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Die Gartenkunst — 4.1902

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Fintelmann, Axel: Der Jardin des Plantes in Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0035

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26

DIE GARTENKUNST

IV, 2

Trotz dieser eigenartigen Vereinigung behielt der Garten stets
die offizielle Bezeichnung „Jardin des Plantes". dessen
Hauptzweck nach einem der Gartenflora 1898 entnommenen
Berichte von Ernest Morgenstern in Paris es war und ist,
einen regen Tauschverkehr zu pflegen mit den botanischen
Gärten Frankreichs sowohl, als auch des Auslandes, ins-
besondere Samen, Pflanzen, Stecklinge und Pfropfreiser
abzugeben,

So berichtet der im vergangenen Jahre verstorbene
letzte Direktor des Gartens Maxime Cornu, dafs von
ausländischen botanischen Gärten nach und nach erhielten:

Kew..... 438 lebende Pflanzen,

Saint Petersbourg 673 „ „
Berlin .... 489
Kopenhagen . . 664 „ „
Ceylon .... 394
Buitenzorg (Java) 145 „ „
etc. etc.

Seit 16 Jahren pflegt der Garten auch in gleicher
Weise, wie unser Berliner botanischer Garten mit den
deutschen, einen ausserordentlich lebhaften Verkehr mit
den französischen Kolonien. Diesen werden zahlreiche
europäische Kulturpflanzen und Samen von solchen zu
Anbau-Versuchen übermittelt, während von dort wieder
Pflanzen nach dem Jardin des Plantes gelangen, wo man
sie zu akklimatisieren versucht oder, wenn dies nicht ge-
lingt, sie in den Kulturhäusern als Vertreterinnen der kolo-
nialen Pflanzenwelt den Interessenten vor Augen führt.

Welchen Umfang diese Samen-und Pflanzensendungen
an die verschiedenen Kolonial-Gärten und Gesellschaften
in den einzelnen Jahren annahmen, ergiebt sich aus nach-
stehender noch von Cornu aufgestellten Liste:

Jahr

Samen-

Pflanzen-

Portionen

Stückzahl

1884/85

388

809

1886

266

1419

1887

472

1382

1888

722

1624

1889

246

268

1890

128

66

1891

19

273

1892

150

104

1893

268

520

1894

1191

202

1895

750

47

1896

279

117

1897

466

579

1898

256

262

1899

817

376

1900

754

685

zusammen

7172

8733

Aufser dem Versand von Samen, Pflanzen, Pfropf-
reisern, von Bäumen, Sträuchern. Stecklingen übernimmt
der Jardin des Plantes auch noch die Lieferung des ge-
samten Unterrichtsmaterials für die höheren Lehranstalten
Mittelschulen, landwirtschaftlichen and anderen Anstalten,

für die botanischen Vorträge in dem 1200 Zuhörer fassenden
Amphitheater, für die Vorträge an der Sorbonne, der Kcole
normale superieure, dem Institut National Agronomique.
der Kcole de Pharmacie, sowie an Botaniker und Studenten,
die sich mit einem entsprechenden Gesuch an die Direktion
des Gartens wenden. Aber auch Maler und Bildhauer, das
gesamte Kunstgewerbe, Zeichner und Graveure, die Fabri-
kanten künstlicher Blumen u, v. a. m. finden ihre Wünsche
hinsichtlich des jeweils erforderlichen Pflanzenmaterials
seitens der Direktion in bereitwilligster Weise befriedigt
und den Künstlern ist es sogar gestattet, entweder in
dem Garten selbst oder in der am Haupteingange des
Gartens gelegenen Zeichenschule zu arbeiten.

Alle oben genannten Anstalten, botanischen Gärten,
französischen Kolonien etc. erhielten, wie Ernest Morgen-
stern-Paris in der Gartenflora weiter mitteilt, im Jahre
1898 allein:

23183 Portionen Samen.
1579 Stück lebende Gewächshauspflanzen',
6617 „ perennierende Pflanzen,
2165 „ Bäume und Sträucher,
1053 „ Stecklinge, Pfropfreiser etc.

Sowie der Garten selbst hiernach sich in jeder Be-
ziehung als nutzbringend erweist und für die Verbreitung
der Pflanzenkenntnis in weitgehendster Weise Sorge trägt,
so bieten auch die eingangs genannten und mit ihm eng
verbundenen, sein lebendes Material in gewissem Sinne
ergänzenden Sammlungen vielfach Anregung zu eingehen-
den Studien. Ich erwähnte bereits die Anzahl der in der
Bibliothek befindlichen Bücher und Manuskripte, aufser
denen das botanische Museum zum Studium für Inter-
essenten enthält: 11000 Herbarien-Mappen, 21000 Pilze.
49000 Algen und Moose, 30000 Holzproben, 55000 ver-
steinerte Pflanzen, 8221 Früchte und 10523 andere vege-
tabilische Produkte. Besonders wertvoll und instruktiv
aber ist eine Sammlung von Aquarellen, die, so schreibt
das erwähnte Meyersehe Reisebuch, auf Befehl Gastons von
Orleans 1640 begonnen wurde und die seltensten Pflanzen
seines Gartens in Blois darstellt. Diese Sammlung wurde,
nach des Besitzers Tode in den Besitz Ludwigs XIV. ge-
langt, bis auf den heutigen Tag fortgesetzt und enthält
jetzt 6000 Zeichnungen von Pflanzen und ausgezeichnet
schönen Tieren.

Soweit die den Kachmann, den Gärtner und Botaniker
interessierenden Sammlungen, und will ich nur noch als
bemerkenswert erwähnen, dafs das Zoologische Museum
eine Sammlung von 200000 Nummern autweist, darunter
2000 Säugetiere in 500 Arten, ebensoviele Reptilien, 10000
Vögel und 2500 Kische in ebensovielen Arten,

Wenden wir nun unsere Aufmerksamkeit dem vor-
liegenden Plane zu, einer mehrmaligen Vergröfserung des
dem Meyersehen Reisebuche „Paris und Nordfrankreieh"
beigegebenen. Nach ihm hat der Jardin des Plantes gegen-
wärtig einen Umfang von ca. 30 ha = ca. 120 Morgen:
er besteht aus dem eigentlichen botanischen Garten und
dem Zoologischen Garten, von einander getrennt durch
eine breite Kastanien>Allee — Grande Allee des Marron-
niers, und zeigt heute noch durch einzelne, in dem Zoolo-
 
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