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Die Gartenkunst — 4.1902

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Ausschmückung der Straße Unter den Linden zur Feier des Einzugs des Königs von Italien in Berlin am 28. August
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Verschiedene Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0206

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IV, 11

DIE GARTENKUNST

201

brunnen je ein Bannerträger von je zwei Postamenten
flankiert vorgesehen war. Die letzteren mit Körben, wie
vor dem Brandenburger Thor, versehen und mit den
Bannerträgern durch längliche, etwas tiefer stehende Körbe
verbunden. Reichlicher, farbenprächtiger Blumen- und
Blattpflanzenschmuck traten hier angemessen in die Er-
scheinung und hoben sich wirkungsvoll von dem mit dunklem
Fichtengrün bekleideten Unterbau der Bannerträger ab.
Grofsblätterige Pflanzen, wie Canna indica, metallica,
Sparmannia africana, blaue und rote Hortensien, Phlox
decussata. Lilium lancifolium rubrum und album. Heliotrop,
Godetien fanden in den Körben, von denen Tagetes und
Delphinium-durchwirkte Epheuranken herabhingen, zweck-
entsprechende Verwendung, während die länglichen Körbe
zwischen den Postamenten der Bannertränger auf dem
Pariser Platz einfarbig gehalten und mit blühenden Zonal-
Pelargonien besetzt waren.

Für die Ausschmückung der Promenade bezw. der sie
begrenzenden Rasenstreifen war der Gedanke leitend, die
etwa 30—40 m voneinander entfernt hergestellten und
später zur Aufnahme ornamentaler, aus Bronze gefertigter
Bänke bestimmten Nischen teils als Blumenbeete zu be-
handeln, teils mit dekorativen, von Blattpflanzen flankierten
Palmen zu besetzen, die sich aus einem dunkelgrünen
Untergründe von Epheu erhoben, während in den Zwischen-
räumen Palmen, wie Latania borbonica. Chamaerops excelsa
und humilis, Dracaena Draco und Rothiana, Phoenix dacty-
lifera, Balantium antarcticum und Agave americana. Gym-
nothrix latif'olia mit immergrünen Pflanzen, wie Rhododen-
dron, Aucuba, Evonymus, Ligustrum u. a., teils einzeln
stehend, teils zu gröfseren Gruppen vereinigt, mannigfaltig
mit einander abwechselten.

Sehr ansprechend traten die genannten Blumenbeete
in die Erscheinung. Ihnen war ein Hintergrund von
Thuja occidentalis, Biota orientalis und Buxus sempervirens
gegeben, der sich durch geschickt angeordnete Einzel-
stellung von grofsblumigen Cannas, Georginen, Funkia
lanceolata, Phlox decussata, Campanula oarpathica, Lilium
lancifolium. Ismene calathina u. a. locker in den Rasen
hinein verlief. Die Blumenbeete, je einander gegenüber-
liegend, waren besetzt mit Chrysanthemum „Gustav Gruner-
wald" und Ageratum mexicanum, Pelargonium „Meteor''
und Heliotrop, Tagetes erecta pumila nana „Ehrenkreuz"
bezw. Zinnia Haageana pumila mit Lobelia „Kaiser Wil-
helm", Begonia „Herfordia" und Centaurea candidissima.

Im ganzen kamen nicht weniger als ca. 10500 Pflanzen
zur Verwendung, darunter allein ca. 7500 blühende Pflanzen,
ferner 100 Thuja occidentalis, 300 Biota orientalis, 450
Buxus sempervirens arborescens, 32 Latania borbonica,
15 Chamaerops excelsa und humilis, 12 Dracaena Draco
und Rothiana u. a. m.

Die Gesamtkosten der gärtnerischen Ausschmückung
beliefen sich auf 2150 Mark.

Dem Vernehmen nach sollen sich die Behörden mit
dem Gedanken tragen, diese Ausschmückung, die allgemeinen
Beifall bei den Berlinern sowohl, als auch bei den Fremden
gefunden, im kommenden Jahre, wenn auch in bescheideneren
Grenzen, wieder neu erstehen zu lassen. Hoffen wir es- X.

Verschiedene Mitteilungen.

