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Die Gartenkunst — 4.1902

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Frahm, G.: Nochmals Tilie alba spectabilis und Tilia euchlora
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Stüting, Artur: Acer platanoides Reitenbachii hort. als Staßenbaum
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Heinricy, B.: Einiges über Buxus
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0061

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52

DIE GARTENKUNST

roten Spinne nie, von allem anderen Ungeziefer äufserst
selten und nur in ganz geringem Mafse angegriffen. Die
Gröfse des Blattes ist andauernd, auch bei grofsen Exem-
plaren von 40 cm und mehr Stammdurchmesser. Die
glatte, blanke Oberseite des Blattes wird bei Regenwetter
leicht wieder vom Rufs und Staub reingewaschen, die
lederartige Beschaffenheit desselben bewirkt eine lange
Lebensdauer desselben, so dafs häufig der Baum noch
Mitte November schön dunkelgrün mit vollem Laub dasteht,
und dies sogar auf leichtem, trockenem Sandboden. In
Bezug auf gute dunkele Färbung können alle anderen neueren
Sorten, wie Moltkei, Kaiserlinde, americana nicht mit alba
spectabilis konkurrieren.

Ich halte daher die Tilia alba spectabilis unbedingt für
die beste bis jetzt existierende Lindensorte und möchte
dieselbe daher angelegentlichst empfehlen. Alle Herren,
welche die grosse Originalpflanze von jetzt ca. 50 cm
Stammdurchmesser sahen, bewunderten diesen herrlichen
Baum und stimmten meinem Urteil zu.

Acer platanoides Reitenbachii hört als Strafsenbaum.

Von Garteninspektor Stüting in Köstritz.

Nachdem icli die in Heft 3 der Schriften des V. D. G.
sehr übersichtlich aufgestellte Liste der für Strafsenan-
pflanzungen verwendbaren Baumarten mit grofsem Interesse
durchgelesen, möchte ich die Herren Kollegen noch auf eine
Baumart aufmerksam machen, welche sich sehr gut für
Strafsenzüge mittlerer Breite, besonders in Vorstädten, zur
Anpflanzung eignet, nämlich Acer platanoides Reitenbachii
hört. (syn. Acer pl. fol. purpureis hört.). Der Baum hat
einen langsamen Wuchs und zeichnet sich besonders durch
seine Blüten und seine Belaubung aus. L>ie ersteren er-
scheinen vor Ausbruch des Laubes, haben eine prachtvolle
goldgelbe Färbung, stehen in grofsen Dolden und werden
fleifsig von den Bienen heimgesucht. Die Blütezeit dauert
bis zur Entfaltung der jungen roten Triebe, und ist eine
Allee zu dieser Zeit von grofsartiger Wirkung. Die jungen
Blätter haben eine rötliche Färbung, welche später grüner
wird, dann in eine bräunlich-rote und später in eine purpur-
rote übergeht. Die Färbung ist also im Herbst am schönsten,
entgegengesetzt der Färbung von Acer pl. Schwedleri hört,
u. Fagus silvatica atropurpurea hört., deren Laubfärbung
später mehr ins dunkelgrüne übergeht. Zuweilen geht
zwar auch bei Acer pl. Reitenbachii, d. h. bei einigen
Exemplaren, die Laubfärbung im Herbst ins braun-grüne
oder braunrote über; man kann dieses oft bei aus Samen
gezogenen Bäumen wahrnehmen.

Der Baum bildet hübsche, runde Kronen, die, wenn
erforderlich, ruhig beschnitten werden können, da die Art
sehr gut den Schnitt verträgt und sich sogar zu Säulen-
und Fyramidenformen heranziehen läfst.

Was die Vermehrung anbelangt, so geschieht diese am
besten durch Okulation, nicht durch Kopulation (gehen
schlecht an). Bei der Vermehrung durch Samen, welche
sehr einträglich sein kann, gehen ca. 50°/0 echt auf; oft
erzielt man sogar Exemplare mit ganz dunkelpurpurroter
Belaubung.

Da, wo Kastanien, Ulmen, Linden, Ahorn-Stammarten
etc. nicht angängig sind und man oft unschlüssig ist,
welche Baumart man zur Strafsenbepflanzung wählen soll,
ist Acer pl. Reitenbachii sehr zu empfehlen. Alleen dieser
Art sind noch sehr selten anzutreffen.

Bei Köstritz befindet sich eine ziemlich lange einseitige
Baumallee aus Acer pl. Reitenbachii. Die Bäume sind vor
ca. 15 Jahren hier angepflanzt worden. Die Höhe derselben
beträgt jetzt ungefähr 7—8 m, bei 5—6 m starkem Kronen-
durchmesserund 18—20cm starkem Stammdurchmesser (1 m
über dem Boden). Dafs die Art ziemlich widerstandsfähig ist,
sieht man daran, dafs die Bäume, trotzdem die Allee auf
der Südost- und Nordwestseite zum gröfsten Teil ganz frei
(Felder) liegt, sehr gesund und kräftig sind. Nur auf der
Strafsenseite sind einige Stämme etwas verletzt (grofser
Wagenverkehr), hier und da zeigen die ungeschützten
Stämme auch Frostrisse (infolge starken Frostes nach an-
haltender Nässe bei Beginn der Vegetation im vergangenen
Jahre).

Jeder Fremde (auch Laie) freut sich über die schönen
Bäume, welche zur Blütezeit und später von grofsem
dekorativen Werte sind.

Einiges über ßuxus.

Von Heinriey, Obergärtner in den Späthschen Baumschulen.

Nächst den Coniferen ist wohl kein immergrünes Ge-
hölz so vorteilhaft in unseren Gärten zu verwenden wie
der Buxus mit seinen verschiedenen Varietäten. Unter den
immergrünen Laubgehölzen ist er eins der wenigen, welche
den ganzen Winter hindurch grün bleiben und daher auch
in der kalten Jahreszeit die Gehölzpartien beleben, das
umsomehr, als die Abarten von Buxus in den Blättern ver-
schieden genug sind, um damit einige Abwechselung
schaffen zu können. Wir haben Arten mit grofsen runden
und auch solche mit schmalen und myrtenähnlichen
Blättern, die auch in ihrem äufseren Habitus vielfach von
einander abweichen. Aufserdem haben wir einige bunte
Sorten, die geschickt verwendet, eine angenehme Ab-
wechselung in der Bepflanzung bieten. Unter günstigen
Verhältnissen kann man Pflanzen bis zu 3 oder 4 m Höhe
und fast ebensolchem Durchmesser ziehen. Man ist daher
in der Lage, schon recht wirkungsvolle Gruppen zusammen-
zustellen. Da die Buxus auch das Schneiden gut ver-
tragen, so kann man alle Formen, als Kugeln, Kuppeln
und Pyramiden erziehen, die für regelmäfsige Anlagen und
besonders auch zur Grabbeptlanzung ein vorzügliches
Material geben. Aufserdem lassen sie sich zur Anlage von
immergrünen Hecken sehr vorteilhaft verwenden.

Einen besonderen Wert besitzt der Buxus für uns
noch dadurch, dafs derselbe im Schatten hoher Bäume
oder unter hohen .Strauchpartien sehr gut gedeiht. Hier
ist er sowohl als Vorpflanzung wie auch als Unterholz ein
gern verwendetes Material. Ebenso ist er für die Stadt-
gärten und Plätze grofser Städte wegen seiner Unempflnd-
lichkeit gegen Staub und Rauch und seines nicht zu starken
Wachstums sehr zu empfehlen. Da die Bewurzelung im
allgemeinen eine sehr dichte und faserige ist. so lassen
 
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