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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0199
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Herausragendes Einzeldenkmal ist der 1864 im
Wirtschaftsteil verlängerte Zweiständerbau
Nr. 81, dessen prächtiger Fachwerkgiebel aus
dem Erbauungsjahr 1716 überkommen ist.
Über den Hauptständern in „Mann“-Zimmerung
kragt der Wohngiebel dreifach vor, wobei „Bal-
kenköpfe“ und „Füllhölzer“ aus der Schwelle
herausgeschnitzt sind und zusammen mit den
reich profilierten Knaggen ausschließlich deko-
rative Funktion haben - eine Konstruktionswei-
se, die nur selten angewendet worden ist. Fer-
ner tragen die abwechslungsreich gestalteten
Steinsetzungen, die außenbündig, ohne Blend-
rahmen direkt am Ständer angeschlagenen
Fenster und die reich mit Flachschnitzerei aus-
gestattete klassizistische Haustür in einer von
Diamantquadern besetzten Umrahmung zum
unverwechselbaren Charakter des Hauses bei.
Die denkmalwerte Hofstelle Nr. 41 besteht aus
einem 1879 erbauten Hallenhaus, dessen Wohn-
teil als Vierständerbau erstellt worden ist,
während der vorspringende Wirtschaftsbereich
mit Kübbungen ausgestattet ist, und einem ein-
geschossigen Backsteinnebengebäude des spä-
ten 19.Jh., das mit Hohlpfannen eingedeckt ist.

JORK - BORSTEL

Entlang des Elbdeichs reihen sich zwischen
den Mündungen von Este und Lühe auf einer
Länge von gut elf Kilometern mehrere Ortsteile
aneinander. Etwa mittig verdichtet sich die Be-
bauung zum eigentlichen Ortskern von Borstel.
Diese gesamte Elbuferlinie war bereits vor der
Deichbau- und Kultivierungsphase des 12.Jh.
besiedelt.
Die Geschichte Borstels, das erstmals 1275 er-
wähnt wurde, ist bis zum Ende des 14,Jh. die
Geschichte des dann untergegangenen Zester-
fleths. Mit diesem Namen wurde ursprünglich
das gesamte Kirchspiel, aber auch ein Fluß, die
heutige Jorker Hauptwettern und das herr-
schende Geschlecht derer von Zesterfleth be-
zeichnet. Zum mittelalterlichen Zesterfleth, das
östlich von Borstel lag, gehörten etwa die heuti-
gen Ortsteile Kohlenhusen und Hinterbrack so-
wie das einst landfeste Hahnöfersand. Hier hat
wohl auch die alte, zuerst 1221 genannte Kir-
che gestanden, bevor sie durch eine schwere
Sturmflut - vermutlich 1396 - zerstört und in
Borstel neu aufgebaut worden ist. Im Laufe der
Zeit bürgerte sich schließlich der Name Borstel
für das gesamte Kirchspiel ein.
Borstel bildete eine der Hauptmannschaften
des Alten Landes, deren Verwaltungsgebiet
sich mit dem Kirchspielgebiet deckte. Im Zuge
der Verwaltungsreform von 1852 kam es zur
Gründung der Gemeinde Borstel, die 1885 ein
Teil des Kreises Jork wurde und 1972 in der
Einheitsgemeinde Jork aufging. .
Infolge der schweren Sturmflut von 1962 wurde
um 1970 der gesamte Altländer Elbdeich nicht
nur verstärkt, sondern zwischen Wisch und
Hinterbrack auch vorverlegt. Seither schließt er
sowohl die früheren Außendeichsflächen als
auch die ehemalige Elbinsel Hahnöfersand mit
ein, die zwar nach wie vor zur Gemeinde Jork
gehört, aber seit 1902 von der Stadt Hamburg
als Gefängnisstandort genutzt wird.


Borstel, Königl. Preuß. Landesaufnahme, 1878 (Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen)


Borstel, Luftbild, Ortskern mit altem Elbdeich und Windmühle (Foto Rihse-Menck)

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