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Die Gartenkunst — 4.1902

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Juraß, Paul: Schöne Loniceren-Sorten
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0182

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176

DIE GARTENKUNST

IV, 10

Gehölze, ihre Pflege und Verwendung.

Schöne Loniceren-Sorten.

Die Loniceren oder Heckenkirschen sind wegen ihres
reichen Blütenflors sehr zierende Sträucher für den Garten.
Sie gedeihen selbst in leichtem Boden noch ganz gut,
kommen aber freilich in einem nahrhaften, feuchten Boden
zur schöneren Entwickelung. Bis auf einige Sorten, die ich
weiter unten anführe, entwickeln sich die Loniceren selbst
in schattiger Lage noch sehr gut, bei einigen Arten ist
sogar ganz schattiger Standort zum guten Gedeihen er-
forderlich.

In kleinen Gärten und sowohl in gröfseren Parkanlagen
liefern die Loniceren ein sehr schätzenswertes Pflanz-
material, insbesondere da die meisten sehr früh austreiben
und sich im Blätterschmuck zeigen. Das frühe Blühen und
der aufserordentliche Blütenreichtum sind ein besonderer
Vorzug dieser Sträucher. Die Blütezeit richtet sich je nach
der Art und fällt in den Mai und Juni. Die reichlich er-
scheinenden, rot, gelb oder schwarz gefärbten Früchte sind
auch sehr zierend.

Die Verwendung der Loniceren in den Gartenanlagen
ist eine mannigfaltige. Die höher wachsenden Sorten
sind für gröfsere Gehölzbosketts passend zu verwenden
während die niedrigen mehr zur Vorpflanzung geeignet,
sind. Auch als Einzelpflanzung sind einige Arten von
regelmäfsigem Wuchs ganz gut geeignet. Da die meisten
starkwachsenden Sorten von unten leicht kahl werden,
müssen diese öfter beschnitten werden, um eine möglichst
volle Buschform zu erzielen. Das Beschneiden vertragen
die Loniceren sehr gut, da sie selbst aus dem alten Holze
sehr willig wieder austreiben. Bei Einzelpflanzungen ist
ein alljährliches Einstutzen der vorjährigen Triebe von Vor-
teil, die Pflanzen behalten ihre schöne Buschform und
blühen reich, die einzelnen Blumen sind auch von voll-
kommnerer Gröfse als bei unbeschnittenen Pflanzen.

Zum Anpflanzen sollte man nicht zu alte Sträucher
verwenden, da solche ein weniger gutes Wurzelvermögen
haben und schwieriger anwachsen; jedenfalls müssen alte
Sträucher gleich beim Pflanzen stark zurückgeschnitten
werden, um gleich von unten junges Holz zu erhalten.

Die Anzucht der Loniceren geschieht am raschesten
aus Steckholz, welches im Frühjahr ins freie Land gesteckt,
sehr gut wurzelt. Die meisten Arten können auch durch
Samen herangezogen werden, doch kommen sehr leicht
Kreuzungen mit anderen Sorten vor, und erhält man aus
einer solchen Aussaat wenig echte Pflanzen der betreffen-
den Art. Einige Sorten müssen sogar durch Veredelung
und Stecklinge im Winter im Gewächshause vermehrt
werden. Nachstehend führe ich die schönsten und wert-
vollsten Sorten an.

Lonicera Albertii Rgl. Eine hübsche, etwa ein
m hochwerdende Art mit schlanken, überhängenden
Zweigen. Die schmalen Blätter sind bläulich grün und
vorleihen dem Strauch ein sehr zierendes Aussehen. Die
wohlriechenden, rosenroten Blüten erscheinen im Mai-Juni,
denen die grofsen, bläulichroten Beeren folgen. Dieser

Strauch ist ganz besonders als Randpflanzung an Strauch-
gruppen zu verwenden, verlangt aber sonnigen Standort.
Ein alljährliches Zurückschneiden ist bei dieser Sorte
empfehlenswert. Diese Art ist sehr gut aus Samen zu
ziehen, Stecklinge wachsen auch sehr gut. Von dieser
Lonicere kann man sehr zierliche Trauerbäumchen heran-
ziehen, indem man sie auf eine starkwüchsige Sorte als
Mittelstamm veredelt, solche Kronenbäumchen auf Rasen
einzeln angepflanzt machen einen sehr hübschen Eindruck.

Lonicera Ledebourii Eschsch. Aus Kalifornien
stammende, schöne Art. Der Strauch wird 1—2 m hoch
und bildet dichte, schön geformte Büsche; er verlangt eben-
falls sonnigen Standort. Die jungen Triebe sind bräunlich,
vierkantig; die dunkelgrünen Blätter sind länglichrund,
auf der Unterseite graugrün und etwas weichhaarig. Die
röhrenförmigen Blüten sind rötlich-gelb, im Juni. Sehr
zierend sind die glänzenden schwarzen Früchte, die von
grofsen roten Deckblättern umgeben sind. Werden die
Zweigspitzen alle Jahre etwas eingestutzt, so entwickelt
sich der Strauch um so schöner. In Gärten als Einzel-
strauch oder zu mehreren zusammengepflanzt auf Rasen-
flächen ist er von ganz hübscher Wirkung.

Lonicera involucrata Banks. Eine noch wenig
verbreitete, sehr hübsche Art. Der Strauch wächst sehr
kräftig, hat gelblichbraune, kantige Triebe und eine hübsche
glänzendgrüne, grofse Belaubung. Blätter langoval, bis
15 cm lang. Die grofsen Blüten sind schön goldgelb.
Hübsch sind die schwarzen Beeren mit den grofsen, roten
Deckblättern. Der Strauch wächst besser in sonniger als
schattiger Lage und ist als Kinzelstrauch gut zu verwenden.

Lonicera coerulea L. Diese Art ist mit ihren bräun-
lichroten, etwas überhängenden Zweigen sehr zierend. Die
hübsche, frischgrüne, sehr früh erscheinende Belaubung
und die schon im April-Mai hervorkommenden grünlich-
gelben Blüten machen diesen Strauch zu einem der
schönsten Fi iihlingsblüher. Die röhrenförmigen Blüten
stehen meist zu zweien an kurzen Stielen. Die schwarz-
blauen, etwas bereiften Beeren heben sich sehr zierend von
der frischen Belaubung ab. 1 »er Strauch wächst selbst im
tiefen Schatten, erreicht eine Höhe von etwa 1—lVj m und
baut sich auch ohne Schnitt hübsch buschig, ist daher für
kleine Gärten in schattiger Lage passend zu verwenden.
Eine sehr hübsche Abart ist L. coerulea graciliflora
mit blaubereiften jungen Zweigen, was besonders im Winter
vorteilhaft hervortritt. Auch L. coerulea Kirilowii ist
zu erwähnen, die einen stärkeren Wuchs und heller rot
gefärbte Zweige hat. Die Anzucht der Lonicera coerulea
und Formen geschieht am leichtesten durch Stecklinge im
Frühjahr.

Lonicera hispida Pall. Ein in Sibirien heimischer
Strauch, daher für ganz nördliche Gegenden passend. Er
wird etwa ein m hoch und treibt kräftige, aufrechte
Triebe, die borstig behaart sind. Die Rinde der jungen
Zweige ist gelblich-grün. Die festen Blätter sind ziemlich
grol's, herz-eiförmig, oben frischgrün, unten gelblich-grün.
Die trichterförmigen, grünlich-gelben Blüten meist zu zweien
an überhängenden Stielen, im Mai-Juni. Die roten Beeren
sind von den grofsen Deckblättern eingeschlossen. Der
 
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