Die vollständige Übersiedelung des Berliner Botanischen
Gartens nach Dahlem wird voraussichtlich noch eine Reihe
von Jahren dauern. Die Anpflanzungen im freien Lande sind
allerdings beendet, die Wohnhäuser für die Direktoren und das
Gartenpersonal fertig, aber von der grofsen Gewächshausanlage
ist erst . der kleinste Teil vollendet. Von der ganzen grofsen
Schauhausgruppe stehen erst 4 Häuser im ersten Eisengerippe
da; erst wenige Häuser sind fundamentiert. vom Palmenhause
ist noch nichts zu sehen. Ebenso ist vom Neubau des Botanischen
Museums noch nichts zu merken, obwohl in der Universitäts-
chronik schon seit Jahren darüber geklagt wird, dafs das alte
Museum keinen Raum mehr habe, und dafs die Sammlungen
zum grofsen Teil in Mietshäusern untergebracht werden müfsten.
Im alten Galten sind die Gewächshäuser so baufällig, dafs ein
Umbau sich schon vor 10 Jahren nicht mehr lohnte, was bei
dem hohen Alter der Räume, die zum Teil noch aus dem An-
fange des 19. Jahrhunderts stammen, nicht zu verwundern ist.
1 rotzdem schreitet der Hau der neuen Gewächshäuser nur
langsam vorwärts.

In den neuen akademischen Hochschulen für die
bildenden Künste und für Musik zu Charlottenburg werden
dem „Reichsboten" zufolge vom Tiergartendirektor Geitner
z. Zt. anmutige Anlagen geschaffen. Die liehen Wandflächen auf
den verschiedenen Hofen werden mit Spalieren berankt, und
der Haupthof, an dessen Südseite die Ornamentklasse hinein-
ragt und auf dem ein Glasatelier für Tiermalen errichtet ist,
hal bereits eine recht wohlthuende Umgestaltung erfahren:
Rasenflächen. Baumgruppen, felsiges Gestein mit kleinen
Tannen und dergleichen schmücken das wellige Terrain, und
die Kunstjünger werden hier manches malerische Motiv für
ihre Skizzenbücher finden. Nicht minder wirksam hat Direktor
Geitner auf dem langen Hof zw ischen den beiden J lochschulen
eingegriffen: Hier werden Lindenreihen eingepflanzt, Rasen-
streifen angelegt. Promenadenwege geschaffen und Sitzbänke
aufgestellt, so dafs die Jünger der Tonkunst in ihren Musik-
pausen angenehm lustwandeln und sieh ausruhen können; vor
allem aber ist eine hübsche Unterbrechung der langen und
kahlen Gebäudeflächen erreicht.

Für ausgestellte gartenkünstlerische Pläne und Projekte
ist Herrn Gartenarchitekt Pietzner, Freiberg i. S. und Breslau,
auf der Gewerbe Ausstellung in Zittau ein Ehrendiplom und
auf der Gartenbau-Ausstellung in Beuthen, O/Schl., eine
silberne Medaille zuerkannt worden, in beiden Fällen die
höchsten verliehenen Preise. Von der Firma mit ausgestellt
war u. a. das Projekt für den mehr als 90 Morgen grofsen
Stadtpark für Hohenstein-Ernstthal i. S.

Der Gottesacker in der Weberstrafse in Zeitz, der am
1. Oktober für Beerdigungen geschlossen wird, soll in einen
Friedenspark umgewandelt werden, zu welchem Zweck der
verstorbene Bankier Wilhelm Schneider der Michaelis-
kirchengemeinde ein Legat von 60000 Mk. vermacht hat. Die
Kirchengemeinde hat sich nun au die Stadt gewandt, die Um-
wandlung des Friedhofs unter Nutzniefsung des Legats aus-
zuführen. Die Stadtverordneten sind dem nicht abgeneigt.
Nach einem vom Garteningenieur Moosdorf-Leipzig vor-
liegenden Projekte steilen sich die Umwandlungskosten auf
22000 Mk.

Auf dem durch Niederlegung der fetzten alten Häuser er-
weiterten Rathausplatze in Plauen bei Dresden ist mit der
Aufstellung des von Prof. Henze entworfenen Monumental-
brunnens begonnen worden. Hervorragende gärtnerische An
lagen werden den Brunnen umgeben.
 
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