Die Gartenkunst — 4.1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0052
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Zimmermann, Wilhelm: Die königlichen Gärten Oberbayerns in kunstgeschichtlicher und kritischer Beleuchtung, [3]
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DIE GARTENKUNST
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lieh herrschte, beweist z. B. ein noch erhaltener Plan, der fügen mannigfacher Einzelheiten genügte, um das dem
nichts Geringeres vorschlägt, als den Vorhof Nymhenburgs. Gewesenen so völlig Unähnliche schöne Bild hervorzu-
den sog. „Cirkel". in ..natürliche" Formen mit einem ge- zaubern. Vom See zieht sich gegen das Parterre, mit
schlängelten Wasserlauf an Stelle des Kanals umzumodeln.*) Blick auf das Schlofs. eine langgestreckte, thalartige
Es wurde bereits früher angedeutet, dafs der gegenwärtige Rasenbahn mit ausnehmend schöner Umpflanzung. Die
Zustand freilich auch nicht ganz befriedigt. eine Lisiere bilden geschlossene Waldmassen, während die
Verfolgen wir nun die Arbeiten der Umgestaltung des andere zwischen den Stämmen eines ausgedehnten Haines
Nymphenburger Gartens. hindurch den Blick weit ins lauschig dämmrige Innere
Mit Eifer ging Sckell zunächst an die Öffnung der zu freiläfst. Schwierigkeiten machten offenbar die Niveau-
einer anmutigen Landschaft zu erweiternden Alleedurch- Verhältnisse des Sees gegenüber der erwähnten Wiese,
sieht, die links vom Hauptkanal den Garten unweit der Einen Sckell kann die hier ausgeführte dammartige Ufer-
Partie nm grofson See im Nymphenburger I'nrk bei München. Auf dem Fölsen Päd mit der Ziege. Nach einem Kupferstich.
Badenburg durchschnitt. 1805 war hier der.5'/2 um-
fassende See einein wechselreichen Waldbilde eingefügt.
Die Badenburg und ein ihr gegenüber erbauter Säulen-
tempel schmückten die Ufer.
Da der die Parzellen zwischen den Alleen füllende
W ald das fertige Material bot, konnte in erster Linie die
Axt als Bildnerin zur Anwendung kommen. Das Hinzu-
*) Derartige Ungeheuerlichkeiten linden Bich auch sonst vielfach
auf Entwürfen erhalten. So der Plan, den Garten von Sanssouc i mitsamt
seiner Laagaehse der Xatur, will sagen: der um jeden Prebgeaehltagelten
I.inienführuug zu unterwerfen. Und diese Idee hatte in seinen Jugend-
jahren Potsdams grofaer Heister Lenne, dem wir später auch bei München
begegnen werden.
bildung mit manneshoch Uber der Umgebung liegendem
Wasserspiegel unmöglich befriedig! haben, doch mufs zu-
gestanden werden, dafs nur einzelne gesuchte Standorte
diesen ('beistand empfinden lassen. Ein Tieferlegen des
Sees war durch dir Situation des ableitenden Kanales aus-
geschlossen.
Aus den einstigen schnurgeraden VVasserläufen ent-
standen durch unbedeutende Uferveränderungen und
Pflanzung mannigfach zum Wasser sich neigender Bäume
sehr anmutige Wasserpartien. In nächster Nähe des Seo-
ablaufes wurde ein niedliches Bächlein durch Wald und
Hain geführt. Der felsige Ursprung desselben erhielt 1815
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DIE GARTENKUNST
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lieh herrschte, beweist z. B. ein noch erhaltener Plan, der fügen mannigfacher Einzelheiten genügte, um das dem
nichts Geringeres vorschlägt, als den Vorhof Nymhenburgs. Gewesenen so völlig Unähnliche schöne Bild hervorzu-
den sog. „Cirkel". in ..natürliche" Formen mit einem ge- zaubern. Vom See zieht sich gegen das Parterre, mit
schlängelten Wasserlauf an Stelle des Kanals umzumodeln.*) Blick auf das Schlofs. eine langgestreckte, thalartige
Es wurde bereits früher angedeutet, dafs der gegenwärtige Rasenbahn mit ausnehmend schöner Umpflanzung. Die
Zustand freilich auch nicht ganz befriedigt. eine Lisiere bilden geschlossene Waldmassen, während die
Verfolgen wir nun die Arbeiten der Umgestaltung des andere zwischen den Stämmen eines ausgedehnten Haines
Nymphenburger Gartens. hindurch den Blick weit ins lauschig dämmrige Innere
Mit Eifer ging Sckell zunächst an die Öffnung der zu freiläfst. Schwierigkeiten machten offenbar die Niveau-
einer anmutigen Landschaft zu erweiternden Alleedurch- Verhältnisse des Sees gegenüber der erwähnten Wiese,
sieht, die links vom Hauptkanal den Garten unweit der Einen Sckell kann die hier ausgeführte dammartige Ufer-
Partie nm grofson See im Nymphenburger I'nrk bei München. Auf dem Fölsen Päd mit der Ziege. Nach einem Kupferstich.
Badenburg durchschnitt. 1805 war hier der.5'/2 um-
fassende See einein wechselreichen Waldbilde eingefügt.
Die Badenburg und ein ihr gegenüber erbauter Säulen-
tempel schmückten die Ufer.
Da der die Parzellen zwischen den Alleen füllende
W ald das fertige Material bot, konnte in erster Linie die
Axt als Bildnerin zur Anwendung kommen. Das Hinzu-
*) Derartige Ungeheuerlichkeiten linden Bich auch sonst vielfach
auf Entwürfen erhalten. So der Plan, den Garten von Sanssouc i mitsamt
seiner Laagaehse der Xatur, will sagen: der um jeden Prebgeaehltagelten
I.inienführuug zu unterwerfen. Und diese Idee hatte in seinen Jugend-
jahren Potsdams grofaer Heister Lenne, dem wir später auch bei München
begegnen werden.
bildung mit manneshoch Uber der Umgebung liegendem
Wasserspiegel unmöglich befriedig! haben, doch mufs zu-
gestanden werden, dafs nur einzelne gesuchte Standorte
diesen ('beistand empfinden lassen. Ein Tieferlegen des
Sees war durch dir Situation des ableitenden Kanales aus-
geschlossen.
Aus den einstigen schnurgeraden VVasserläufen ent-
standen durch unbedeutende Uferveränderungen und
Pflanzung mannigfach zum Wasser sich neigender Bäume
sehr anmutige Wasserpartien. In nächster Nähe des Seo-
ablaufes wurde ein niedliches Bächlein durch Wald und
Hain geführt. Der felsige Ursprung desselben erhielt 1815
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