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Die Gartenkunst — 4.1902

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Fritz, Carl: Durch die Centralschweiz nach Oberitalien: Vortrag gehalten
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0104

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IV, 6

DIE GARTENKUNST

97

erblickt; das Schlofs wird durch hohe Lorbeer- und Myrten-
hecken teilweise verdeckt. Der eigentliche Park, an welchen
sich Weingärten anschliefsen. liegt auf einem steilen Ab-
hänge und ist sehr dicht bepflanzt. Rechts vom Schlosse
wurde ich durch einen aus Orangenbäumen gebildeten
Laubengang geführt. Auf den mit Glycinen. Rosa Banksii.
Tecoma radicans u. a. bekleideten Balustraden der obersten
Terrasse sind grofse Exemplare exotischer Gewächse in
Kübeln aufgestellt. Eine Spezialität des Gartens sind die
den Abhang nördlich vom Schlofs bedeckenden Rhododen-
dron, Azaleen und Camellien, durchsetzt mit Granaten und
Oleander. Die Camellien, von welchen viele über 7 m
Höhe hatten, gedeihen hier besonders gut. Aufserdein sah
ich sehr alte und hohe Tulpenbäume, herrliche Magnolien,
darunter die wohlriechende Magnolia fuscata. Libanon-
cedern, Cryptomeria elegans, Wellingtonia gigantea. Pinien
und Picea Morinda. Cypressenbestände sind mit Rosen
und blühenden Yucca untermischt. Riesenexemplare von
Musa Ensete und superba, von Chamaerops excelsa und
viele andere tropische und subtropische Pflanzen werden
hier, wenn auch teilweise unter Winterdeckung, im Freien
kultiviert.

1 >ie wunderschöne 1 »ampferfahrt nachComo am nächsten
Tage wieder zurücklegend, fuhr ich über Lugano und
Bellinzona mit der Gotthardbahn zurück nach Zürich. Eine
Reise durch die Centraischweiz nach Oberitalien, wo man
die unzähligen Gestaltungen der Natur einerseits und die
Kunst und Üppigkeit der Vegetation andrerseits bewundern
und daraus lernen kann, wird für jeden Gärtner von gröfstem
Erfolge sein und in ihm einen unauslöschlichen Eindruck
für das ganze Leben hinterlassen. Man lasse daher die
günstige Gelegenheit einer solchen Reise nicht vorüber-
gehen.

Kleine Mitteilungen.

Ein aussterbender deutscher Baum. Nicht lange mehr
wird es währen — so schreibt Herr Kreiswanderlehrer Ho top -
Homburg v. d. H. im „Frkf. G. A." — und wir Deutsche
werden einen unserer nützlichsten und wichtigsten Bäume
den Weg alles Irdischen gehen sehen. Unser Wallnufs-
baum ist dem Untergange geweiht, wenn nicht andere
Wege eingeschlagen werden. Woran liegt dieses, und wie ist
diesem Übel entgegenzusteuern, um dem Verschwinden unserer
Nufsbiüime Einhalt zu thun? Es ist freilich schon in vielen
öffentlichen Blättern von Naturfreunden auf diesen Mifsstand
hingewiesen worden und dem Landwirt zugerufen: „Pflanzt
Nufsbäumeu, um diesen schönen und wichtigen Baum nicht
dem Untergange zu weihen. So denkt der Naturfreund und
der Städter, anders aber der Landwirt. Er kann nicht mehr
wie früher, wo grofse Parzellen Landes mit Nufsbäumen an-
gepflanzt waren, diese brach liegen lassen. Die Lebenshaltung
ist auch auf dem Lande geregelter, besser und teurer ge-
worden. Der Landwirt ist daher gezwungen, alles verfügbare
Land auszunützen, zu bebauen. Nun ist aber eine bekannte
Thatsache, dals wo ein Nufsbaum steht, der Unternutzen sehr
minimal, ja gleich Null zu rechnen ist. Dazu ist die Aberntung
der Früchte mühselig und gefährlich. Der deutsche Landwirt
ist deshalb bestrebt, sich des Nufsbaumes — je eher, je lieber —

