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Die Gartenkunst — 4.1902

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Juraß, Paul: Schöne Loniceren-Sorten
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Laubhölzer mit streng pyramidenförmigem Wuchs, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0184

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178

DIE GARTENKUNST

IV, 10

Strauch wächst ohne Schnitt buschig, er ist besonders als
Einzelstrauch in kleinen Gärten zu verwenden, verlang!
aber sonnigen Standort. Die Anzucht ist durch Samen
oder Stecklinge vorzunehmen. Letztere wachsen nicht be-
sonders gut, und mufs man im Notfälle zur Veredlung
greifen.

Lonicera chrysantha Turcz. Eine sehr kräftig
wachsende Art, die noch wenig in Gärten anzutreffen ist.
Der Strauch wird etwa 3—4 m hoch, hat dunkelgraue,
ausgebreitete Äste mit etwas kantigen Zweigen, an denen
die langen, spitzen Knospen abstehen. Blätter ländlich zu-
gespitzt, auf beiden Seiten weich behaart, ebenso wie die
jungen Triebspitzen. Die anfangs weifsen, dann gold-
gelben Blüten sind angenehm duftend. Beeren korallenrot.
Der Strauch liefert ein gutes Pflanzmaterial für gröfsere
Gehölzfiruppen.

Lonicera iberica Bieb. Diese Lonicere ist von dein
niedrig bleibenden eine der schönsten. Der Strauch wird
etwa D/2 m hoch und baut sich ohne Schnitt als runder
Busch; er treibt viele Stengel, die sich dicht verzweigen
und recht voll mit runden, kleinen, bläulich-grünen Blättern
besetzt sind, von denen sich die verhältnisniäfsig grofsen
gelben Blumen sehr hübsch abheben. Reicher Blütenflor
ist .ein weiterer Vorzug dieses niedlichen Strauches. Zur
Zeit der Fruchtreife macht er mit den-dunkelroten Früchten
einen sehr zierenden Eindruck. Die Vermehrung dieser
Art hat durch Samen oder Stecklinge im W inter unter
Glas zu geschehen, Stecklinge von altem Holz im Frühjahr
gesteckt wachsen sehr schlecht.

Lonicera Xylosteum L. Gemeine Heckenkirsche.
Diese Art ist nebst der L. tatarica am meisten verbreitet.
Der Strauch kommt in Europa, Orient und Sibirien wild
vor und gedeiht in jedem Boden und in jeder Lage, sei
sie sonnig oder ganz schattig, gleich gut, daher auch
seine allgemeine Verbreitung. Die Blätter sind länglich
rund bis ganz rund, oben leicht, unserseits dichter be-
haart, dunkelgrün mit bläulichem Schein. Die Zweige
verästeln sich sehr und hängen leicht über. Die Blüten
sind verhältnismäfsig klein, rahmweifs, beim Verblühen in
dunkelgelb übersehend, erscheinen im Mai-Juni in sehr
reicher Anzahl. Beeren dunkelrot. Der Strauch ist in
Gärten und Parkanlagen auf vielfache Weise zu verwenden,
da er sehr genügsam ist und selbst in strengem Boden
gut fortkommt. In Gehölzgruppen, wo Lücken entstehen,
ist Lonicera Xylosteum zum Ausfüllen wie kein anderer
Strauch geeignet. Zum Bedecken von Abhängen und zur
Ausschmückung von Felsenwänden leistet er sehr gute
Dienste. Anzucht durch Samen oder Stecklinge.

Lonicera orientalis Lam. Ein 1—2 m hoch werden-
der Strauch des Orient. Der Wuchs ist buschig, Zweige
aufrecht, die jungen Triebe sind bräunlich; Blätter nieist
eirundlich, fest, oft fast schwarzbraun austreibend, später
dunkelgrün mit bläulichem Schein. Die rötlichen Blüten
zu zweien an kurzen Stielen. Besonders zierend sind die
grofsen schwarzen Beeren. Vermehrung durch Samen oder
Stecklinge.

