168 DIE GARTENKUNST • IV 9
erreicht werden kann, auch werden mir manche Berufs-
genossen zustimmen, wenn ich auch die beiden anderen
Arten der Stoffwahl und der Ziele für die Fortbildungs-
schulen für verfehlt halte.
Am schlimmsten steht es auf dem Gebiete der bilden-
den Gartenkunst oder Landschaftsgärtnerei, wie einige
wollen. Ich habe deshalb die angeführten Beispiele auch
diesem Zweig der Gärtnerei entnommen. Es stehl ja aufser
Zweifel, dafs Pflanzenkulturen im weitesten Sinne, Boden-
bearbeitung und -Verbesserung, ja auch Pflanzenkunde an
vielen Fortbildungsschulen vernünftig gelehrt werden, aber
mit der Behandlung der Wissenszweige, w elche zur Garten-
kunst gehören, kann ich mich nicht einverstanden erklären.
Ich greife einige Fächer heraus, in denen am meisten
gesündigt wird nach meiner Meinung, nämlich Zeichnen,
Feldmessen und eigentliche Gartenkunst (Landschafts-
gärtnerei). Oer Zeichenunterricht in den Schulen hat
grofse Fortschritte gemacht. In vernünftiger Weise schult
man Hand und Auge. Und wenn auch die Methoden er-
heblich voneinander abweichen, so ist doch ein schöner
Erfolg überall zu beobachten, wo Zeichenlehrer mit ge-
eigneter Vorbildung den Unterricht in der Hand haben.
Freilich ist in dem Kähmen des Volksschulunterrichts
nicht allzu viel zu erreichen, auch an den höheren Schulen
steht es ähnlich. Deshalb müfste in der gärtnerischen
Fortbildungsschule Zeichenunterricht erteilt werden als
Fortsetzung des Schulunterrichtes unter Berücksichtigung
solcher Gegenstände als natürlicher oder bildlicher Vorbilder,
welche dem Berufe des Schülers naheliegen. Durch guten
Zeichenunterricht lernt der Schüler erst sehen, er stärkt
sein Augenmafs, er wird empfänglich für das Schöne.
Neben dem Freihandzeichnen ist das Linearzeichnen
zu üben, wobei auf innen kräftigen Strich und Exaktheil
zu achten ist. Das Konstruieren ist dem Abzeichnen vor-
zuziehen. Für die erste Stufe seien hier angedeutet das
Halbieren und Teilen von Linien, die Konstruktion rechter
Winkel, einfache und Transversal-Mafsstäbe, die Konstruk-
tion der rcgelmäfsigen Polygone.
In der höheren Stufe können sehr einfache Garten-
pläne in schwarzer Darstellung abgezeichnel werden, wobei
der Baumschlag nur in den Umrissen wiederzugeben ist.
Verschiedene Schraffierung von Rasen und Gehölz bewirkl
auf bequeme Weise das Abheben der einzelnen Flüchen
voneinander. Auch die Anfertigung von Pausen ist zu
üben. Endlich sind Projektionszeichnungen (Grund- und
Aufrisse) von einfachen Lauben. Thoren. Zäunen.
Treppen u. s, w. nach Vorlagen oder, wie weiter unten
besprochen, nach eigenen Messungen anzufertigen.
Als Programm für den Feldmefsunterricht sei nach-
folgendes genannt: Erklärung der Horizontalmessungen
(Horizontalprqjektion), die Längenmafse, die Meß-
geräte und ihre Anwendung 1. zur Bezeich-
nung von Punkten im Gelände (Baken, Pfähle; Auf-
stellen von Baken, senkrechtes hinschlagen von Pfählen.
Fluchten); 2. zum Längen messen (Mefskette, Meisbänder.
Mefslatten; Ausführung der Messungen auf ebenem, auf
unebenem Gelände); 3. Messen rechter Winkel durch
die Mittellinie des gleichschenkligen Dreiecks, durch
Dreiecke mit den Seiten 8, 4, 5, durch das gleichseitige
Dreieck; Schätzung des rechten Winkels nach Augenmafs:
Winkelspiegel, Winkelprisma, Kreuzscheibe, Winkelkopf;
4 Instrumente zum Messen und Auftragen von
Höhen (Setz wage, Kanal wage, Nivellierkrücken).
Ausführung der Horizontal-Messungen. a) im Lehr
saale: der verjüngte Mafsstab, einfacher und Transversal-
mafsstab; die Mefslinie mit Abscissen und Ordinalen;
Übungen im Auftragen und Abgreifen von Längen; zeich-
nerische Darstellung von Punkten, Bäumen. Gehölzgruppen,
Gebäudegrundrissen und Grenzen; Dreiecke als Mefsfiguren;
Einzeichnen der Mefslinien in Beete und kleine Garten-
pläne zur Übertragung auf das Gelände.
b) im Gelände: Aufnahmen kleiner Grundstücke oder
von Teilen solcher und Anfertigung von Krokis; Über-
tragung kleiner Pläne, einzelner Wegezüge und Blumen
beete auf das Gelände (Abstecken).*)
Ausführung der Uöhenmessungen. a) im Lehrsaale:
Erklärung der Höhenmessung mit der Kanalwage, der
Wasserwage, der Setzwage, die Anwendung der Nivellier-
krücken, das Wesen der Profile.
b) im Gelände: Aufnahme von Längs- und Quer-
profilen, mit Setzwage, Wasserwage. Kanalwage, Über-
training gleicher Höhen (bei dem Wegebau) mit Setzwage
und Wasserwage, Übungen mit Nivellierkrücken.
