Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 4.1902

DOI article:
Zimmermann, Wilhelm: Die königlichen Gärten Oberbayerns in kunstgeschichtlicher und kritischer Beleuchtung, [3]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0054

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
IV, 8

DIE GARTENKUNST

4b

warben, in der z. B. ein mit Eifer betriebener Tausch-
verkehr mit seltenen Herbarien-Exemplaren blühte, in der
es zur Erlangung einer selbständigen Gehilfenstellung in
einer gröfseren Gärtnerei Vorbedingung war, dafs künst-
lerischer oder wissenschaftlicher Bildungseifer den Bewerber
zeitweise von der heimatlichen Scholle weggelockt hatte,
was heute leider wieder zur Ausnahme geworden.

Auel) die Heizmethode dieser Häuser hat etwas
Bemerkenswertes. 1830 richtete Karl Sckell, gemäfs der
von England herübergekommenen Idee der Wasserheizung,
welche nicht nur vor der direkten Ofen- oder Kanalheizung,
sondern auch der Dampfheizung gegenüber wesentliche

Die Badenburg im Nymphenburger Part bei München. Nach einem Kupferstich.

Die Sehnsucht, auf weiten Reisen die Natur in allen
ihren Reizen kennen zu lernen und die daraus erwachsene
Litteraturrichtung (Paul und Virginie) erweckten allgemeines
Interesse für die fast unbekannten Vegetationserscheinungen
fremder Breiten. Bald übten die Pflanzensammlungen, wie
wir sie neben der in Rede stehenden in Herrenhausen,
Schönbrunn, Kew, Sanssouci und vielen anderen Orten
finden, eine grofse Anziehungskraft aut die strebsamen
Jünger des Gartenbaues aus. Es begann die Zeit, in der
die Gärtner sich hervorragende botanische Kenntnisse er-
eine Maurerarbeit zu liederlich und für eine flott hingeworfene Fels-
gruppe zu simpel erscheint.

*) Über das in diesen Häusern und im Garten befindliche Pflunzen-
material ist auch 1821 von A. Sterler, horti botanico, wie er sich nannte,
ein Pflanzenkntalog herausgegeben worden, welcher noch heute ob
seiner Vielseitigkeit die Bewunderung jedes Botanikers erregt.

Die Herausgeber.

Die Gartenkunst

Wir dürfen diesen Garten jedoch noch nicht verlassen,
ohne einen Blick auf eine neue Erscheinung zu werfen,
die ebenfalls der Zeitströmung ihren Einzug dortselbst ver-
dankt. Sckell erbaute 1807 das stattliche Glashaus für die
australische Elora und 1816 und 1820 das folgende sowie
das Palmenhaus (in der Nähe des einst reich ausgestatteten
Platzes für das vom Kurfürsten Max Emanuel erfundene
Passpiel). Schon die äufsere Erscheinung des ersten
Gewächshauses verrät, dafs die darin aufgestellte Sammlung
sich des allerhöchsten Interesses zu erfreuen hatte, indem
sich für den Aufenthalt hoher Besucher bestimmte Bäume
an das eigentliche Pflanzenhaus anschliefsen.*)

Vorteile bot, eine solche als die erste gröfsere in Deutsch-
land ein, nachdem im Küchengarten Nymphenburg seine
Versuche sehr erfolgreich sich erwiesen hatten.

Endlich sei noch erwähnt, dafs unser Garten im Jahre
1825 der Schauplatz von Versuchen war. die Kronprinz
Ludwig mit einer von Josef Baader erfundenen Eisen-
bahn im Modell halber Gröfse anstellte, nachdem das
fehlende öffentliche Vertrauen zur Sache immer neue
Hindernisse für deren Entwickelung bot.

Baader hat sich auch durch Herstellung der neuen
Triebwerke für die Nymphenburger Gartenfontänen hervor-
gethan, so dafs Napoleon ihn deshalb nach Paris berief.

(Fortsetzung folgt.)
 
Annotationen