächst vor allem große Wohnwirtschaftsge-
bäude neu ummantelt wurden, griff diese Bau-
weise mit oftmals qualitätvollen Ziegelgliederun-
gen später auch auf die kleineren Nebengebäu-
de über, wie die Werkstatt auf dem Grundstück
Osterjork 95 veranschaulicht.
Unter den Baudenkmalen des Straßenab-
schnitts Westerjork nimmt eine aus vier reetge-
deckten Zweiständerbauten bestehende Grup-
pe eine herausragende Stellung ein, denn hier
sind auf engstem Raum die Entwicklungsstufen
der Altländer Giebelkonstruktionen erlebbar,
obwohl die drei auf der Südseite gelegenen
Bauten zeitgleich nach einem Brand 1823 auf-
geführt (Nr. 45 und 47) bzw. umgesetzt
(Nr. 49) wurden. Für das gegenüberliegende
Hallenhaus (Nr. 48) ist eine Datierung von 1756
überliefert. Ergänzende Elemente der Gruppe
sind zwei Obstscheunen, von denen eine mas-
siv gemauert, mit gußeisernen Rundbogenfen-
stern ausgestattet und durch Ankerziffern auf
1870 datiert ist (Nr. 45), die andere eine vor
wenigen Jahren erneuerte Fachwerkkonstrukti-
on zeigt (Nr. 48).
Während der kleinere Bau Nr. 47 ein schlichtes
Fachwerk und einen nur schwach vorkragen-
den Giebel zeigt, wurde für den Bau Nr. 45 die
klassizistische, vor allem in der 1. Hälfte des
19.Jh. beliebte Spielart mit Doppelstielen und
Auskragungen auf zierlichem Stichgebälk ge-
wählt. Ähnlich ist auch die Erdgeschoßzone des
sogenannten Kohlmeierschen Hauses Nr. 49
ausgestattet, was auf eine Veränderung
während der Umsetzung an diesen Standort
1823 schließen läßt, denn in dem darüberlie-
genden Giebeldreieck haben sich noch die

Jork, Osterjork 76, Hofanlage



Jork, Osterjork 52, Wohnhaus, wohl um 1800

Jork, Osterjork 147, Wohnwirtschaftsgebäude


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