Im Anschlufs an das Feldmessen:
Inhaltshcm-liiiungcii. Die Fl&cbenmafse; Inhalt von
Dreieck, Trapez, Rechleck. Kreis: Messung von Wege-
flächen, Beetflächen u. dergl.
Die Körpermafse; Inhalt von Würfel und Prisma;
Inhalt eines Lastwagens, eines aufgesetzten Material-
haufens u. s. w.
In der Gartenkunst (Landschaftsgärtnerei) würde
ich besonders folgendes besprechen: 1. Erdarbeiten:
Planieren, Erdtransport, Rigolen in verschiedenen Verhält-
nissen. 2. Wegebau: Herstellen des Planums, das Bauen
von Lehren für die Verteilung der Auf- und Abtragserde,
die Befestigungsarten, Berechnung der dazu nötigen
Materialmengen, die Verarbeitung des Befestigungsma-
teriales, Gefälle und Entwässerung der Wege. 3. Wasser-
arbeiten: Befestigung von Teichen und Wasserläufen,
das Befestigungsmaterial, Herstellung von Beton u. s. w.;
Einrichtung zum Ablassen des Wassers. Knlwässernngs-
einrichtung. 4. Pflanzarbeiten: Das Pflanzen von
Gehölzen, grofsen Bäumen. Nadelhölzern, Stauden; Berech-
nung der Stückzahlen für Gruppen. 5. Rasenanlage:
Vorbereitung des Bodens, Saatmengen, Technik des Säens,
Vorführung von Samenarten. 6. Blumenschmuck: Ver-
teilung von Blumen nach Farben und Formen. Abstand der
Pflanzen, Ausrechnung der notwendigen Mengen. Als
höchste Leistung dabei Entwerfen einfacher Blumenbeete
mit Beflanzung.
Schließlich raufs die Pflanzenkenntnis geförderl
werden, sowohl in Bezug auf Gehölze, wie auf Stauden.
Sommerblumen, Teppichbeetpflanzen u. s. w. Iß ist. dabei
besonderer Wert auf richtige Namenschreibung zu legen.
*) Siehe unter a.
erreicht werden kann, auch werden mir manche Berufs-
genossen zustimmen, wenn ich auch die beiden anderen
Arten der Stoffwahl und der Ziele für die Fortbildungs-
schulen für verfehlt halte.
Am schlimmsten steht es auf dem Gebiete der bilden-
den Gartenkunst oder Landschaftsgärtnerei, wie einige
wollen. Ich habe deshalb die angeführten Beispiele auch
diesem Zweig der Gärtnerei entnommen. Es stehl ja aufser
Zweifel, dafs Pflanzenkulturen im weitesten Sinne, Boden-
bearbeitung und -Verbesserung, ja auch Pflanzenkunde an
vielen Fortbildungsschulen vernünftig gelehrt werden, aber
mit der Behandlung der Wissenszweige, w elche zur Garten-
kunst gehören, kann ich mich nicht einverstanden erklären.
Ich greife einige Fächer heraus, in denen am meisten
gesündigt wird nach meiner Meinung, nämlich Zeichnen,
Feldmessen und eigentliche Gartenkunst (Landschafts-
gärtnerei). Oer Zeichenunterricht in den Schulen hat
grofse Fortschritte gemacht. In vernünftiger Weise schult
man Hand und Auge. Und wenn auch die Methoden er-
heblich voneinander abweichen, so ist doch ein schöner
Erfolg überall zu beobachten, wo Zeichenlehrer mit ge-
eigneter Vorbildung den Unterricht in der Hand haben.
Freilich ist in dem Kähmen des Volksschulunterrichts
nicht allzu viel zu erreichen, auch an den höheren Schulen
steht es ähnlich. Deshalb müfste in der gärtnerischen
Fortbildungsschule Zeichenunterricht erteilt werden als
Fortsetzung des Schulunterrichtes unter Berücksichtigung
solcher Gegenstände als natürlicher oder bildlicher Vorbilder,
welche dem Berufe des Schülers naheliegen. Durch guten
Zeichenunterricht lernt der Schüler erst sehen, er stärkt
sein Augenmafs, er wird empfänglich für das Schöne.
Neben dem Freihandzeichnen ist das Linearzeichnen
zu üben, wobei auf innen kräftigen Strich und Exaktheil
zu achten ist. Das Konstruieren ist dem Abzeichnen vor-
zuziehen. Für die erste Stufe seien hier angedeutet das
Halbieren und Teilen von Linien, die Konstruktion rechter
Winkel, einfache und Transversal-Mafsstäbe, die Konstruk-
tion der rcgelmäfsigen Polygone.
