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Die Gartenkunst — 4.1902

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Zimmermann, Wilhelm: Die königlichen Gärten Oberbayerns in kunstgeschichtlicher und kritischer Beleuchtung, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0092

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IV, B DIE GARTENKUNST 85

in vollkommenster Weise erfüllen. Schlimmer ist es. dafs
die technische Ausführung der Wege- und Strafsenbauten
infolge des verwendeten schlechten Materials eine sehr
mangelhafte war. Daraus entstand ein in jedem Frühjahre
sehr fühlbarer Ubelstand. der nur durch radikale Änderung,
d. h. Herstellung von solidem, steinigem Unterbau, behoben
werden könnte.*)

Von Bedeutung ist noch die Herstellung des Wasser-
falles (Abbild. S. 86), der einmal durch die grofse Fülle
des Wassers, anderseits durch vorzüglich arrangierte, wild
übereinander geworfene Steinmassen von guter Wirkung
ist. Sckell ahmte nicht gewachsenen Fels, etwa in
Schichtungen und Lagerungen nach, sondern brachte ein
von Wassergewall zusammengeschobenes natürliches Wehr
aus mächtigen Gesteinstrümmern zur Darstellung.

Mit der ziemlich unveränderten Durchführung der in
Sckells Entwurf angegebenen Arbeiten vergingen die Jahre
bis 1820. Gröfsere Arbeiten sind nach seinem Tode 1823
nur noch vereinzelt vorgenommen worden.

Ein Jahr nach Sckells Tode wurde dem hochverdienten
Manne vom Könige ein schönes Denkmal am Ufer des Sees
gesetzt, das noch heute einen Schmuck dieser Scenerie
bildet (s. das Bild S. 63). Die Inschrift der Vorderseite
lautet: ..Dem sinnigen Meister schöner Gartenkunst, der
sein volles Verdienst um der Erde reinsten Genufs durch
diese Anlagen krönte, hiel's diesen Denkstein setzen Sein
König Max Josef 1824."

An erster Stelle ist von später hinzugekommenen
Bauten der zum Gedächtnis an die beiden Fürsten Karl
Theodor und Max Josef, unter deren Regierung der Garten
hergestellt wurde, vom König Ludwig 1. durch Klauze
1835 errichtete Tempel (Monopteros) auf einem nicht
unbeträchtlichen Hügel am fernen Saum der Hauptwiese
zu nennen (Abbild. S. 86).

Dir Bäume um den anfänglich einen Kundblick ge-
stattenden chinesischen Turm waren 1835 bereits so an-
gewachsen, dafs die Tagespresse damals riet, man solle
doch den Turm auf den neuen Hügel statt eines Tempels
stellen, da dieser doch nicht eine umfassende Aussicht
gestatte!

Die Arbeit fällt in die Zeit, da Sckells Neffe und
Schwiegersohn, der spätere zweite Intendant Karl August
Sckell, Direktor der königlichen Hofgärten war.

Bs ist dieses Werk für uns von wesentlichem Interesse
und nicht nur wegen der Wirkung des klassischen Bau-
werkes in dem grofsen Landschaftsbilde, sondern auch
wegen der Gestaltung des von ihm gekrönten Hügels. Die
Aufgabe, die hier dem Gärtner erwuchs, war nicht leicht
und noch viel weniger dankbar, da selbst die naturwahrste
Anordnung der dem eigentlichen Hügel vorgelagerten

*) Dieser Übelstand, der schon jahrelang eine Kalamität
des Englischen Gartens bildete, ist dank dem energischen Ein-
greifen des jetzigen Hofgärtners bedeutend besser ge-
worden. Nicht nur dafs die Wege selbst einen guten, festen
Unterbau erhielten, auch die Wegezüge wurden eleganter aus-
gestaltet und an beiden Seiten mit eiserner Einfriedigung
versehen. Die Herausgeber,

Die Gartenkunst.

Terrainwellen das Isoliertsein und damit Unmögliche dieser
plötzlichen Erderhebung nie ganz vergessen machen konnte.

Die einzige in solchen Fällen ausführbare Methode,
dem Auge das Unzusammenhängende der Bodengestaltung
weniger fühlbar zu machen, hätte wohl nur durch An-
pflanzung von Baumarten erster Grösse in der rückwärtigen
Umgebung der Anhöhe — im Gegensatz zu weiteren seit-
lichen Partien — gefunden werden können. Der ferne
stehende Beschauer hätte die obere Kontur der Bäume so-
mit um den Hügel herum wesentlich ansteigend erblickt,
was die Vorstellung einer sich weiter fortsetzenden Hügel-
bildung unterstützt hätte. Doch auch dieses Mittel war
hier nicht mehr anwendbar, da Eschen und Ulmen ohne-

Fig. B. Blick auf die Seewand von Eisenstein aus.
Für „Die Gartenkunst" gezeichnet von Landes-
Okonomierat Goethe. Geisenheim.

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