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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 14.1903

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Tikkanen, Johan Jakob: Gesellius, Lindgren und Saarinen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6711#0323

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INNEN-DEKORATION.

291

gesellids, lindgren u. saarinen. Tropfstcin-Kapitell. Haus Pohjola.

Die alten Helden-Gesänge haben für
ihn fast den Karakter eines Selbsterlebten,
obschon er sie keineswegs »illustriert«,
sondern immer souverän von der künst-
lerischen Seite nimmt. Erst ein rück-
sichtsloser Naturalist, später ein ebenso
konsequenter Symbolist, ist Gallen in
beiden Fällen in demselben Grade der
Künstler der Wildnisse des inneren Finn-
lands und ihrer melancholischen Be-
wohner, der Dolmetscher der masslosen,
düsteren Phantastik des finnischen Volks-
Epos, wie Edelfelt ein Schilderer der
offenen, entschlossenen, schwedischen
Küsten-Bevölkerung und das Produkt
des skandinavisch-finnländischen Geistes-
Lebens. Nirgends tritt jedoch das Ge-
meinfinnische so ungemischt an den
Tag, wie bei dem jungen Maler Rissanen,
welcher das Volksleben nicht etwa, wie
der Bahnbrecher der finnländischen
Malerei, Ekmon (1873), mit patriotischen
Augen, auch nicht, wie unsere Genre-
maler der Düsseldorfer-Schule, senti-
mental oder humoristisch oder gar, wie
Edelfelt, künstlerisch vornehm betrachtet,
sondern wie ein Bauer die Bauern malt.
Die Heimtragung des toten Arbeiters*)
ist keine nur melodramatische Episode. Ist
doch der Gestorbene sein eigener Vater!

Eine ähnliche Erscheinung begegnet
uns auch in der Entwickelung der finn-

*) Siehe die Abbildung im Oktober-Heft der
»Deutschen Kunst und Dekoration«, Seite 19.

ländischen Baukunst. Als sie endlich in den
siebziger Jahren einheimische Kräfte zu ihrem
Dienste fand, so stammten diese zunächst wie-
der aus denselben Kreisen wie die älteren
Maler und Bildhauer und sie benützte, mit
grösserem oder geringerem Glück, die in den
ausländischen Bauschulen, z. B. Stockholm und
Wien, gelernte kosmopolitisch - eklektische
Architektur-Sprache, jedoch mit einer ausge-
sprochenen Vorliebe für die Renaissance. Der
erste dieser Richtung war Fr. A. Sjöström
(f 1885), ihm folgten Th. Höyer, J. Ahrenberg,
S. Gripenberg und vor allem der noch in
rüstiger Tätigkeit wirkende G. Nyström.

Auf keinem Gebiete haben sich die neuen
Bestrebungen in einem so jähen Bruche mit
der vorigen Entwickelung, mit einer so revo-
lutionären Kraft geäussert, wie eben in der
Architektur. Schon in der Schule nahmen die
Anhänger derselben den Kampf auf und als
sie aus dem polytechnischen Institute traten, da

gesellius, lindgren u. saarinen.

Tür mit Tropfstein-Skulp-
turen am »Haus Pohjola*.
 
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