Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 4.1902

DOI article:
Zimmermann, Wilhelm: Die königlichen Gärten Oberbayerns in kunstgeschichtlicher und kritischer Beleuchtung, [2]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0031

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
22

DIE GARTENKUNST

wie so mancher andere Schmuck im Garten (s. Abbild.
S. 23).

Die schon 1695 zu bauen beschlossene und auch später
halbfertig gewordene köstliche Marmorgallerie, die, Lust-
heim halbkreisförmig einschliefsend, seine beiden Seiten-
pavillons verbinden sollte, fiel in Trümmer, gleichwie die
1715 daselbst erbaute herrliche Orangerie frühzeitig ihrem
völligen Ruin entgegen ging.

Mit dem Tode Max Emanuels 1726 verlor das von der
Bedeutung Nymphenburgs ohnehin überflügelte Schleifs-
heim seinen warmen und vornehmen Gönner. Selbst die
überaus prächtige Hauptstiege im Schlosse, welche für den
Einzug der kaiserlichen Schwiegertochter 1722 in Holz-
imitation improvisiert war, kam infolge immer neuer Hinder-
nisse erst durch König Ludwig I. 1847 und 1848 in der
beabsichtigten Schönheit zur Ausführung, wie denn dieser
königliche Kunstmäcen dem armen Schleifsheim noch manche
andere Wunde heilte. Sogar für die Wiederherstellung der
vorderen Hauptteile des Gartens trat der König ein. Die
Parterres wurden getreu der alten Zeichnung wieder her-
gestellt, ein Brunnhaus zur Speisung der vier Hauptfontänen
errichtet; und diese Fürsorge bewahrte König Ludwig dem
sonst verlassenen Schleifsheim bis an sein Lebensende. Auch
auf diesen Garten kommen wir später noch einmal zurück.

Der unermüdliche Schaffensdrang des Kurfürsten Max
Emanuel liefs es trotz der Ungunst der Zeit aber mit
Nymphenburg und Schleifsheim nicht genug sein.

Im Süden Münchens entstand 1715. von weiten Wäldern
umgeben, jedoch durch eine grofsartige Avenue mit zum Teil
vierreihiger Lindenallee mit München verbunden, das einsame

„Schlofs Fürstenried",

das nach längerem Verlassensein in unseren Tagen wieder
mehr in den Vordergrund des Interesses gerückt wurde.

Der damalige Garten zeigt bei seiner geringen Aus-
dehnung ein in sehr gelungenen Formen und Gröfsen-
verhältn issen entworfenes Parterre, von regelmäfsigen Linden-
hainen flankiert und von hübsch gegliederten Heckenwänden
nur so weit umgeben, um das Parterre abschliefsend zu
umrahmen.

Dieser sehr originelle Garten ist trefflich geeignet,
den diesen Renaissance-Gartenanlagen oft gemachten Vor-
wurf zu widerlegen, dafs die gleiche Idee mit wenig
Variation bei allen wieder in Erscheinung tritt.

Der Grundrifs des Parkes weicht in der Gesamtein-
teilung von der Schablone sehr wesentlich ab; die sonst
üblichen waldartigen, von Alleen durchschnittenen Seiten-
teile fehlen gänzlich. Vor allem aber zeigt ein intimer,
enge in sich abgeschlossener Privatgarten, dessen Eleganz
und Farbenpracht mit der dicht herantretenden Waldes-
einsamkeit der Umgebung in höchst wirkungsvollem und
gewolltem Gegensatz steht, ein ganz eigenartiges, von den
Gärten jener Zeit völlig abweichendes Gepräge.

Endlich kommen wir zum Hofgarten

1 ia <■ ha u.

In dem beigefügten Plane (S. 25) ist eine interessante
Darstellung seines Zustandes um 1775 wiedergegeben, und
es steht zu vermuten, dafs dieser nicht wesentlich von
den Formen abweicht, die ihm die vom Kurfürsten Max
Emanuel im Jahre 1715 vollzogene Umgestaltung gegeben.
 
Annotationen