In der höheren Stufe können sehr einfache Garten-
pläne in schwarzer Darstellung abgezeichnel werden, wobei
der Baumschlag nur in den Umrissen wiederzugeben ist.
Verschiedene Schraffierung von Rasen und Gehölz bewirkl
auf bequeme Weise das Abheben der einzelnen Flüchen
voneinander. Auch die Anfertigung von Pausen ist zu
üben. Endlich sind Projektionszeichnungen (Grund- und
Aufrisse) von einfachen Lauben. Thoren. Zäunen.
Treppen u. s, w. nach Vorlagen oder, wie weiter unten
besprochen, nach eigenen Messungen anzufertigen.
Als Programm für den Feldmefsunterricht sei nach-
folgendes genannt: Erklärung der Horizontalmessungen
(Horizontalprqjektion), die Längenmafse, die Meß-
geräte und ihre Anwendung 1. zur Bezeich-
nung von Punkten im Gelände (Baken, Pfähle; Auf-
stellen von Baken, senkrechtes hinschlagen von Pfählen.
Fluchten); 2. zum Längen messen (Mefskette, Meisbänder.
Mefslatten; Ausführung der Messungen auf ebenem, auf
unebenem Gelände); 3. Messen rechter Winkel durch
die Mittellinie des gleichschenkligen Dreiecks, durch
Dreiecke mit den Seiten 8, 4, 5, durch das gleichseitige
Dreieck; Schätzung des rechten Winkels nach Augenmafs:
Winkelspiegel, Winkelprisma, Kreuzscheibe, Winkelkopf;
4 Instrumente zum Messen und Auftragen von
Höhen (Setz wage, Kanal wage, Nivellierkrücken).
Ausführung der Horizontal-Messungen. a) im Lehr
saale: der verjüngte Mafsstab, einfacher und Transversal-
mafsstab; die Mefslinie mit Abscissen und Ordinalen;
Übungen im Auftragen und Abgreifen von Längen; zeich-
nerische Darstellung von Punkten, Bäumen. Gehölzgruppen,
Gebäudegrundrissen und Grenzen; Dreiecke als Mefsfiguren;
Einzeichnen der Mefslinien in Beete und kleine Garten-
pläne zur Übertragung auf das Gelände.
b) im Gelände: Aufnahmen kleiner Grundstücke oder
von Teilen solcher und Anfertigung von Krokis; Über-
tragung kleiner Pläne, einzelner Wegezüge und Blumen
beete auf das Gelände (Abstecken).*)
Ausführung der Uöhenmessungen. a) im Lehrsaale:
Erklärung der Höhenmessung mit der Kanalwage, der
Wasserwage, der Setzwage, die Anwendung der Nivellier-
krücken, das Wesen der Profile.
b) im Gelände: Aufnahme von Längs- und Quer-
profilen, mit Setzwage, Wasserwage. Kanalwage, Über-
training gleicher Höhen (bei dem Wegebau) mit Setzwage
und Wasserwage, Übungen mit Nivellierkrücken.
Im Anschlufs an das Feldmessen:
Inhaltshcm-liiiungcii. Die Fl&cbenmafse; Inhalt von
Dreieck, Trapez, Rechleck. Kreis: Messung von Wege-
flächen, Beetflächen u. dergl.
Die Körpermafse; Inhalt von Würfel und Prisma;
Inhalt eines Lastwagens, eines aufgesetzten Material-
haufens u. s. w.
In der Gartenkunst (Landschaftsgärtnerei) würde
ich besonders folgendes besprechen: 1. Erdarbeiten:
Planieren, Erdtransport, Rigolen in verschiedenen Verhält-
nissen. 2. Wegebau: Herstellen des Planums, das Bauen
von Lehren für die Verteilung der Auf- und Abtragserde,
die Befestigungsarten, Berechnung der dazu nötigen
Materialmengen, die Verarbeitung des Befestigungsma-
teriales, Gefälle und Entwässerung der Wege. 3. Wasser-
arbeiten: Befestigung von Teichen und Wasserläufen,
das Befestigungsmaterial, Herstellung von Beton u. s. w.;
Einrichtung zum Ablassen des Wassers. Knlwässernngs-
einrichtung. 4. Pflanzarbeiten: Das Pflanzen von
Gehölzen, grofsen Bäumen. Nadelhölzern, Stauden; Berech-
nung der Stückzahlen für Gruppen. 5. Rasenanlage:
Vorbereitung des Bodens, Saatmengen, Technik des Säens,
Vorführung von Samenarten. 6. Blumenschmuck: Ver-
teilung von Blumen nach Farben und Formen. Abstand der
Pflanzen, Ausrechnung der notwendigen Mengen. Als
höchste Leistung dabei Entwerfen einfacher Blumenbeete
mit Beflanzung.
Schließlich raufs die Pflanzenkenntnis geförderl
werden, sowohl in Bezug auf Gehölze, wie auf Stauden.
Sommerblumen, Teppichbeetpflanzen u. s. w. Iß ist. dabei
besonderer Wert auf richtige Namenschreibung zu legen.
*) Siehe unter a.