Paul Jurafs, Bauinschulenweg b. Berlin.

Lnihliölzer mit streng pyramidenförmigem Wuchs.

Acer dasycarpum pyramidale Späth. Line
hübsche Abart des Silberahorn, in der Baumschule von
L. Späth entstanden und von dort verbreitet. Die Äste
streben schön aufrecht und bilden eine dichte, hübsch ge-
formte Krone. Der Baum ist als Alleebaum von grofser
Schönheit. Die Belaubung dieser Abart ist etwas kleiner
als bei der Stammart, etwas mehr eingeschnitten, auf der
Unterseite silbrig weifs, oben freudig grün. Die Blätter
bleiben bis spät in den Herbst hinein frisch, was ein
guter Vorteil vor mancher andern Baumart ist. Ein Be-
schneiden der Krone ist kaum notwendig, da sie sich von
selbst schön breit-pyramidal bildet, nur wird im Alter ein
Auslichten der Krone vorgenommen, um ein Absterben der
zu dicht stehenden Aste zu verhüten. Die Anzucht geschieht
durch Veredlung auf die Stammart oder durch Ableger.

Del Baum ist vollständig winterhart und gedeiht selbst
in leichtem Boden ganz gut, wenn genügend Feuchtigkeit
vorhanden ist.

Aesculus Hippocastanum pyramidale hört.
I liese Form der gewöhnlichen Rofskastanie ist von streng
aufrechtem Wuchs. Besonders als Hochstamm macht diese
Abarl einen sehr zierenden Eindruck. Zur Bepflanzung von
Strafsen in Städten und von Alleen in Gartenanlagen ist
dieser Baum von unschätzbarem Wert, da die Krone keinen
grofsen Umfang erreicht, aber durch die grofse Belaubung
genügend Schatten giebt. Ein Beschneiden der Krone ist
hier wie bei allen Aesculus überhaupt nicht vorzunehmen,
da die Rofskastanien ein Zurückschneiden nicht vertragen.
Die Vermehrung von Aesculus Hippoeast. pyramidale ge-
schieht, durch Veredlung auf die Stammart.

Amygdalus Persica pyramidalis hört. Der
Wuchs dieser Pfirsiche ist schmal pyramidal, fast säulen-
förmig zu nennen. Diese Form ist am besten nur in
niedrigen Pyramiden anzupflanzen, wo sie auf Rasenflächen
als Einzelpflanze von ganz guter Wirkung ist. Die Be-
laubung ist grofs, frischgrün; Blüten ziemlich grofs, hell-
rosa. Der Strauch verlangt im Winter, besonders in der
Jugend, einen leichten Schutz. In den ersten Jahren
ist ein öfteres Zurückschneiden der jungen Triebe zu em-
pfehlen, damit eine etwas breitere Pyramidenform von unten
auf erzielt wird. Die Anzucht geschieht durch Veredlung
auf Pflaumenwildlinge. Der Strauch gedeiht am besten in
einem lehmigen, nahrhaften Boden mit genügender Feuch-
tigkeit.

Betula alba fastigiata hört. Eine hübsche Pyra-
midenform der Weilsbirke. Der Wuchs dieser Birke ist
schmal pyramidal, ähnlich der italienischen Spitzpappel,
her Baum ist von sehr kräftigem Wuchs und ist hübsch
voll belaubt. Am schönsten entwickelt sich die Form des
Baumes, wenn er alljährlich beschnitten wird; im Alter
wird die Form etwas unregelmäfsig. Als Einzelbaum ist
diese Birke ganz gut zu verwenden, verlangt aber einen
vor zu starken Winden etwas geschützten Standort. Zum
Bepflanzen von Alleen ist der Baum weniger geeignet.
Betreffs des Bodens macht diese Form gleich der gewöhn-
lichen Birke wenig Ansprüche, er gedeiht selbst in leichtem
 
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