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Gell, William
Probestücke von Städtemauern des alten Griechenlands: aus dem Engl. übersetzt — München, Stuttgart, Tübingen, 1831

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https://doi.org/10.11588/diglit.5032#0025

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ursprünglichen Mauern von Mycenä oder Tirynth auch nicht die geringste
Aehnlichkeit statt findet. Ein Versehen, das bereits in einer frühern
Schrift über Argolis bemerkt wird, und wornach man vermuthen könnte,
dafs dieses Muster von Polygonen als Probestück der Mauern von My-
cenä gegeben werde , hat wahrscheinlich zu der Verwirrung der Ansich-
ten über rohe Blöcke und gut zugehauene Winkelsteine, die in der That
nicht die geringste Aehnlichkeit mit einander haben, beigetragen.

Eine merkwürdige Stelle wird von Petit Radel aus der Ethik
des Aristoteles angezogen, die möglicherweise für die cyklopische Bauart
angeführt werden könnte: ,,Dans le modedebatir, ditLesbien, on ne se
servait pas des pierres taillees, avec soin disposees et alignees regulie-
rement. Ce genre de construction s'appellait ainsi des Lesbiens^ car
dans leur maniere de bätir, les pierres formaient des rentrees et des
saillies."

Es erhellt keineswegs, dafs sich diese Vertiefungen und Vorsprünge
auf etwas Anderes als Mauerwerke auf dem Lande beziehen 5 wenn die
Mauern aber einige Analogie mit denen von Argolis haben, so meint
Petit Radel, dafs sie sich von Xanthus, dem Sohne des Königs
Triopas von Argos, 1600 Jahre vor Christus herschreiben. Es besteht
auch eine Sage, dafs Orestes seinen Sohn Penthilus mit einem Heer
nach Euböa sendete, der dann später Thessalien durchzog und sich end-
lich in Lesbos niederliefs.

Es wäre höchst wünschenswert!!, den Zusammenhang dieser Cyklo-
pen, welche zur Zeit des Prötus nach Griechenland kamen, aus einem
Lande des Ostens nachzuweisen, wo noch Denkmäler ihrer Werke vor-
handen wären. Sie haben durchaus keine Aehnlichkeit mit irgend einem
ägyptischen Mauerwerk. Wenn sie von den Ufern des Nils, nach der
Vertreibung der Hirtenkönig€ kamen, so sollte man wenigstens eine
Spur ihrer Werke zu Abaris erwarten, wenn die Ruinen untersucht
würden. Die Hirtenkönige, welche zu Memphis wohnten und die Py-
ramiden bauten, hielten gewifs Künstler, welche wufsten, wie man die
grofsen Steinmassen fortschaffen und behandeln mufste; allein die Bau-
meister der Pyramiden waren schon zu sehr Cukivirt, als dafs sie die
Erbauer von Tirynth seyn könnten; sonst glaubten wir gern, dafs Co-
lonien dieser Eindringlinge, als sie von den ächten Pharaonen aus
 
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