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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0228
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südliche Lange Straße nach wie vor ein ge-
schwungener, von Bäumen begleiteter Verlauf
kennzeichnend, in dem darüber hinaus einzelne
landwirtschaftlich genutzte Hofanlagen und
Backsteinbauten der Jahrhundertwende am
ehesten den dörflichen Ursprung erahnen las-
sen.
Insgesamt ist der Bestand an aussagekräftiger
Bausubstanz jedoch so gering, daß nur zwei
einander gegenüber stehende Fachwerkbauten
mit Reetdeckung als denkmalwürdig angese-
hen werden können, auch wenn beide auf-
grund von Modernisierungen und Umnutzun-
gen im Erscheinungsbild verändert wurden.
Dies gilt besonders für Lange Straße 1, dessen
Giebel vor wenigen Jahren unter Verwendung
eines Torbalkens aus Dollern umgestaltet wor-
den ist, das aber ein Innengerüst aus dem 18.
wenn nicht sogar 17.Jh. aufweist. Im Wirt-
schaftsgiebel von Lange Straße 4, das laut Tor-
balken 1795 durch den Meister JWB abgezim-
mert wurde, läßt sich die Konstruktionsweise
mit kräftigen Hauptständern und aussteifenden
Kopfbändern deutlich ablesen.
Von Bedeutung ist ferner die weiter südlich ste-
hende alte Dorfschmiede mit komplett erhalte-
ner Inneneinrichtug, die in einem um 1900 er-
richteten Backsteinbau mit Eisenfenstern und
Falzziegeldeckung untergebracht ist und die
Wandlung vom reinen Schmiedehandwerk zur
Maschinen- und Fahrzeugreparaturwerkstatt im
ländlichen Raum aufzeigt (Birkenweg 5).
Ein anderes Bild herrscht in der nördlichen
Hauptstraße vor, die von starkem Durchgangs-
verkehr und einer heterogenen Bebauung ge-
prägt wird. Zwischen den selten gewordenen,
meist stark überformten Altbauten entstanden
vielfach moderne Geschäftsbauten in teilweise
wenig angepaßtem Maßstab. Besondere Ak-
zente setzt hier lediglich das eingeschossige
Wohnhaus Hauptstraße 23, ein traufständiger
Putzbau mit Drempel und mittigem Zwerch-
haus, der durch dekorative Backsteingliederun-
gen betont zweifarbig gehalten ist (erb. 1901).

KUTENHOLZ - BULLENHOLZ

In dem nördlich gelegenen Bullenholz verteilen
sich unter hohen Bäumen drei Wohnwirt-
schaftsbauten, an denen sich die Entwicklung
der Zweiständerbauweise anschaulich nachvoll-
ziehen läßt. Die in den vergangenen Jahren be-
hutsam durchgeführten Sanierungen dieser
Häuser haben zudem die historische Anschau-
ung und Authentizität der Gesamthofanlage be-
wahrt.
Das älteste Gebäude ist ein 1747 (Meister
PWB) erbautes kleines Hallenhaus mit einer al-
tertümlichen Konstruktionsweise, die sich durch
unterschiedliche Gefachgrößen, die sichtbaren
Rähmköpfe, Eckverblattungen und kräftige
Hauptständer auszeichnet. Hinzu treten im
Wirtschaftsgiebel profilierte Knaggen, die das
auf Stichbalken vorkragende Walmdach unter-
fangen (Nr. 2).
Während hier die Gerüstkonstruktion im Giebel
ablesbar ist, ist das 1803 errichtete Häuslings-
haus Nr. 6 mit einem gleichmäßigen und
schmucklosen Fachwerkgefüge ausgestattet.
Zur Anwendung kam hier allerdings noch das
klassische Walmdach, das im Wirtschaftsteil
des jüngsten, gegen Ende des 19.Jh. errichte-
ten Baus Nr. 10 zugunsten eines Steilgiebels
aufgegeben wurde. Charakteristisch für Zwei-
ständerbauten dieser Spätphase sind ferner
hoch aufgemauerte Traufwände, wodurch die
seitlichen Kübbungen recht schmal werden.
KUTENHOLZ - ESSEL