zu entledigen, wie es die Erfahrung nicht allein in meinem
Wirkungskreise, sondern wohl im ganzen Deutschland zur
Genüge zeigt. Da ist dem Landwirt dann in den Gewehr-
fabriken ein trefflicher Bundesgenosse erstanden, so dals von
den vielen hunderttausenden Nufsbäumen im lieben deutschen
Vaterlande heute noch sehr wenig anzutreffen sind, um bald
vom Erdboden ganz zu verschwinden. Jedoch sind es die
Gewehrfabriken nicht allein, welche den Nufsbaum auf den
Aussterbeetat bringen. Auch unsere deutsche, zu hoher Blüte
gelangte Möbelindustrie hat einen recht hohen Bedarf an
Nufsbaumholz, wenn selbst die Gewehrschäfte doch sechsmal
mehr deutsches Nufsbaumholz verschlingen, als die Möbelindu-
strie, welch letztere sich ja wohl auch mit amerikanischem
Nufsbaumholz behelfen kann, was aber erstere aus verschiedenen
Gründen nicht können, wodurch wieder viele Millionen ins
Ausland wandern. Sollen wir nun zusehen, bis einer unserer
schönsten und wichtigsten Bäume unserer deutschen Flora
verschwunden ist, oder sollen die Gewehrschaftfabriken ihre
Fabrikation einschränken ? Keines von beiden darf geschehen.
Nein", wir müssen Nufsbäume pflanzen. Aber wie soll es
geschehen, wenn der deutsche Landwirt es nicht thun kann !
Der deutsche Staat und viele, viele Gemeinden desselben be-
sitzen ausgedehnte Wälder, und hier ist der Ort, wo der Nul's-
baum sehr nutzbringend gepflanzt werden kann, jedenfalls
nutzbringender als Eichen und Buchen. Es ist durchaus eine
irrige Ansicht, wenn man glaubt, der Nufsbaum tauge nicht
als Waldbaum. Das Gegenteil ist der Fall, wie die Versuche
in mehreren Oberförstereien der Provinz Starkenburg bereits
gelehrt haben. Denn, wenn in dichten Beständen gepflanzt,
erhalten die Bäume schönere, geradere und höhere Stämme,
als in einzelnen Beständen, wo es wohl zwar gröfsere Kronen,
aber erfahrungsgemäfs schlechtere Stämme giebt, das Stamm-
holz aber einen bedeutend höheren Wert besitzt als das Ast-
holz. Aufserdem nimmt der Nufsbaum mit dem geringsten
Boden vorlieb. Dazu wächst er außerordentlich schnell, viel
schneller als Eichen und Buchen. Freilich ist er auch in der
frühesten .lugend gegen starke Fröste empfindlich. Seine An-
pflanzung kann infolge dessen auch nur in solchen Gegenden
erfolgen, welche starke Fröste nicht aufzuweisen haben. Ein
Stück Nufsbaumwald, gleichzeitig mit anderen Holzarten an-
gelegt, würde in fünfzig Jahren mindestens 200 Prozent mehr
wert sein. Noch ist zu beachten, dafs ein Nufsbaumwald den
Boden und das Anlagekapital durch seine Frucht verzinsen
kann, was bei anderen Holzarten nicht der Fall ist.

Die öffentlichen Anlagen und Schmuckplätze Dresdens
umfassen der „Dresdener Zeitung" zufolge auf dem linken Hlb-
ufer eine Fläche von 388 708 (Quadratmetern, und auf dem
rechten Elbufer eine solche von 31981 Quadratmetern, zu denen
jedoch die Baumschulen, die an öffentlichen Gebäuden, Schulen
U. s. w. gelegenen Schmuckplätze hinzu zu rechnen sind, so
dals eine Gesamtfläche von 661 668 Quadratmetern Anlagen
erreicht wird. Angepflanzt sind in diesen Anlagen 136 737 Stück
Bäume, Nadelhölzer, Rosen, Blumen u. s. w. im Gesamtwerte
von 18 524.62 Mk. Die an den Alleen und öffentlichen Stralsen
vorhandenen und zu unterhaltenden Bäume beziffern sich auf
29 332 Stück. Diese gesamte Arbeit wird unter Oberleitung
des Herrn Stadtgartendirektors Degenhardt von gegen 86
Gärtnern, 264 Arbeitern und 106 Arbeitsfrauen bewältigt. Von
den angepflanzten Bäumen und sonstigen Pflanzen wurden
118 690 Stück im Werte von 11 »09.87 Mk. in der Stadtgärtnerei
und Baumschule gezogen und 18 047 Stück im Werte von
.2014.65 Mk. von auswärt inen Gärtnereien angekauft. In den
vergangenen Jahren sind im Jahre durchschnittlich über 1000
Stück neue Bäume angepflanzt und viele Quadratmeter Rasen-
 
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