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Die Gartenkunst — 4.1902

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Zimmermann, Wilhelm: Die königlichen Gärten Oberbayerns in kunstgeschichtlicher und kritischer Beleuchtung, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0072

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IV, 4

DIE GARTENKUNST

6.3

Zeit die wenig beeinflufste Vegetation, zumal an den Wasser-
läufen, auch viele poetisch lauschige Partien bildete, die
uns heute vielfach erfreuen. Wo der Landschaftsgärtner
aufhört, die einst entfaltete Kunstthätigkeit auch bei seiner
erhaltenden Fürsorge fortgesetzt auszuüben, wird die Natur
in manchen Fällen ihm zu Hilfe kommen und entstandene
Fehler aus eigner Machtvollkommenheit liebevoll vergessen
machen.

Ein sehr hoch anzuschlagender Zug des wirklich mit
der Schönheit und Gröfse der Natur vertrauten Künstlers
bekundet sich in der Einheitlichkeit Sckellscher Pflanzung.
Professor Ernst Hallier schreibt darüber in seinen „Grund-
zügen der landschaftlichen Gartenkunst": „Sowohl der
Englische Garton zu München als auch der Park von
Nymphenburg und alle übrigen Schöpfungen Sckells wirken
so grofsartig durch das für unsere Gegenden des östlichen
Teiles der nördlichen gemäfsigten Zone gültige Naturgesetz
der einfachen Waldbestände. In dieser Beziehung befand
sich Sckell nicht nur mit Repton und anderen grofsen
englischen Landschaftsgärtnern, sondern auch mit dem
Fürsten Pückler-Muskau im völligen Einklang. Dafs er hier
und da in Deutschland von Gartenkünstlern nicht ver-
standen oder wohl gar bekrittelt wurde, kann seinem

Künstlerruhme keinen Einhalt thun, denn es beweist nur,
wie selten wahres Naturvorständnis und wahres Kunst-
genie zu finden sind. Der üblichen vollständigen Ver-
mischung aller Holzarten wird kein Landschaftsmaler Ge-
schmack abgewinnen, ebenso wenig aber ein künstlerisch
durchgebildeter Gärtner. Nur ein kleinlicher Sinn kann
an solchem Leipziger Allerlei Gefallen finden. In der
Landschaft soll nicht der einzelne Baum zur Wirkung ge-
langen, sondern die Laub- und Waldmassen. Dafs die
Landschaftsmaler in vielen deutschen Gärten so wenig
brauchbare Vorwürfe für ihre Studien finden, liegt eben
daran, dafs so viele Gärtner für die grofsen Naturgesetze
kein Verständnis haben und daher bei ihren Schöpfungen
allzuleicht ins Kleinliche geraten."

Bemerkenswert ist, dafs die von Sckells Vorgängern
zwar nicht gepflanzten, aber doch gerne geschonten Bäume,
welche in sehr reicher Zahl über den grofsen vorderen
Wiesenplan ausgestreut standen, von ihm ebenfalls als
wertvolles Material beibehalten wurden, da frei in der Aus-
sichtsbahn stehende Bäume die Luftperspektive nicht nur
zur glücklichsten Wirkung steigern, sondern auch, je näher
am Standpunkt des Beschauers, um so energischer den
Horizont überschneiden, andererseits aber den Blick unter
 
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