Der noch stark landwirtschaftlich geprägte Ort
Essel, 1050 erstmals als Esle (= Eschen- oder
Eichenhain) erwähnt, liegt westlich von Kuten-
holz auf einem kleinen Geestrücken. Seine Hof-
anlagen verteilen sich auf unregelmäßigen Par-
zellen beidseitig der Landstraße 123. Zu ihr par-
allel verläuft seit 1898 die Eisenbahnstrecke
Stade-Bremervörde, die zugleich die nördliche
Bebauungsgrenze darstellt. Das langgestreckte


Bullenholz, Bullenholz 2, Wohnwirtschaftsgebäude, 1747, Detail

Haufendorf ist nur wenig durch Neubauten er-
weitert worden.
Bemerkenswert gut erhalten ist das 1905 ent-
standene Schulhaus mit Lehrerwohnung und
rechtwinklig angebautem Wirtschaftstrakt. Der
klar gegliederte Putzbau mit segmentbogigen
Fenstern und pfannengedecktem Krüppel-
walmdach läßt - wenn auch sehr zurückhaltend
- Jugendstileinflüsse aber auch Anklänge der
aufkommenden Heimatschutzarchitektur erken-
nen. Zusammen mit einem im gleichen Stil ge-
mauerten ehemaligen Toilettenhaus auf dem
Schulhof bildet das heute von der Landjugend
genutzte Haus ein denkmalwertes Ensemble
(Dorfstraße 26).
KUTENHOLZ - GROSS ASPE

Die 1100 erstmals erwähnte Namensform „As-
pa“ des südöstlich von Kutenholz gelegenen
Haufendorfes ist als Eschengewässer zu deu-
ten und läßt auf eine alte Siedlung schließen.
Der Siedlungskern mit ursprünglich sechs Voll-
höfen entwickelte sich am Nordrand einer Wie-
senniederung. Heute wird er im Süden von der
Eisenbahnlinie Bremervörde-Buchholz und im
Norden von der Landesstraße 123 begrenzt.
Im Ortsbild überwiegen schlichte Backsteinbau-
ten, die nach einem Brand 1909 in traditioneller
Weise als Wohnwirtschaftsgebäude neuerrich-
tet wurden. Wenige ältere Bauten des 19.Jh.
sind nur am südlichen Dorfrand (Eichenkamp)
und an der Landstraße erhalten geblieben. Hier
besitzt der traufständig angeordnete, kaum ver-
änderte Zweiständerbau Nr. 20 mit Reet-
deckung straßenbildprägenden Charakter (erb.
2. Hälfte 19.Jh.).
Bei dem Feuer 1909 brannte auch das drei
Jahre zuvor errichtete Wohnhaus Brester
Straße 6 weitgehend nieder. Es wurde jedoch
in unveränderter Gestaltung als eingeschossi-
ger giebelständiger Backsteinbau neu aufge-
baut. Im symmetrisch aufgeteilten Straßengie-
bel fallen kräftige Putzgliederungen in Form von
Lisenen, Ortgangfriesen und Fensterumrah-
mungen ins Auge. Die zurückliegende Ein-
gangsloggia mit zwei eingestellten Säulen ist
ein seinerzeit im Kreisgebiet oft verwendetes
Gestaltungselement. Ein Vergleich mit der oben
beschriebenen Schule in Essel zeigt die Gleich-
zeitigkeit verschiedener Stile zu Beginn dieses
Jahrhunderts. Während einige Baumeister noch
am prunkvollen Historismus vergangener Zeit
festhielten, griffen andere bereits neuere Ten-
denzen der Reformarchitektur auf.
Mit dem Bau der Eisenbahnlinie erhielt Aspe
1900 gemeinsam mit dem benachbarten Brest
eine Bahnstation, die südöstlich des Dorfkernes
auf Brester Gebiet angesiedelt ist. Sie bildet zu-
sammen mit der Station Deinste die einzigen
Zeugnisse eines mehrfach im Kreisgebiet er-
richteten Kleinbahnhoftyps und besitzt Denk-
malwert.

KUTENHOLZ - HOHENMOOR

Die kleine, aus sechs Häusern bestehende
Moorsiedlung Hohenmoor liegt an der nord-
westlichen Gemeindegrenze, die hier zugleich
auch die Kreisgrenze bildet.

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