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Die Gartenkunst — 4.1902

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Goeschke, Franz: Interessante Gärten Oberschlesiens
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Juraß, Paul: Laubhölzer mit streng pyramidenförmigem Wuchs, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0203

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i98

DIE GARTENKUNST

IV. 11

M. H. Ich könnte Ihnen noch eine weitere Anzahl
von sehenswerten Gärten in Obersohlesien anführen, doch
die mir zur Verfügung stehende Zeit ist abgelaufen und
es sei mir nur noch gestattet, einige W orte über Proskau
und das dortige königl. pomologische Institut zu sagen,
über die Stätte, an der viele Hunderte von jungen Gärtnern
und Gartenkünstlern den Grund gelegt haben für ihre
wissenschaftliche Ausbildung. Proskau ' liegt etwa 12 km
südlich von der Bahnstation Oppeln und ist leicht per
Wagen zu erreichen. Das königl. pomologische Institut
wurde vor ca. 35 Jahren als erste rein staatliche Lehr-
anstalt für Garten- und Obstbau ins Leben gerufen. Das
Proskauer Institut ist keine blol'se Obstbauschule, sondern
die Anstalt wurde von vornherein auf der breitesten Basis
gegründet und mit allen Lehrmitteln ausgestattet, um den
Schülern eine gründliche Ausbildung in den verschiedensten
Zweigen der Gärtnerei zu ermöglichen. Uriter Leitung
des verstorbenen Ökonomierat Gustav Stoll hat die An-
stalt einen rühmlichen Aufschwung genommen. Sein
Sohn und Nachfolger, Herr Landes-Okonomieral Professor
Dr. Rudolph Stoll, ist nicht minder bemüht, die Anstalt
den zeitgemäfsen höheren Ansprüchen gemäfs immer weiter
auszubauen und zu vervollkommnen.

Weiter auf die Einrichtung des Proskauer Institutes
einzugehen, dürfte sich tür mich erübrigen, da ja der Be-
such desselben mit auf der Festordnung dieser Versamm-
lung steht. Noch will ich bekennen, dafs es mir zur
gröfsten Freude und Genugthuung gereicht, in der heutigen
Gartenkünstler-Versammlung eine so grofse Anzahl meiner
früheren Schüler zu sehen und zu begrüfsen. M. H. Ks
sind darunter eine stattliche Reihe, die bereits hoch-
angesehene Stellungen in ihrem Fache einnehmen. Da-
durch, dal's dieselben als Mitglieder, ja als recht thätige
Mitglieder des Vereins Deutscher Gartenkünstler zu den
Ihrigen zählen, bilden sie Wohl das beste Beweismaterial
für die Leistungsfähigkeit der Proskauer Anstalt.

Ich beehre mich, Sie nochmals herzlichst nach Proskau
einzuladen, damit Sie sich persönlich informieren und davon
überzeugen können, was die Anstalt als solche treibt und
leistet. Ich ersuche Sie. sich recht zahlreich an der
Exkursion nach Proskau zu beteiligen, Sie werden dort
herzlich willkommen sein.

Gehölze, ihre Pflege und Verwendung.

Laubhölzer mit streng pyramidenförmigem Wuchs.

(Schiufa.)

Populus alba Bolleana Lauche. Aus dem west-
lichen Asien stammende, schön pyramidal wachsende Form
der gemeinen Weifspappel. Der Baum ist von ungemein
kräftigem Wuchs, hat schöne grofse, oben glänzend dunkel-
grüne, unterseits silberweifse Üelaubung; die Blätter sind
am Rande mehr ausgebuchtet und in einer längeren Spitze
ausgezogen, als bei der gewöhnlichen Silberpappel. Als
Allee- und Strafsenbaum ist diese Pyramiden-Silberpappel
von hohem Zierwert. In Pyramidenform gezogen ist sie

in Parks und gröfseren Gartenanlagen mit Vorteil zu ver-
wenden. Betreffs des Bodens ist der Baum genügsam,
kommt aber in einem lehmigen, nahrhaften, regelmäfsig
feuchten Boden zur besseren Entwickelung. Um recht
hübsche volle Pyramiden zu erzielen, ist es notwendig,
die Pflanzen in den ersten Jahren regelmäfsig zu schneiden,
bis ein volles Astwerk vorhanden ist; unterläfst man in der
Jugend das Zurückschneiden, dann bilden die Pflanzen
meist Hochstämme. Die Anzucht geschieht am besten
durch Steckholz im Frühjahr. Der Baum ist bei uns in
Deutschland vollständig winterhart und einer unserer
schönsten Pyramiden bäume. Betreffs der schönen Blatt-
färbung ist die.se Pappel als Pyramidenbaum noch ohne
ihresgleichen.

Quercus pedunculata fastigiata DC. Einer un-
serer schönsten und auch am weitesten verbreiteten Bäume
mit streng aufrecht wachsenden Zweigen. Diese Eiche ist
von sehr kräftigem Wuchs, hat dichte, hübsch dunkelgrüne
Belaubung. die sich oft bis in den späten Herbst hinein
frisch grün erhält. Der Baum ist zur Bepflanzung von
Alleen in Parks ganz besonders geeignet, besonders da er
die gute Eigenschaft besitzt, das Beschneiden selbst im
Sommer gut zu vertragen, so dal's man die Pflanzen
ganz schmal in Form halten kann. Als Einzelpflanze auf
grölseren Rasenflächen ist diese Eiche von hohem Zierwert.
Als Hochstamm findet der Baum auch hier und da Ver-
wendung, ist aber nicht gerade zu empfehlen. Wie alle
Liehen, verlangt er zu seinem üppigen Wachstum einen
möglichst nahrhaften, genügend feuchten Boden. In der
Jugend ist ein jährliches Zurückschneiden in Pyramiden-
form erforderlich, um eine möglichst volle Form von unten
herauf zu erzielen, auch kann ein Einstutzen der Jahres-
triebe vor dem Austreiben des zweiten Triebes vorge-
nommen werden. Die Anzucht geschieht entweder durch
Samen, der aber nur teilweise gut pyramidal wachsende
Pflanzen ergiebt, es ist daher besser durch Veredlung auf
die gewöhnliche Eiche die Pyramiden-Eichen heranzuziehen.
Da starke Exemplare dieser Eiche oft schwer das Ver-
pflanzen vertragen, ist es notwendig, von Jugend an durch
ein öfteres Verpflanzen für ein recht gutes Wurzelvermögen
zu sorgen; die beste Verpflanzzeit ist das Frühjahr, wenn
die Pflanzen in Saft kommen.

Die verschiedenen Formen der Pyramiden-Eiche sind
gleich der Stammform zu verwenden und zu behandeln.
Als besonders erwähnenswert führe ich folgende an:

Quercus pedunculata fastigiata fol. punctatis.
Form mit gelblich weifs punktierten Blättern: die Färbung
ist aber nicht besonders hervortretend. Der Wuchs dieser
Sorte ist etwas schwächer, aber streng pyramidal und von
schöner, geschlossener Form.

Quercus ped. fastigiata graeilis. Belaubung
hübsch dunkelgrün, die Blätter sind etwas gewellt. Der
Wuchs ist schmal pyramidal.

Quercus ped. fastigiata oxyacanthifolia. Eine
noch neuere Form mit zierlicher, tief gezackter Be-
laubung.

Robinia l'seudacacia pyramidalis hört. Eine
hübsche Form der gemeinen Akazie. Der Wuchs des
 
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